Lila016 „Ist doch egal, ob Atomstrom, Waffenaktien oder Barbie!“

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Emma Watson hat eine tolle Rede gehalten! Finden wir – aber finden ja nicht alle. Wir sprechen darüber, warum wir das so wichtig finden, warum Männer sich unbedingt für die Rechte von Frauen weltweit einsetzen müssen, wie wir Saudi-Arabiens erste Chefredakteurin finden, was wir von Transgender über unsere Karrieren als Männer und Frauen lernen können, warum wir keine Hochstaplerinnen sein sollen, wollen und warum wir Frauenzeitschriften meistens ziemlich kacke finden. Unser Standard-Thema „Pinkfizierung“ kommt mal wieder auf den Tisch und eine Dystopie über ein eugenisches Finnland, in dem Frauen in Elois und Morlocks aufgeteilt werden. Es gibt viel nachzulesen, viel zu gucken und wie immer: Viel zu staunen!

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Susanne Klingner
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Katrin Rönicke
Intro: CC-BY-NC-ND ProleteR “April Showers” http://proleter.bandcamp.com/

Links und Hintergründe

#HeForShe

Saudi-Arabiens erste Chefredakteurin zieht ihr Ding durch

Transgender in der Karriere

Hochstaplerinnen

amused-pics-men-and-women

The shit Frauenzeitschriften say


Leseempfehlung: Finnisches Feuer

9 thoughts on “Lila016 „Ist doch egal, ob Atomstrom, Waffenaktien oder Barbie!“”

  1. meiner beobachtung nach sind die meisten karrieren zufall. egal um welches geschlecht es sich handelt. das liegt u.a. daran, dass beförderungen nicht explizit nach leistung, sondern oftmals aus politischen aspekten vergeben werden. b lässt den chef durch eigene inkompetenz besser aussehen, also wird b befördert und a ausgespart.

    die ausschweifende präsenzkultur wirkt für diese vorgänge kanalisierend. denn eigentlich müsste man ja rein rational gesehen mehr frauen nach oben befördern. weniger kosten, mehr selbstzweifel… also hier wird ein geschlecht ausgegrenzt. denn es geht ja auch nicht um die reine arbeitszeit, sondern auch um die zeiten außerhalb des arbeitsplatzes. bei empfängen, messen, weiterbildung etc.

    eine antwort darauf hat uns wohl der microsoft-chef letztens darauf gegeben. es riecht nach verachtung.

    http://de.reuters.com/article/companiesNews/idDEKCN0HZ0NK20141010

    …Nadella wurde auf einer Konferenz gefragt, wie Frauen im Technologiesektor vorankommen sollten. „Es geht nicht wirklich darum, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen“, sagte Nadella. „Aber man muss wissen und Vertrauen haben, dass das System einen im Laufe der Zeit mit der richtigen Gehaltserhöhung versorgt.“ Denn „gutes Karma“ werde sich letztlich auszahlen, ergänzte der gebürtige Inder auf einer Konferenz in US-Bundesstaat Arizona, auf der Frauen in der Computerwelt gewürdigt werden sollten…

    randbemerkung: man achte auch darauf, wie reuters sich abgrenzt.. so tickt er halt, der Inder.

    mir scheint an der stelle aber beides nicht gesund. während frauen sich dadurch selbst sabotieren, überschätzen die männlichen gegenstücke ihre fähigkeiten. daher gefällt mir die bezeichnung hochstapler-syndrom für diese geschichte auch nicht.. es sind die zwei seiten einer medallie, die hier explizit nur für einen part psychologisiert wird. und beide seiten entstehen aus den bestehenden strukturen.

    mfg
    mh

  2. Hallo!
    Erstmal wieder danke schön für die nette Unterhaltung 😉
    Und danke für die ganten tollen und umfangreichen Link-Listen – die ich mir immer vornehme, abzuarbeiten, und fast nie schaffe ich das, weil, dieses Leben und so.

    Zum Thema Pink habe ich nun schon öfters Eure Gedanken angehört, und auch dieses Mal wieder bei mir selbst ein kleines Stirnrunzeln bemerkt.
    Und zwar, weil ich selbst auch als Teenie (ich bin Jahrg. 73) mit dem „Pink ist Mist“ Ding geimpft wurde. Ich „erlaube“ mir selbst erst seit einigen Jahren, diese Farbe in meine Garderobe zu integrieren, da war meine Prägung schon sehr effektiv.
    Ich kenne aus dem Freundes,- und Bekanntenkreis natürlich diese regelrechte Schwemme von Lillifee & Co (ausserdem wohne ich neben einer Kita und neben einer Krippe, da *sieht* man es jeden Tag ;-), und selbst als Frau ohne Kinder kann ich mir lebhaft vorstellen, was für harte Diskussionen das allen abverlangt, die das nicht kommentarlos aussitzen wollen und die sich für mehr Vielfalt einsetzen.
    Was das angeht: Vollste Zustimmung.

    Aber der Einwurf, der (glaube ich von Katrin) zitiert wurde, dass man ja schlecht einerseits für Jungen den Zugriff auf „Pink“ oder Glitzer (a.k.a. alles was man mit „Mädchen“ assoziiert wenn es um Kleidung, Acceesoires usw. geht) einfordern will, und gleichzeitig den Töchtern „Pink“ als „Ihgitt“ präsentiert, ist wirklich berechtigt, finde ich.
    Der nächste Schritt sollte (meiner bescheidenen Meinung nach) sein, dass man weg kommt von der Assoziation Pink = was für Mädchen = uncool bis gefährlich (weil ja Weibchenschema und so).
    Pink für alle – das finde ich wirklich als Slogan sehr passend.
    Genauso wie wir für Mädchen den Zugriff auf den Bagger und das Laserschwert fordern und unsere Töchter ermutigen, sich in diesem Sektor ganz selbstverständlich zu bewegen, zu bedienen und zu behaupten, muss das auch andersrum möglich sein, und das geht natürlich nur, wenn „pink“ nicht weiter pauschal als was ätzendes abgewatscht wird.
    Dass man generell kritisch auf Vermarktung schaut und auch den Kindern seinen eigenen Standpunkt oder auch schlicht und einfach seinen persönlichen Geschmack versucht, mitzugeben, finde ich total wichtig und ok, – nur fehlt mir bei dem, was von Euch persönlich dazu kam, ein ganz bisschen das Vertrauen in Eure Kinder (Töchter!), dass sie *trotz* einer (phasenweisen…) Leidenschaft für Pink ihr Ding machen werden.
    Da Ihr aber auch selbst schon von dem Wunsch nach mehr Gelassenheit zu diesem Thema sprecht, sehe ich da auch nicht komplett schwarz 😉

  3. hui, leider bin ich bei dieser folge über das erste thema gar nicht hinaus gekommen, weil mich da schon so einiges sehr geärgert hat.

    zu der heforshe-kampagne gibt es eine spannende einschätzung bei black girl dangerous: http://www.blackgirldangerous.org/2014/09/im-really-emma-watsons-feminism-speech-u-n/
    es gibt ja einen guten grund dafür, warum feminismus ein negatives image hat und männer* sich davon nicht angesprochen fühlen bzw. nicht sehen, dass sie beitragen sollten: weil sie auf ihre privilegien hingewiesen werden und daran gearbeitet wird, diese privilegien aus der welt zu schaffen. macht abzugeben tut weh. dass das so selten passiert liegt nicht daran, dass keine einladung zur teilnahme ausgesprochen wurde.
    auch das argument, dass gleichberechtigung auch für männer* gut ist, weil sie dann freier sind, ist meiner meinung nach äußerst dürftig und nicht überzeugend. sie sollen dann freier sein als frauen* heute? da wird diese ganze zugrundeliegende machtstruktur ziemlich glatt übersehen.

    ich finde es auch deprimierend und ärgerlich zu hören, dass die initiative für veränderungen am besten von männern* ausgehen soll! ist das so verwunderlich, dass männern* eher zugehört wird, wenn sie normbrechende sachen vorschlagen? sie sprechen doch schon von der strukturellen machtposition aus. klar ist es umständlicher, kräftezehrender und anstrengender das von der weiblichen* position zu fordern, zu erstreiten und erkämpfen. aber sollten wir deshalb aufhören zu kämpfen und darauf hoffen, dass irgendwann „ein typ“ zufällig diese kämpfe aufgreift und durchsetzt?

    und noch zwei worte zu beyoncé: warum fällt es so vielen (/weißen/?) feminist_innen so schwer, beyoncé als feministin anzuerkennen? sie hat mindestens genauso viele fans wie emma watson und schreibt empowernde lieder für frauen* und mädchen*. überhaupt die frage, ob man sie feministin nennen darf, riecht für mich stark nach strukturellem rassismus. was ist mit lily allen, die für ihre feministischen inhalte gelobt wird, obwohl sie womyn of colour dafür degradiert?

    so, fertig.
    ich freu mich, den rest der folge wann anders mit ruhigerem gemüt zuende zu hören!

    1. Hallo Kimberly,

      deinen Ärger in Bezug auf diese Folge des Podcasts verstehe ich gar nicht so richtig. Du begründest ihn ja in deinem Kommentar – allerdings finde ich manche Aussage, die du uns darin in den Mund legst, im Podcast auch nach nochmaligem Hören gar nicht wieder. Wir sagen nicht, dass Veränderungen am besten von Männern ausgehen sollten. Ich bleibe allerdings wie im Podcast dabei, dass es nicht selten einfacher ist, wenn z.B. der Chef höchstpersönlich eine Veränderung anstößt. Das heißt nicht, dass sein Vorschlag, z.B. eine Frauenquote einzuführen „normbrechender“ ist als der gleiche Vorschlag von einer Frau. All die Vorurteile, Geschlechternormen etc., die in solchen Situationen aber immer (v.a. unbewusst) mitwirken, werden aber so manchen Kollegen beim Vorschlag der Frau in alte Reflexe fallen lassen („Klar, die alte Emanze wieder mit ihrer doofen Quote“), während sie beim Chef zustimmend nicken („Na, wenn der das sagt“).

      Bitte auf keinen Fall aufhören zu kämpfen, das sollte nicht deine Schlussfolgerung sein – und ich will uns auch an keiner Stelle des Podcasts so verstanden wissen (und möchte ebenfalls nicht, dass es uns unterstellt wird) – wie schon so oft gesagt und auch in dieser Folge wieder betont, finden sowohl ich als auch Katrin es am wirkmächtigsten und sinnvollsten, wenn jede und jeder ihre und seine Kräfte da einsetzt, wo es für sie/ihn am sinnvollsten ist. Die einen machen das dann in einer Frauen-Gruppe, die anderen in einem gemischten Queer-Team, die nächsten gemeinsam mit einer Vätergruppe. Die einen machen es durch Reden, die anderen durch Politik, die dritten durch Flashmobs, wieder andere durch Bildung, im Alltag, beim Tanzen, wasweißich.

      Und zu deiner letzten Frage: Über Beyoncé haben wir ja nur ganz kurz gesprochen, und mein Eindruck ist vor allem, dass es einigen Menschen schwer fällt, freizügige Bühnenoutfits und Feminismus zusammenzubringen. Ob das jetzt eher ein farbig/weiß-Problem ist oder ein Generationending, vermag ich schwer zu sagen. Persönlich bin ich solchen Ressentiments z.B. eher im Generationenkontext begegnet. Wenn ich einer 60-Jährigen ein Bild von Beyoncé zeige und frage, ob das eine Feministin ist, kannst du dir die Antwort sicherlich denken…

      Viele Grüße & ich hoffe, du hast die Ruhe, uns weiter anzuhören.
      Susanne

  4. Ich bin gerade dabei, die vielen verpassten Podcasts nachzuhören. Erstmal vielen vielen Dank für eure tolle Arbeit!
    Bei dieser Folge hat mich total begeistert, dass ich es diesmal doch tatsächlich geschafft habe, den Buchtipp zu lesen und mir einige Verlinkungen genau angeschaut hab (sonst wächst nach jedem Podcast mit euch meine Wunschliste ständig, aber mensch muss ja leider auch noch andere Dinge machen wie lesen *g*).
    Schade das Johanna Sinisalo leider in Deutschland seit dem Erscheinen des Buches letztes Jahr nicht bekannter geworden ist, „Finnisches Feuer“ ist nämlich m. E. ziemlich verstörend und „zutreffend“.

    Zu eurer Überlegung inwiefern dieses Szenario in der finnischen Gesellschaft angelegt sein könnte: Finnland ist an sich ein Land das in Gleichstellungsfragen recht aufgeschlossen ist und sehr – mir fällt jetzt kein besseres Wort dafür ein – sozial und gemeinschaftlich orientiert ist. Kinder, die aus Sami-Familien stammen, haben z. B. ein Recht darauf, in der Schule auf samisch unterrichtet zu werden, auch wenn da nur ein Kind in der Klasse sitzt, für das extra ein_e Lehrer_in abgestellt werden muss. Und gerade bei staatlichen Leistungen geht man erstmal eher davon aus „Was machen wir sinnvollerweise?“ wie „Was kostet das den Staat?“ (sagen zumindest die Finnen ;-))
    Damit einher gehen auch so Sachen wie Unibibliotheken, die aussehen wie ein Szenecafe, womit die Studenten aber auch entsprechend pfleglich umgehen. Oder dass die Kita dein Kind auch mal nimmt, wenn es gesundheitlich nicht hundertprozentig fit ist.
    Des weiteren spielt die Natur bzw. draußen sein generell eine wichtige Rolle, wahrscheinlich weil der Winter recht lang und dunkel sein kann 😉

    Ich kenne jetzt Fr. Sinisalos ursprünglichen Gedankengang nicht, aber ich könnte mir vorstellen, das sie der Frage nachgegangen ist, was passieren würde, wenn jemand diese an sich sehr positive Grundhaltung pervertieren und in ihr Gegenteil umkehren würde. Also weg von „wir kümmern uns um alle Staatsmitglieder“ hin zu „wir züchten uns die Staatsmitglieder, die wir haben wollen“. Dazu würde ja auch passen, dass in dem Buch Nahrung eine riesen Rolle spielt, vor allem muss alles gesund sein, bio und nur aus Finnland, und es gibt keine Drogen, man importiert nichts und man kann nicht so einfach ausreisen (zumindest als Frau nicht). Das finde ich an der Stelle insofern intressant, als dass viele Männer Alkoholprobleme haben und die jungen Frauen oft auswandern, beides sind Folgen von fehlenden Jobs. Und beide Probleme gibt es in dem Buch nicht, einfach in dem die Frauen gar nicht oder nur kurz arbeiten sollen bis sie eben heiraten und im Gegensatz zum tatsächlichen Finnland sehr schlecht ausgebildet werden (die Elois so dass sie ’nen Haushalt leiten können und die Morlocks für einfachen Hilfsarbeiterinnenjobs). Dann bleiben mehr Jobs für die Männer und die auf unterwürfig getrimmten Frauen denken nicht ans „Abhauen“. Somit ist auch gewährleistet, dass die Regierung stets genügend gebrainwashte „Untertanen“ zur Verfügung hat.

    Soweit zu meinem sehr verspäteten Nachtrag zu diesem äußerst kurzweiligen Podcast 🙂

  5. Ich sollte die alten Kommentarspalten nicht so zukleistern, aber diese Themen brennen mir unter den Nägeln: Warum sollten Männer etwas gegen das Patriachat haben? Weil es XXXX ist. Es ist ausgrenzend, auch Männern gegenüber. Wenn man aufwächst und nicht in die Macho-Sparte passt und sich für Themen interessiert die eher weiblich konnotiert werden, ist man beinahe auf der Stelle ausgegrenzt. Für sensible Menschen ist da kein Platz und ich kenne wahrlich genug Männer die in vielen Bereichen tief traurig sind, aber das Gefühl haben, auf eine bestimmte Art und Weise sein zu müssen. Gleichzeitig kämpfen um jedes Stückchen ihres eigenen Elends (weil auch kaputte Systeme aufrecht erhalten werden und eine große Angst vor dem neuen, dem anderen besteht)

    Ganz oft im Gespräch gehört: „früher habe ich mich für dies oder das interessiert, aber das macht man(n) ja nicht, also hab ich es gelassen.“
    Großartig..

    Für mich ist der Feminismus etwas, das erlaubt umzudenken und mehr unterschiedliche Arten zu Leben zuzulassen.

    1. ich finde es ja total toll, wie du dich durchhörst und wie dir so viele Gedanken kommen. lass sie gerne da! mir geht es leider grade so, nicht die Zeit zu finden, darauf länger einzugehen. ich gebe mir Mühe, es bei der aktuellen Episode zu schaffen 🙂

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