Lila 082 Menschen statt Autos! Forderungen zu den Bundestagswahlen 2017

Noch 10 Tage bis zu den Bundestagswahlen! Unser feministischer Blick auf die Wahlprogramme der Parteien soll euch helfen, die Wahl-Entscheidung leichter zu fällen. Hinzu kommen vier Forderungen unserer Hörerinnen an die neue Regierung – sie lassen sich nicht ködern mit den typischen Versprechen wie „Steuern senken“, sondern es geht ihnen um mehr, um ein „gutes Leben“.

Wählen gehen! Nicht wählen hieße die Rechten zu stärken.

Welche Parteien was zu den Themen Frauengesundheit, Bildung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Renten oder soziale Gerechtigkeit sagen, darum geht es in dieser Ausgabe des Lila Podcasts ebenso wie um Tools wie Wahl-O-Mat oder Sozial-O-Mat.

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Susanne Klingner
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Katrin Rönicke
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Barbara Streidl
Intro: CC-BY-NC-ND ProleteR “April Showers” http://proleter.bandcamp.com/

 

Links und Hintergründe

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9 thoughts on “Lila 082 Menschen statt Autos! Forderungen zu den Bundestagswahlen 2017”

  1. Ich glaube dass sich auch die Forderungen nach 40 Stunden Vollzeit, Vollbeschäftigung und möglichst schneller Rückkehr in die Vollzeit nach der Entbindung sehr gut demografisch erklären lassen: Einerseits sind sowohl Mitglieder als auch Stammwähler der Spd massiv „überaltert“ (blöder Begriff, sorry schon jetzt für ausufernde Generalisierung, um einen Punkt zu machen der statistisch dann doch wieder relevant isz), es sind die Alten im Westen die sich bei der Wahl hauptsächlich zwischen SPD und CDU entscheiden weil das tradiert ist, und sie sind schlicht die bedeutendste Wählergruppe aufgrund ihrer Anzahl. Gleichzeitig sind dies Menschen, die in den Nachkriegszeit in Zeiten von Vollbeschäftigung groß geworden sind, sich an die „goldenen Jahre“ erinnern und diese politische Forderung als sehr wichtig internalisiert haben – weil sie sich auch ganz anders als jüngere Generationen über ihren Beruf und ihren Arbeitgeber definiert haben.
    Ein ähnliches Problem haben die Gewerkschaften. Ihre Mitgliedschaft ist überdurchschnittlich alt, junge Leute können es sich aufgrund irregulärer Beschäftigungsverhältnisse, ewiger Teilzeit, Dauerbefristung der Verträge und – wie ich in meinem Umfeld (Gastronomie) erlebe – schlichten finanziellen Gründen eine Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft nicht leisten können. Oder das zu mindest glauben. Und dann fällt es Gewerkschaften eben auch schwer Themen wie BGE oder die 30 Stunden Woche aktiv auf die Agenda zu schreiben – sie müssen am Ende ja auch ihre Mitglieder vertreten. Was am Ende vielleicht auch erklärt, warum die Gewerkschaften weiterhin so fest an der Seite der SPD stehen, auch wenn diese sich durch die Agenda oder das Tarifeinheitsgesetz (…) alle Mühe gegeben hat diese gegen sich aufzubringen.

    Und damit endet mein spontaner Monolog der beim zuhören sprudelte, abschließend großes Lob und vielen Dank für eure tolle Arbeit 🙂

  2. Was ich ein wenig merkwürdig fand, waren so Aussagen nach dem Motto „Oh, Gott, ich habe mit der AfD 36% Übereinstimmung“ oder „Hilfe, ich stehe der FDP nah“. Das wirkt fast so, als ob es in erster Linie nicht um politische Inhalte und Haltungen geht? Denn wenn doch, dann ist es doch nicht wichtig, wer sie vertritt.

    Solche Aussagen wirken so, als ginge es darum, sich eine Partei mit einem coolen Image rauszupicken und sich damit zu schmücken, dass man sie wählt.

    Lieber eine „coole“ Partei wählen als eine „doofe“ Partei, die sich aber für das, was mir wichtig ist, stark macht? Mir die „coole“ Partei schönreden, damit ich auch cool bin? Geht es bei der Wahl nur um Pflege des eigenen Images? Ich weiß ja nicht.

    (Ich weiß, dass Ihr nicht so tickt. Aber solche Aussagen wirken fast wie selbstauferlegte Gesinnungsverbote.)

    Und warum nicht mal die AfD mit in die Wahl-O-Mat-Auswertung miteinbeziehen? Vielleicht aus Angst, mehr als 0% Übereinstimmungen mit ihr festzustellen? Aus Angst, man könnte zu dem Schluss kommen: „Sind wir nicht alle ein bisschen AfD“?

    Das gibt es nicht, dass man mit einer Partei 100%-ig übereinstimmt oder 0% Übereinstimmung hat.

    Und das ist doch keine Schande.

    Mehr Mut dazu, Gemeinsamkeiten zu entdecken!

    Und um zum Schluss mal ein schönes Zitat zu bringen:

    „Provoziere dich selbst mit neuen Ansichten!“

    1. “Und warum nicht mal die AfD mit in die Wahl-O-Mat-Auswertung miteinbeziehen? Vielleicht aus Angst, mehr als 0% Übereinstimmungen mit ihr festzustellen? Aus Angst, man könnte zu dem Schluss kommen: “Sind wir nicht alle ein bisschen AfD”?”

      ich greife das mal auf, weil ich das ja gesagt habe. Ich habe den Wahl-O-Maten schlichtweg als Entscheidungshilfe gesehen und nur die Parteien mit einbezogen, die ich auch wählen würde. die MLPD oder die Tierschutzpartei habe ich ja auch nicht ausgewertet.

      ich zieh mir jetzt auch nicht den Schuh an, mich nicht genug mit anderen Ansichten auseinanderzusetzen. die FDP steht in ihrem Gesamtbild für eine neoliberale und unsoziale Politik – fertig und aus. Es ist kein gefürchteter Imageverlust, dessentwegen ich sage, das ist jetzt blöd, dass ich das ausgerechnet bei denen finde und bei den anderen vielleicht nicht. Sondern eine durch und durch politische Aussage. Es ist deren POLITIK, die ich ablehne.

      und bei der AfD noch viel, viel krasser. denn schüren aktiv Fremdenhass.

      LG
      Katrin

    2. Hallo Bommel,

      auch ich antworte dir kurz, weil ich die FDP-Oh-Gott-Tante bin. Diese Aussage meint nicht, dass ich die FDP nicht wählen würde, würde sie viele meiner Ansichten vertreten – ganz im Gegenteil. Denn eigentlich stehe ich der liberalen Idee ziemlich nahe. Allerdings eben eher im Sinne John Stuart Mills als der deutschen Freidemokraten. Deren Glaube an einen freien Markt, der alle Bereiche des Lebens reguliert und Gerechtigkeit so ganz nebenbei entsteht, teile ich schlicht nicht, sondern halte sie für einen elitären Ansatz von Menschen, die schlicht meistens Glück gehabt haben – sonst wären sie zu einer anderen Perspektive fähig. Dass die FDP Bildungspolitik von Anfang an machen will, finde ich sehr gut, sie bleibt aber für mich wegen all der oben genannten Gründe einfach unwählbar, daher mein (zugegeben: gespieltes) Entsetzen.

      Viele Grüße, Susanne

    3. Und last but not least die, die im Wahl-O-Mat über 36 Prozent Übereinstimmung mit der AfD hatte: Das hat mich in der Tat überrascht. Bringt mich aber dennoch nicht dazu, auch nur ein kleines Bisschen darüber nachzudenken, ob ich der AfD meine Stimme gebe. Da die laut verkündeten politischen Ziele der Parteien mit meinem Verständnis von Demokratie, Gesellschaft, Miteinander, ach, allem so gar nicht vereinbar sind.

  3. Ich hab da aufgehört zu hören als ihr mit den 30 EUR kamt. Für manche Menschen ist das viel Geld und man kann sehr viel damit machen. Solche Sprüche wie ‚Busfahrkarte zum Friedhof‘ kann man sich echt sparen.

    Man hat den Eindruck ihr wart selbst noch nie wirklich mit Armut konfrontiert und dann sollte man sich erstmal mit Betroffenen unterhalten, bevor man herablassende Äusserungen von sich gibt.

    1. Liebe Patricia,
      ich habe schon manches mal prekär / an der Armutsgrenze und auch von Hartz IV gelebt und sorry – ich kann verstehen, woher dein Kommentar kommt, aber ich weiß leider total, wovon ich spreche, wenn ich 30 € im Monat für viel zu wenig halte. 30 Euro in der Woche und wir könnten darüber reden. Und klar: Besser als GAR NICHTS ist es im Zweifel und jeder Arme Mensch wird es nehmen. Aber es ändert nichts daran, dass es zynisch ist angesichts des Ausmaßes an Armut im Alter, gerade unter Frauen. Da rutschen einem dann schonmal zynische Bemerkungen raus. Es ist ja überhaupt nicht herablassend gegenüber Armen Menschen, sondern der Zynismus ist in diesem Fall schlichtweg Wut auf die Politik, die hier nicht handelt und sich selbst dann auch noch lobt.
      Schöne Grüße

    2. Liebe Patricia,
      die „Busfahrkarte“ habe ich erwähnt – weil in München lebend ein Betrag von 30,- EUR Rentenerhöhung nicht wirklich an einer prekären Situation ändert. (Eine IsarCard60 für den Stadtinnenraum kostet monatlich 47,60 EUR). Und dass ein Friedhof als Ort, an dem Erinnerungen zu Verstorbenen, Angehörigen, Bekannten, erlebt werden, für ältere Menschen von Bedeutung sein kann, weiß ich aus eigener Erfahrung.

      Herablassend bezüglich Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben, bin ich mit Sicherheit nicht. Es liegt mir viel mehr daran, darauf aufmerksam zu machen, dass sich hinter einem Slogan wie „Sichere und stabile Renten“ und „In der Mütterrente haben wir einen weiteren Rentenpunkt für Kinder eingeführt,
      die vor 1992 geboren wurden. Dies bedeutet eine Rentensteigerung
      um rund 30 Euro je Kind für knapp 10 Millionen Mütter bundesweit.“ (alles aus dem CDU-Wahlprogramm) etwas verbirgt, was großzügig klingt, aber gar nicht so großzügig ist. Klar sind 10 Millionnen mal 30 viel. Aber auf das einzelne Leben runtergerechnet eben nicht.

      Ich hoffe, das konnte ich nun deutlich machen,
      beste Grüße
      Barbara

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