Lila048 Männer!

Screenshot "Putin reitet" via Google
Screenshot „Putin reitet“ via Google

Sie sind abwesend, aber wir reden trotzdem über sie: Männer – diese schrecklichen, haarigen Biester, die alles antatschen müssen!

Wir versuchen es zumindest, denn eigentlich fehlt uns doch schlicht die Erfahrung, wie das ist, mit einem Penis durch die Gegend zu gehen. Deswegen wundern wir uns viel, grübeln über Strukturen, hegemoniale Männlichkeit und Macht.

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Barbara Streidl
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Katrin Rönicke
Intro: CC-BY-NC-ND ProleteR “April Showers” http://proleter.bandcamp.com/

Links und Hintergründe

25 thoughts on “Lila048 Männer!”

  1. Hallo und zunächst mal Danke, dass Ihr diesen Podcast produziert. Ein kurzer Gedanke zur Biologie der Geschlechter:
    Vor einigen Jahren sah ich eine Dokumentation, in dem dem Transmänner von dem Prozess der Geschlechtsangleichung erzählt haben. Sie haben alle einhellig davon berichtet, dass die Einnahme des männlichen Sexualhormones einen extremen Einfluß auf ihr gesamtes Erleben/Verhalten gehabt hat. So waren sie z.B. alle überrascht, wie sehr sich ihr Sexualtrieb verstärkt und ihr Aggressionspotenzial zugenommen hat. Andererseits berichtete Chelsea Manning, dass sie durch die weiblichen Geschlechtshormone viel sensibler und verletzlicher geworden sei.
    Maike Lobo wies heute in ihrem Artikel auch noch mal darauf hin, dass wissenschaftlich alles darauf hindeutet, das schon die Sexualhormone im Embryo Einfluss auf die Entwicklung des Gehirnes hat. Für mich persönlich sind die Beweise, dass auch die Biologie für tendenzielle Verhaltensunterschiede mitverantwortlich ist, erdrückend. Ein moderner und erfolgreicher Feminismus (und dieser ist nach wie vor dringend notwendig) sollte davor nicht die Augen verschließen. Denn selbst wenn die Biologie für unterschiedliche Verhaltensausprägungen mitverantwortlich wäre, ändert dies ja nichts an der Notwendigkeit eines feministischen Projektes. Denn die individuelle Bandbreite innerhalb der Geschlechter ist ja trotzdem riesig. Fies wird es ja erst dann, wenn die Biologie dazu missbraucht wird, Frauen auf ein bestimmtes Rollenbild festzulegen.
    Meine These kurz zusammengefasst:
    Ein Feminismus, der grundsätzlich bestreitet, dass die Biologie auch Einfluss haben kann auf Verhalten/Erleben/Denken/Fühlen schwächt sich auf lange Sicht, denn die Evidenz, dass es anders ist, ist einfach zu hoch.

    1. Lieber Florian,
      unser(e) Kommentator(in) Pterry könnte dazu jetzt viel Kluges sagen, glaube ich, weil sie dazu erst was beim Redebedarf-Podcast mit Malik etwas schrub (Link einfach anklicken).
      und wie ich auch dort antwortete:

      „ich glaube, man weiß einfach immer noch zu wenig und halte es für am wenigsten schädlich, erst einmal alles für möglich zu halten :)“

      so sehe ich das auch.
      man kann die Probleme ja ansprechen, weil ja auch viele Studien darauf hinweisen (Konkurrenz-Verhalten, Emotionen, bla…), dass es unterschiedliches Verhalten gibt. ABER: Immer daran denken, dass man da Normalverteilungskurven miteinander vergleicht und nicht Individuen. Das ist einfach so wichtig. Deswegen: Determinismus ist einfach im Zweifel super schädlich für ein Individuum und daher würde ich da gerne so viel Raum wie möglich lassen. Mit dieser Einstellung – so meine persönliche Erfahrung – fahre ich eigentlich ganz gut.

      1. Die „Determinismusfalle“ sehe ich natürlich auch, und ich kann gut verstehen, dass der Feminismus biologische Erklärungsversuche mit Argwohn betrachtet (die ganzen Antifeministen ziehen ja entweder die Biologie oder die Religion heran, um bestimmte Frauenbilder zu zementieren). Mir persönlich wäre es am liebsten, wenn der Feminismus sagen würde: „Ja, natürlich hat auch die Biologie Einfluss auf unser Verhalten/Fühlen/Denken (wie oft wurde mir von Frauen schon erzählt, dass sie sich während ihrer „Tagen“ völlig anders fühlen). Die individuellen Unterschiede sind aber dass Entscheidende. Und deshalb dürfen Mädchen nicht schon als kleine Kinder auf bestimmte Rollenklischees festgelegt werden, die den persönlichen Entscheidungsraum verengen. Und deshalb sollen sich Frauen frei entscheiden dürfen, ob sie Karriere machen oder zu Hause bei den Kindern bleiben wollen (oder beides).“
        Ob dies in der heutigen Zeit allerdings eine sinnvolle feministische Position ist, oder ob heute immer noch ein radikalerer, kämpferischer Feminismus von Nöten ist, weiß ich auch nicht.

  2. Barbara war heute ja extrem gehetzt. So schnell konnte ich kaum zuhören, wie sie geredet hat.

    Girls und Panzer (das ist ein Anime):
    https://www.youtube.com/watch?v=VAAnUqhKWZI
    Soweit ich das verstanden habe, haben diese Mädchen in diesem Anime das Panzerfahren als Schulfach, das sie nicht abwählen können.
    –> Es gibt wohl wirklich nichts, was es nicht gibt. 🙂

    1. In Wahrheit war ich vor allem erkältet und hatte Angst, meine Sätze nicht zu Ende sprechen zu können …
      Aber: Das wird auch wieder besser

  3. Hm, spannend. Wenn jemand explizit sagt, Männer seien von beispielsweise starren Körpernormen weitaus weniger betroffen als Frauen und dazu Beispiele und Befunde anführt, empfinde ich es nicht als ‚What about The Menz!?‘ wenn jemand sich äussert, der das anders empfindet oder wahrnimmt. Das Thema der Abwägung wurde Ja explizit aufgemacht. Und an dem Beispiel: Auch wenn es empirisch mehr Frauen als Männer betrifft, erlebe ich persönlich einen stark wachsenden Druck auf Männer, den man ansprechen und diskutieren können sollte ohne damit direkt die große Systemdiskussion aufzumachen. Individuum Vs Gesellschaft, ihr spracht es an.
    Ich kann mir vorstellen dass das häufig anstrengend ist. Aber wenn Männer nicht das Thema sind, kann man dann nicht explizit über das Thema sprechen ohne den vergleichenden Aspekt aufzumachen? Wenn ein Mann sich durch den Vergleich marginalisiert und seinen subjektiven Problemdruck äussert, kann das nicht auch als emanzipatorisch für eine bessere Welt für alle Menschen interpretiert werden anstatt ein wir-gegen-die? Ich persönlich empfinde den häufig schnellen Vorwurf durch Floskeln wie „What about The Menz“ wenig hilfreich und bisweilen verletzend, weil er mich als Mensch mit Penis auf die Rolle als Mann reduziert und mir Intentionen unterstellt, die mir fern liegen.
    Und irgendwann lerne ich vielleicht auch mich kurz zu fassen… Jede falls vielen Dank, dass ihr uns (also mich ^^) an eurem Diskurs teilhaben lasst.

  4. Kurze technische Frage: Sowohl bei dieser Folge als auch bei der letzten stürzt Antennapod beim Abspielversuch ab, wenn man den m4a-Feed nimmt. Laut Antennapod-Entwickler müsste das ein generelles Problem bei Android sein. Habt ihr am Produktionsprozess irgendwas geändert?

    1. Hallo,
      das einzige, was mir einfällt, ist dass ich die letzten beiden am Macbook produziert habe und die davor mit dem iMac. Ansonsten ist alles gleich: Aufnahme mit Reaper und Postproduktion mit Auphonic. keine Ahnung, ob das eine Rolle spielen könnte…
      Grüße
      Katrin

  5. Nur kurz ein Punkt zum Thema Männer und Krieg: Ich glaube ja, dass beim Thema Männlichkeit und Militarismus vor allem die Männer selbst ganz viel zu gewinnen haben, wenn sich ein Wandel der sozialen Normen der Geschlechter vollzieht.
    Denn wie Katrin sicherlich richtig gesagt hat sind Männer im Krieg zwar zu praktisch 100% die Täter bzw. die Anwender von Gewalt, sie sind aber auch (wenigstens in der konventionellen Kriegsführung) die überwiegenden Opfer von Gewalt. Sie stellen auch die Mehrzahl der Opfer bei „ethnischen Säuberungen“ usw., wie man z.B. an den Bevölkerungsstatistiken Europas nach dem zweiten Weltkrieg sehen kann.
    Da in vielen Ländern nach wie vor Männer gegen ihren Willen zum Kriegsdienst berufen werden können, und Gewalt legitimierende Propaganda sich überwiegend an Männer richtet, kann man ihnen auch nur bedingt die Schuld an dieser Verbindung von Gewalt und Geschlecht geben. Hier könnte eine Demilitarisierung der Köpfe und Institutionen einen großen Beitrag zur allgemeinen Sicherheit und zur Sicherheit von Männern leisten.

  6. Es ist natürlich schwierig, mit so viel Distanz die eigene Kindheit zu bewerten, aber ich würde an dieser Stelle (weil es schon häufiger thematisiert wurde) Katrins Erfahrungen als Kind in Westdeutschland gerne in gewissem Sinne individualisieren wollen.

    Ich hatte in den Achtzigern im Westen nicht so krass das Gefühl, dass Mädchen und Jungen so starken Rollenvorstellungen unterlagen. Ich meine sogar, dass wir im Kindergarten keine getrennten Toiletten hatten, das ist aber schon so lange her, dass ich es nicht mehr mit Sicherheit sagen kann. Später in der Pubertät klar, da wurden die Unterschiede teilweise etwas wichtiger, und dass Mädchen eher hintenrum reden und Jungens sich Dinge direkt ins Gesicht sagen, würde ich auch so sehen.

    Zumindest im Kindesalter haben wir aber als Mädchen genauso getobt wie Jungens, vielleicht etwas weniger rabaukig, aber wir sind genauso im Wald und im Park unterwegs gewesen, haben uns irgendwo Höhlen gebaut oder sind mit den Fahrrädern durch unsere Siedlung gefahren. Es gab zwar auch in dem Alter immer schon ein bisschen die Aufteilung Mädchen und Jungen, was Freundeskreise anging, die aber auch immer wieder durchlässig war.

    Es kann mich natürlich auch ein bisschen die Erinnerung täuschen, ich habe natürlich auch nicht den direkten Vergleich, weil ich nur die Westkindheit kenne. Ich kann mir aber vorstellen, dass der Kulturschock, den Katrin an dieser Stelle erlebt hat, auch noch zwei andere Komponenten hat, nämlich erstens den konkreten Wohnort (auf dem Land in Süddeutschland) und auch eventuell das Alter. Soll heißen, manche Dinge ändern sich eben auch von einer Lebensphase (so to speak) zur nächsten und wenn dann ein Umzug mit einer neuen Lebensphase übereinstimmt, dann ist danach nicht mehr eindeutig zuzuordnen, was jetzt an dem neuen Umfeld liegt und was daran, dass man (und eben auch die anderen Kinder im Umfeld) jetzt etwas älter ist.

    Ich möchte hier nur ein bisschen widersprechen, was die oft genannten Unterschiede in West- und Ostdeutschland angeht. Ich glaube fest, dass vieles in Ostdeutschland anders und eventuell sogar besser war und dass hier im Westen auch schon zu der Zeit mehr Kapitalismus und eine anderes Rollenbild vorherrschte. Einigen Beispielen kann ich aber nicht zustimmen und glaube da eher, dass es ein individuelles bzw. regionales Phänomen ist. Mal abgesehen davon, dass mir halt selber der Vergleich fehlt und ich es nur aus einer Perspektive betrachten kann.

  7. Erst mal vielen Dank für euren Podcast. Ich glaub, ihr habt es tatsächlich geschafft mich zum Stammhörer zu machen. Danke!
    Inhaltlich kann ich zu der Folge gar nicht viel sagen. Interessant wie immer.

    Ich freue mich auch immer, wenn Barbara ein bisschen was aus München erzählt. Ich vermute mal, die Comedy-Strip-Bar war die schwarze Katze in Giesing? Da hab ich mal um die Ecke gewohnt, war aber selber nie drin. Heute kann man da gut essen.

  8. hey ihr,

    euer Podcast ist super und regt total zum Nachdenken an. Fast jedes Mal habe ich so einen „Aha, deshalb ist das so….“ Moment 😀

    Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr in einer der nächsten Folgen den Film Sufragette besprechen würdet.. Den habe ich nämlich auch gerade gesehen und fänd euren Blickwinkel darauf mal spannend.

    Und ich hab mich gefragt, wie viele Hörer habt ihr eigentlich so durchschnittlich pro Sendung?

    Liebe Grüße!

    1. huhu Jana,
      danke für dein Feedback – das freut mich sehr
      ich kann wegen der Sufragettes nichts versprechen. aber ich behalte es auf dem Schirm.
      über Hörer wissen wir nicht soooo viel. Downloads können wir mittlerweile zählen. 4.000-5.000 pro normaler Sendung, Ausrisse nach oben bis zu 10.000 pro Spezial-Sendung.

  9. oh und was ich auch noch sagen wollte:
    eure titelmelodie ist super! auch dass sie so lange spielt und man so so langsam zurück in die welt kommen kann… mein neues lieblingslied! 🙂

  10. Zu der Sache im Englischen. Ich denke, dass da auch viel generisch maskulin gedacht wird. Ein Beispiel, warum ich das tue, kommt aus meinen amerikanischen Grammatikaufgaben: „The doctor told Veronica that she had headaches because of the high stress level at the office.“ Das „she“ ist ambivalent und falsch, weil es sich auf eine Ärztin oder Veronica beziehen kann. Die Folien dazu weisen dann extra noch einmal darauf hin, dass man bitte _nicht_ annehmen soll, dass doctors immer männlich sind. Im Deutschen wird das halt vermieden.

  11. Liebe Damen vom Lilapodcast 🙂
    Erst einmal danke, dass ihr diesen tollen Podcast macht, ich bin eine begeisterte Anhängerin.
    Zum eurem Thema „Männer“ möchte ich gerne auf zwei Männer hinweisen, die sich jüngst im Internet zu Geschlechtergerechtigkeit und Feminismus geäußert haben:
    1. Der Podcast von Fragen an den Autor mit B. Seufze zum seinem Buch „Männer. Erfindet. Euch. Neu. Was es heute heißt, ein Mann zu sein“. Ich fand ihn sehr erheiternd und seine Ansichten überzeugend. http://sr-mediathek.sr-online.de/index.php?seite=7&id=15794&pnr=0
    2. Das Video des Youtubers Michael Buchungen „Warum ich Feminist bin“, welches ich sehr erfreulich fand und in dem er sehr viele sehr gute Dinge sagt https://www.youtube.com/watch?v=PjB0-yAml5k

    Liebe Grüße
    Lena

  12. Barbara hat im Podcast mehrfach ihr Buch erwähnt. Aber in der Linkliste ist dazu leider nichts zu finden. Ist das Buch noch nicht draussen oder ist das evl. vergessen worden?

    1. huch! danke für den Hinweis! das wird nachgetragen 🙂
      das Buch heißt „Lasst Väter Vater sein“ und ist erschienen bei BELTZ.

  13. Zum Thema einer Präsidentin in den USA: es würde sich schon etwas ändern: es würde dann Mrs. President heissen, wie es aktuell eben Mr. President heisst.

    Spannend fände ich tatsächlich die Rolle von Bill (sofern es Hillary werden sollte). Sicherlich würde man ihn nicht als First Lady bezeichnen. Aber er müsste dann ja auch einen neuen Twitter Account erhalten, @Flotus ginge dann ja irgendwie auch nicht. 🙂 Erschwerend kommt hinzu, dass er – als ehemaliger Präsident der USA – ja faktisch auch weiterhin als „Mr. President“ angesprochen werden darf/kann.

    Ich persönlich empfinde es im Englischen auch schöner, dass dort nicht so nach Geschlechtern in der Berufsbezeichnung getrennt wird. Dennoch gibt es auch (warum auch immer) Ausnahmen. (waiter -> waitress, actor -> actress)

    Ihr habt erwähnt, dass man beim Wort President automatisch einen Mann im Kopf hat. Hier stelle ich die Frage in den Raum: ist dies evtl. nur in deutschen Köpfen so? Klar, eine Präseidentin als Führerin des Landes gab es in den USA bisher nicht. Aber das Wort President gibt es ja z.B. auch in Führungsebenen in Unternehmen (auch VP für Vice President etc.), wo es doch auch schon Frauen gab und gibt. Vielleicht denkt ein Muttersprachler hier nicht ganz so pauschal?

    Interessant in diesem Zusammenhang: bei „nurse“ ist es meiner Ansicht nach umgekehrt. Hier hat man zuerst ein Bild einer Frau im Kopf, wobei es laut Wörterbuch gleichwohl auch Krankenpfleger heisst.

  14. Ich glaube, das Männerbild ist schwierig, wenn nicht gar äußerst ungesund und ich habe heute noch mit den Folgen zu kämpfen. Ein bisschen davon möchte ich einbringen. Ich bin Jahrgang 85 und in Westdeutschland groß geworden. Als Mensch und insbesondere als Mann mit Attributen ausgestattet die nicht in das bei mir im Umfeld vorherrschende Männerbild passten. Sanft, emotional, veträumt: ich spielte mit Puppen (hatte einen eigenen Ken, habe aber immer mit der Barbie meiner Schwester geliebäugelt, da diese auch Haare hatte,- ein echter Vorteil zum Pseudoplastikhaarteil von Ken, aber leider habe ich nur diesen langweiligen Ken mit seiner Krawattensammlung bekommen…:)

    Das war in der frühen Kindheit auch kein großes Problem. Mein Vater war beispielsweise ein eher häuslicher Typ. (Kochen, Backen, Haushalt und Arbeit zu kombinieren war für ihn selbstverständlich, sowie Kindererziehung für ihn dazu gehörte) also fand ich mein Verhalten im Umfeld akzeptiert und widergespiegelt.

    Unglaublich schlimm für mich, wurde es in der Pubertät. Ich wurde in der Schule mit einem Männlichkeitsbild konfrontiert, dem ich nicht gerecht werden konnte. Männer zeichneten sich nun angeblich dadurch aus, das sie trinkfest waren, Pornografie horteten und möglichst viel Sex hatten. Zumindest versuchten die Jungs in meiner Umgebung genau dieses Weltbild auszuleben und die Mädchen unterstützten sie tatkräftig dabei, schließlich wollten die „echte“ Männer und „echt“ hieß in dem Falle eben: Macho sein. sich besaufen. nie zuhören, eher zuschlagen. Weder auf der einen, noch auf der anderen Seite konnte ich Punkten.

    Es gab Sprüche wie:“Männer die keine Pornos sammeln sind doch nicht normal.“
    „Wenn du nicht trinkst, bist du kein Mann.“
    „Du machst nicht mit. Bist du schwul?“
    usw, usf..

    Die Umwelt entschied sich schließlich wegen meinem Verhalten, als schwul zu bezeichnen, ohne mich je nach meiner Meinung gefragt zu haben. (Heute nehme ich das mit Humor und spiele auch gerne mal mit dem Klischee, aber damals war das schlimm)
    Was daraufhin folgte waren Jungs und Mädels (und Lehrer und Lehrerinnen) die sich in ihren Grausamkeiten nahezu überwarfen, wenn ich den Raum betrat. (physisch, psychisch, – war alles dabei) Was übrigens sehr viel mit ihrer eigenen Unsicherheit zu tun hatte. Schließlich erlaubte ich es mir einen anderen Kurs zu folgen (wobei, für mich war es eher keine Entscheidung)

    Nur dieses holde und bierseelige Bild, das da gezeichnet wurde, und dem die Jugendlichen in der Pubertät gerecht werden wollten, war natürlich ausgefeimter Blödsinn.

    Es gab Jungs, die gnadenlos abgestürzt sind, die so intensiv versuchten alles mitzunehmen und zu imponieren, das sie schließlich (wenn sie Glück hatten) mit einer schweren Alkoholvergiftung im Krankenhaus aufwachten (und mit etwas Pech gar nicht mehr) und Mädchen, die in Beziehungen lebten, in denen sie missbraucht wurden, die aber fest davon überzeugt waren, dass das dazu gehört. (Weil ein „echter“ Mann, der sich immer nimmt was er haben will, eben nicht auf ein Nein hört)

    Und viele von denen waren keine überzeugten Verfechter dieses männlichen Bildes, sondern Mitläufer im Glauben, das es gar keine Alternativen gibt. Denn weder zu Hause, noch in der Schule wurden gegensätzliche Positionen gezeigt. (Damals Mittelschule) Das waren Dinge die ich beispielsweise erst viel später in Kontakt mit anderen Bildungsschichten kennengelernt habe.

    Ich bin froh, das sich vieles geändert hat und durch den Kontakt mit unzähligen Menschen, die ein anderes Leben leben (wozu auch viel Mut gehört) zeigen, dass Männlichkeit vieles bedeuten kann. Aber noch ist viel zu tun. Noch immer gibt es sowohl Männer als auch Frauen, in deren Kopf Männlichkeit nur auf eine Art und Weise erlaubt ist.

    Ich hatte mehrere Gespräche mit Frauen die mich zum Teil schockiert haben, weil ich einfach mal gefragt habe, was denn wäre, wenn ein Mann sich dazu entscheiden würde „Hausmann“ zu sein und keine großen beruflichen Ambitionen hätte (aber sich eben hauptsächlich um das Kind kümmert). Im Ergebnis galt dieser Mann dann als unattraktiv, uninteressant und „Sozialschmarotzer“

    Als Fazit will ich nicht sagen, dass es Männer schlechter haben als Frauen, aber ich will sagen, dass der Knoten von beiden Geschlechtern gelöst werden muss.

    Männer sollen und dürfen Männer auf unterschiedliche Art und Weise sein, genau so wie Frauen Frau sein dürfen.

    Denn ganz deutlich hat sich für mich gezeigt, dass einem vorherrschendem Bild gerecht zu werden, Leute traurig, krank und verbissen macht.

    Ich schreibe das, weil es für mich abgeschlossen ist, aber ich glaube das die Erfahrungswerte hilfreich sein können, wenn sich darin jemand wieder findet und an sich selbst zweifelt. Es ist besser für sich selbst einzustehen, als überall mitzulaufen und es gibt Leute, die an den Bildern die von Medien, Eltern, Verwandten aufgezeigt werden scheitern, weil diese Bilder nichts mit der Realität zu tun haben.

  15. Hallo,

    habe den Podcast erst vor zwei Wochen gefunden und höre mich auch durch einen Teil der alten Folgen.

    Zum Thema gelebte Vaterschaft und Vereinbarkeit mit dem Beruf nur mein schmaler Blick auf das meine Erlebnisse: Habe in den jetzt knapp 11 Jahren Vaterschaft drei Führungskräfte gehabt. Die beiden männlichen davon haben meine Art den Nachwuchs zu betreuen (pünktlicher Feierabend, geteilte Betreuung bei Krankheit der Kinder immer voll unterstützt. Sprachlich effizient lief das dann meist so ab: „Mach dat“, wenn ich Telefonate abgekürzt habe oder mich eben abgemeldet habe. Die einzige weibliche Führungskraft bisher sah das eher negativ: „Sie kümmern sich ungewöhnlich viel um Ihren Nachwuchs“. Auf meine Antwort: „Sind ja auch meine Kinder!“ gingen ihre Mundwinkel nach unten und wir hatten seitdem einen Kleinkrieg. (Obwohl ich in all den Jahren immer zu den drei besten Leuten im Team zählte.) Sie ist zum Glück weg… Bin gespannt auf den nächsten „Theaterleiter“, ab 2017 gibt es einen neuen Chef (Mann).

    Gruß
    Christoph

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