Lila 056 Zwischen Killerspielen und Care

München. Amok. Terror. – Barbara lebt in München und die Ereignisse kommen ihr nah und gehen ihr nach. Wir denken über die Medienberichterstattung nach, über Männlichkeitskonzepte, Killerspiele, Sexismus und Care.

In dieser Folge gibt es viel Nachdenken – lautes Nachdenken. Die Ereignisse der letzten Wochen werfen viele Fragen auf, nicht auf alle gibt es Antworten, aber alle sollten wir diskutieren: Wie tragen die Medien zur Panik bei und ist diese Atmosphäre der Angst gesund? Welche Konzepte von Männlichkeit prägen unsere Kultur(en) und gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen Konzepten und den jüngsten Ereignissen? Oder gibt es eher einen Zusammenhang mit diesen Ereignissen und der Nutzung von Killerspielen? Haben wir Hörerinnen, die Killerspiele mögen? Welche Erfahrung hat Barbara damit gemacht?

Kurz: In was für einer Welt leben wir eigentlich? Und wie kommen wir auf einen Weg, der Aggressionen nicht stigmatisiert, der Härte nicht als „männlich“ ausgibt und der allen dabei hilft, friedlich und sozial miteinander zu leben?

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Barbara Streidl
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Katrin Rönicke
Intro: CC-BY-NC-ND ProleteR “April Showers” http://proleter.bandcamp.com/

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21 thoughts on “Lila 056 Zwischen Killerspielen und Care”

  1. Moin,

    wie immer haue ich die Gedanken sofort raus obwohl ich die Folge noch nicht ausgehört habe (~16min).
    Männer laufen eher Amok weil „wir“ von der Gesellschaft drauf getrimmt werden uns durchsetzen zu müssen, aber gleichzeitig keine Gewalt anwenden sollen. Versteht mich nicht falsch, Gewalt ist nie eine Lösung, aber wenn man in der Schule gemobbt wird ist „sich an den Vertrauenslehrer wenden“ oder anderweitig diskutieren auch keine Lösung, sondern führt nur zu einer Verschlimmerung des Problems.
    Irgendwann kippt’s halt und man(n) wendet doch Gewalt an. Der eine gegen Flüchtlinge, der andere gegen jeden, der nächste gegen sich selbst. Soweit mir bekannt ist reagieren Frauen eher mit Gewalt gegen sich selber, durch zB Bulimie oder ritzen, wobei die Dunkelziffer unter Männern derart hoch sein dürfte, dass dieses Argument endlich verbrannt werden könnte.

    Nachdem ich jetzt nochmal zurückgesprungen bin habe ich hier ein Beispiel für einen weiblichen Amoklauf gefunden: https://de.wikipedia.org/wiki/Amoklauf_von_L%C3%B6rrach

    Zum Thema „Männerjobs“: natürlich bleiben „Männerjobs“ auf der Strecke. Das liegt aber nur bedingt am (technischen) Fortschritt, sondern vielmehr daran, dass alle Jobs (im Sinne von bezahlter Arbeit) „Männerjobs“ sind. Ich dachte das ist Teil des Problems!?

    Bevor das in einen Rant ausartet hör ich erstmal weiter 🙂

    LG Dennis

    1. „Männerjobs“ bleiben auf der Strecke, aber Automation kommt gleich, um die „Frauen“-Servicejobs zu nehmen.

      (Mir kommt auch die Frage, ob ein Teil vom „Metrosexuality“ Trend, ist dass die Serviceökonomie mehr typisch feminine Eigenschaften schatzt.)

  2. Nein, ich bin nicht der Meinung, dass Männer nur dazu erzogen werden. Ich weiß, es ist auch nur anekdotisches Wissen, aber gerade meine Arbeit mit vernachlässigten Kuds zeigt mir, wie deutlich die Unterschiede sind.
    Alles was ich jetzt schreibe ist verallgemeinert und es gibt Ausnahmen, aber generell gesprochen sind die Jungs eher aggressiv, werden wütend, kämpfen mit dem Impuls. Fast jeder der Jungs hätte mir die eine oder andere Scheibe eingeschlagen (oder hat es getan). Oder hat, um Aufmerksamkeit zu bekommen gesagt, „ich find Dich voll doof, Du Arsch!“
    Bei Mädchen habe ich viel häufiger beobachtet, dass sie das Gegenüber versuchen zu kontrollieren, es für sich zu gewinnen, es durch die eigene Nähe handlungsunfähig zu machen und im Notfall halt komplett zu dissoziieren (also eine Flucht nach Innen zu machen). Eher kreischend und weinend im Zimmer und niemanden an sich ranlassen, eher autoaggressiv.
    Das lässt die Jungs im pädagogischen Alltag viel auffälliger erscheinen, den sie gehen eher in den Kampfmodus. Obwohl das Leiden bei beiden gleich groß ist.
    Und ich bin inzwischen fest davon überzeugt, dass vieles davon nicht anerzogen ist. Wie gesagt ist das alles sehr relativ, aber es ist In meinen Augen nicht wegzudiskutieren. Aber beide Geschlechter haben beides auch in sich, nur ist es schon sehr witzig, dass ich bei Mädels die sich zeigende Aggressivität, und bei Jungs die sich zeigende Trauer als den Gesundungsprozess wahrnehme. (Beides hat bei meinen Kids eeecht lange gedauert, so eher im Bereich mehrerer Jahre.)

  3. Ahh und noch etwas, Kinder sind keine unbeschriebenen Blätter. Dieses Denken, Erziehung läge allein in den Endscheidungen der Eltern begründet, halte ich für völlig falsch. Das was Eltern machen, ist einen Raum gestalten, indem sich Kinder entwickeln können, Ihnen Angebote machen und den Weg ebnen. Das Kind entscheidet, ob es den Weg gehen will. Und das schon früher, als wir Eltern es wahrhaben wollen. Man macht aus keinem Kind, dass keine Nähe will einen Kuschler, wohl kann man den Wunsch des Kindes sowohl nach Nähe, als auch Distanz ignorieren und verkümmern lassen. Aber grundsätzlich ändern kann man es auf gesunde Art und Weise nur, indem man das Angebot macht und schaut, ob das Kind will

  4. Eure Reflektionen waren nach der letzten Woche Balsam für die Seele! Danke dafür!

    Hier ein wenig (zu viel^^) zu den Shootern:

    Re: Faszination CounterStrike (neben der Frage „kann ich treffen?“ wie in ner Schießbude): Ähnlich wie in altbekannten Sportarten ist es die Kombination aus nach oben hin offener Einzelleistung und Teamspiel.
    Die Ästhetik ist halt eine, die nem Jungen nicht als schwächlich ausgelegt werden kann und natürlich den Reiz des anrüchigem hat.
    Bemerkenswert ist, dass die zwei Seiten sich in Terroristen (Ts) und Counterterroristen (sic!) (CTs) aufteilen, in einem feinbalancierten Wettkampf (also nicht viel zu tun mit der Asymmetrie in der Wirklichkeit).

    Die Ts versuchen eine Bombe an einem von zwei Orten (genannt A Site und B Site) zu legen, die CTs sie aufzuhalten.
    Eine Partie wird dabei auf einer Map in mehreren Runden gespielt. Zu Beginn einer Runde kauft man Waffen & Ausrüstung ein, wie viel man dabei ausgeben kann ist von den Runden zuvor abhängig. Oft spielt ein Team das zurück liegt taktische Ökorunden, um in der nächsten wieder besser ausgerüstet zu sein.
    Nach der Hälfte der üblicherweise 30 Runden wird Seiten getauscht. Das Team, dass zu erst 16 Runden für sich entscheidet gewinnt.
    Ein einziger Schuss kann dabei das aus für eine Spieler*in in einer Runde bedeutet. Das kann immer noch von Wert sein, wenn dadurch aufgedeckt wird von welcher Seite die Ts welche Site angehen. Es stehen taktische Mittel wie temporär Wege mit Feuer blockieren, Sichtlinien mit Rauch, Gegner (und aus versehen das eigene Team^^) mit Blendgranaten blenden zur Verfügung.

    Als Beispiel, hier kann man die Profispielerin Julia ‚juliano‘ Kiran ne Partie aus ihrem Stream spielen sehen:
    [CW Waffengewalt] https://youtu.be/a8w8DXziquo (Vorsicht wegen Perspektive aus der 1. Person: wenn man nicht selbst steuert wird manchem schnell übel beim zugucken)
    Und zum kulturellen, vor einem Monat in Köln eines der weltweiten wichtigsten Turniere:
    https://youtu.be/dp1ZShRrLGQ

    Das Spiel (kostet so 20€) macht vor allem Umsatz durch den Verkauf von virtuellen Truhen durch die man an sog. Weaponskins kommt, mit Chancen auf besonders seltene (Glücksspiel sagt hallo).

    Wie gewaltverherrlichend ist das ganze? Das Spiel glorifiziert Waffen, in der Darstellung ist es doch sehr unaufgeregt, wenn dann eher verharmlosend.

    Was den Reiz angeht, spielt hier sicher auch das Bedürfnis nach Stabilität hinein: ich habe in einem komplexen Spiel immer einen abgesteckten Rahmen den ich meistern und kontrollieren lernen kann.

    Es gibt übrigens keine weiblichen Ts oder CTs zu spielen.

    Ganz klar spricht es kein besonders diverses Publikum an. Möchte man also für sich selbst mal gucken was der Spaß an dieser Art von Spiel ist, aber (milde gesagt) nichts mit der Ästhetik hier anfangen kann, sehe sich einmal Overwatch an.
    Das ist farbenfroh und einladend und inklusiv, da spielt man auch mal eine gestandene ägyptische Mutter, die mit Heilung „snipet“: https://youtu.be/ZcCGKrYgr0k
    Und Overwatch mit geschätzten eingespielten $270 mio seit Mai diesen Jahres zeigt wie weit zugänglich diese Art von Spiel sein kann.

    Und wir sprechen hier auch immer von Mehrspielerspielen. Die eigentliche spannende Debatte ist aus meiner Sicht, dass man sich innerhalb von Minuten mit fremden Spielern aus überall in der Welt zusammenfindet, und zusammen spielt.

    Das ist nun keineswegs Friede, Freude, Eierkuchen: man ist nur für 20-60 Minuten zusammen, sieht einander kaum wieder; das bringt oftmals richtig hässliches Verhalten zutage und das meist eher auch im eigenen Team.
    Man ist von Fremden abhängig, auf die man nicht weiß wie sehr man sich verlassen kann, es ist sehr leicht so jemanden die Schuld zuzuschieben wenn man am verlieren ist. Und sich darüber natürlich auch auszulassen und hochzuschaukeln.

    D.h. wenn man eine männliche Stimme hat. Ist das nicht der Fall, ist es oft egal wie die Partie verläuft, den Grund braucht es nicht damit es unangenehm wird.

    In einer Woche beginnt das International, das Turnier für Dota 2 (kein Shooter) mit über $18 mio Preisgeld, um das 16 Teams a 5 Spieler spielen. Nicht Spieler*innen, wohlgemerkt.
    Es gibt sehr wohl Frauen als Caster und Manager und Moderatorinnen, etc., die Teil der professionellen Szene sind. Und aus dem Spiel heraus kaum einen Grund warum es Jungs mehr als Mädchen ansprechen sollte.
    Aber die Kultur „in der freien Wildbahn“ der Spiele ist so frauenfeindlich, es ist mir kaum vorstellbar, dass sich viele Teenagerinnen da zu professionellen Spielerinnen entwickeln können.

    Ich finde, die Onlinespielewelten und der Umgang in diesen sind ein ganz hervorragender Spiegel wie weit das mit der post-patriachalischen Welt wirklich ist.

    p.s.: Das Spiel von vor 15 Jahren war wohl Unreal Tournament 😉

    1. danke! wirklich: danke! es ist ein sehr wertvoller Einblick in eine mir eher fremde Welt. mich sprechen ohnehin eher Jump&Run-Spiele an und Ästhetik ist mir sehr wichtig – aber marzialische stößt mich ab. vielleicht stehe ich damit auch ein wenig exemplarisch für viele Frauen. Martialische Männerrollen anzunehmen mag mal spannend sein, aber im Großen und Ganzen ist es wenig reizvoll.
      ich finde Overwatch klingt cool – das schaue ich mir mal an! auch dafür danke – bis eben noch nie gehört.

      liebe Grüße
      Katrin

    2. Hallo,
      Ich glaube, viele Computerspiele bilden bestimmte Rollenspielsituationen von Kindern für Erwachsene ab, und erzeugen daher einen gewissen Reiz durch den Wiedererkennungseffekt – je nach Kindheitserfahrung mal mehr, mal weniger.

      Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, so waren die typischen „Jungs-Spiele“ sehr stark geprägt von den fast ausschliesslich männlich dominierten Fantasie-Welten des 80er Jahre Action/Sci-Fi-Fernsehens (und dem ganzen Merchandise-Gesums, das damit verbunden war).

      Wir waren Astronauten, Cowboys, Agenten, Uboot-Kommandanten, Soldaten, Piloten… und irgendwie war auch immer diese Wettbewerbs-Komponente mit dabei (wer ist schneller, wer klettert höher,…). Ego-Shooter bilden genau das ab: Die Komponente, sich miteinander messen zu können, verbunden mit der virtuellen Umsetzung dessen, was wir als Kinder noch mit Phantasie aus ein paar Pappkartons, Sträuchern oder Holz-Stecken erschaffen mussten (eine Weltraumstation, Katakomben, eine einsame Insel oder oder oder)

      Aus meiner männlichen Sicht waren die kindlichen Rollenspiele vieler Mädchen dagegen eher das sich-ausprobieren in verschiedenen sozialen Rollen und das kreative Auseinandersetzen mit der Umwelt: Das klassische „Vater-Mutter-Kind“, das „Barbie-Spielen“, bei dem verschiedene Beziehungskonstellationen durchprobiert aber gleichzeitig auch modische Kreationen aus Taschentüchern, Gummibändern und Haarspangen erfunden wurden oder die gute alte Puppenstube, bei der die meiste Zeit für das Entwickeln neuer Einrichtungsideen drauf ging.

      Daher finde ich es nicht überraschend, dass viele Frauen in meinem Bekanntenkreis als Erwachsene gerne Aufbau- und Wuselspiele wie „Die Sims“, „Farmville“ oder „Minecraft“, sowie Adventure- und Knobelspiele spielen, Spiele also, die genau diese Kinderspiele für Erwachsene aufbereiten – wie eben die Ego-Shooter auch.

      Das ist jetzt natürlich auch wieder sehr stereotyp (kenne auch einige Ego-Shooter-Spielerinnen und habe meinerseits die Semesterferien eines Studienjahres mal komplett an „Die Sims“ verloren :)) – aber vielleicht eine mögliche Erklärung.

      Großes Kompliment jedenfalls an den „Lila Podcast“ – macht weiter so!

      Viele Grüße,
      Jörg

  5. Hallo und Danke für die tolle Folge – ich höre euch regelmäßig, hab aber bisher noch nicht kommentiert.

    Was die Diskussion über Vorlieben bei Spielen an geht: Ich bin auch kein großer Fan von Shootern, ab und zu macht es Spaß, wenn es einen Titel gibt der zusammen mit dem Geballer auch eine schöne Geschichte liefert, aber größtenteils spiele ich andere Genres, und ich habe viele männliche Kollegen und Bekannte denen das ganz ähnlich geht. Gerade online habe ich bei vielen Shootern einfach das Problem, dass alles auf den Wettbewerb ausgelegt ist (ähnliche Gefühle bzgl der „Gewinngeste“ die Barbara aus ihrer Büro-Geschichte ansprach).
    Übrigens hat Counterstrike ein FSK 16, viele Ballerspiele tragen sogar FSK 18 vor sich her – aber diese Label sind halt, gerade was Computerspiele an geht, kaum ein wirksames Mittel um jüngere abzuhalten.

  6. Das freut mich voll! =)

    Wäre auch neugierig zu hören was da der Eindruck dann wäre. Es ist nicht so als wäre es perfekt in der Darstellung aber es ist dennoch ein Schritt in die richtige Richtung für Blockbuster-Videospiele.

  7. Hallo,

    ich bin auf einen netten Beitrag zum Pokemon (Go) Hype gestoßen und dachte, den verlink ich hier mal, passt vielleicht zum Thema.
    Als langjähriger Gamer geht mir der Trend auch erheblich auf die Nerven, aber da mir Pokemon sehr egal ist, habe ich mich auch nicht besonders aufgeregt über Pokemon Go.
    (Der Trend hin zu Free2Play, ingame-Käufen, Spiele werden immer leichter/leichter zugänglich etc.)

    Hier also mal die Sicht einer langjährigen Pokemonspielerin;

    http://www.4players.de/4players.php/kommentar/Spielkultur/1081/No_Go_Ein_Pokemon-Fan_rechnet_ab.html

    Stützt vielleicht auch die These, dass Frauen eher auf den knuddelstil von Pokemon stehen, kann aber auch Zufall sein.^^

  8. Ich habe Konsolenspiele circa im Alter von 12 Jahren für mich entdeckt – das lag vor allem daran, das mein Vater und mein etwas jüngerer Bruder mit mir gemeinsam eine Konsole gekauft und ausprobiert haben. Der Reiz an Ballerspielen war für uns Kinder damals der Teamaspekt (gegeneinander und miteinander) – bis zu vier Controller konnten angeschlossen werden. Wenn es um Einzelspiele ging haben wir alle bei den Spielen mehr Wert auf Inhalt gelegt als auf identische Shooter-Level. Mir ist relativ früh aufgefallen, dass ich mit diesem Hobby im weiblichen Klassenverband relativ allein stand (einzige Ausnahme Sims). Unter Jungs galt man als cooles, aber auch unweibliches Mädchen. Mittlerweile haben sich die Konsolen weiterentwickelt und für mich weitgehent ihren Reiz im herkömmlichen Sinne verloren. Spiele sind nun auf den einzelnen Online-Anschluss konzipiert, jeder sitzt allein mit Headset in seinem Zimmer. Ich spiele dadurch kaum mehr Egoshooter.
    Hinzukommt wie hier schon angesprochen frauenfeindliches Klima sowohl in den Spielen als auch in der Kommunikation unter den Gamern. Ich würde mir ein gutes Spiel davon nicht madig machen lassen, aber anstrengend ist es dennoch.

    Liebe Grüße!

  9. Ich bin eine Frau und habe einige Jahre lang, so bis Mitte 20, öfter mal Egoshooter gespielt. Das waren dann so 90er Jahre bis frühe 2000er Spiele. Mein Endruck ist, dass Mädchen vor allem deswegen nicht so viel Shooter spielen, weil andere Mädchen es auch nicht tun. Mein Bruder hat das gespielt und darüber hab ich es dann eben auch probiert. Das erste Spiel war Doom 1 und ich fand es total super. Meine Freundinnen haben damals gar nicht gespielt und wenn, dann nur Jump’n’Runs, welche ich übrigens auch mochte.

    Ich finde das nicht erstaunlich. Die Spieleindustrie bewirbt für diese Games ganz massiv Jungs, sie sind in Story und Design auf Jungs ausgerichtet. Werbung funktioniert halt, besonders bei so jungen Menschen. In unserer Gesellschaft ist es ja einfach auch immer noch „typisch Junge“ mit Waffen rumzuballern. Kleine Jungs spielten in meiner Kindheit Cowboy oder Polizei, kleine Mädchen eher weniger. Ich wurde nicht stereotyp erzogen und hatte einen nur ein Jahr jüngeren Bruder, also hab ich das alles auch gespielt und fand es, glaube ich, auf die gleiche Art spannend und spaßig wie mein Bruder. Allerdings nahm es nicht so viel Raum ein wie bei manchen Jungs, was logisch ist, da ich es eben alleine oder mit meinem Bruder spielte, aber nicht mit Freundinnen und Freundinnen waren natürlich enorm wichtig.

    Ich glaube übrigens, dass es nicht gut für Jungs ist, dass sie so zur Zielscheibe der Gameindustrie geworden sind. Ich habe einige befreundete Lehrer, die mir erzählen, dass viele Jungs in der Schule komplett wegdriften, sowohl was die Leistung angeht, als auch soziale Fähigkeiten, weil sie über Jahre hinweg unfassbar viel spielen und dafür andere Erfahrungen fehlen. Das ist laut den Lehrern ein extremes Massenphänomen. An der Hauptschule scheint es besonders drastisch zu sein. Dort ist dann auch der Leistungsunterschied zwischen Mädchen und Jungs noch stärker. Das sind natürlich nur Einzeleindrücke, aber ich glaube schon, dass allgemein sehr viele Jungs extrem viel Zeit in die Spiele stecken und es sie viel kostet, ohne dass sie es merken.

  10. Ich mag noch was ergänzen, weil ich jetzt schon die ganze Zeit drüber nachdenke und es mich auch als Mutter mittlerweile umtreibt. Mein Eindruck ist, dass es in bewussteren Familien, welche ihre Kinder nicht gender-stereotyp großziehen wollen, große Hemmnisse gibt, manche Spielsachen zuzulassen, die als typisch Junge oder Mädchen gelten. Heute dachte ich, dass das bei Dingen wie Shootern und vielleicht auch Barbies und sowas, auch bewirkt, dass die Kinder diese Sachen nur durch ihre Peers kennenlernen, und dann eben meistens denfinitiv die Mädchen nur die typischen „Mädchensachen“, die Jungs die „Jungssachen“. Weiß noch nicht, welche Schlussfolgerungen ich daraus ziehen würde, aber irgendwie unterstützt man in der Hinsicht eventuell sogar teilweise dann doch wieder diese Muster.

  11. Computerspiele dienen (wie das klassische Theater, oder der Film) unter anderem als sicheres Umfeld um Emotionen zu erleben, die sonst vielleicht selten oder unpassend sind.
    Besonders an Shootern (oder auch anderen schnellen kompetetiven Spielen) ist für mich das Adrenalin. Ich hoffe das klingt jetzt nicht gefährlich. Aktivität fühlt sich immer gut an, und zwei Stunden kleiner Rausch am Sonntagnachmittag machen viel Spaß. (persönliche Favoriten: TeamFortress 2, Overwatch; Team Shooter mit wenig Kriegsoptik)

    Was bei vielen Spielern dazu kommt ist die hässliche, menschliche Lust am Besiegen (zusätzlich zur Freude am guten Spiel/Meistern einer Tätigkeit).

    Es gibt viele Computerspiele/Filme, die extrem brutal sind, wir aber als Gesellschaft doch tolerieren (Filme vielleicht eher als Computerspiele). Da rede ich mir immer ein, dass das als Katharsis schon gut gehen wird, auch wenn ich das rein aus dem Affekt alles sofort verbieten wollte.

    Meine Sorge an Computerspielen ist eher, dass unsere Unterhaltung zu gut wird und Menschen immer größere Schwierigkeiten haben im übrigen Leben Vorlieben und Motivation zu finden (trifft auch auf die unendliche Verfügbarkeit von Fernsehserien und Filmen zu).

    Liebe Grüße!

  12. Hallo!
    Ich habe den Podcast eigentlich über iTunes abonniert. Diese Folge lässt sich allerdings dort partout nicht herunterladen. Die neueste klappt wieder problemlos.

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