Frauen sollen sexy sein. Das wird ihnen von allen Seiten vermittelt. Im Fernsehen, in den Frauen- wie auch in den Männerzeitschriften, im Netz. Sexy und sinnlich. Aber bloß keine Schlampen! Und das ist ein Problem. In dieser Folge nähern wir uns der zweischneidigen Angelegenheit „Sexyness“.
Angefangen bei der schlammschlachtigen Auseinandersetzung zwischen Sinead O’Connor und Miley Cyrus, schlagen wir uns durch das komplizierte Dickicht um die gesellschaftliche Norm der Sexyness. Wir sprechen über Natasha Walters „Living Dolls“, über „sexy“ Mode für Mädchen im Kindergartenalter, über „Toddlers and Tiaras“ und „Germanys Next Top Model“. Wir fragen uns, was dagegen sprechen sollte, unser erotisches Kapital einzusetzen, wie es Catherine Hakim empfiehlt.
Zu Beginn der Sendung stellen wir euch wie immer einige lesens- und sehenswerte Dinge vor, unter anderem das neue feministische Magazin „Feminist Times“, das wundervolle „The Book of Jezebel“, die schockierenden Ergebnisse der „Männerstudie“ von Allensbach, den Aufruf „Gleichstellung jetzt“ und einen ausführlichen Artikel über Malala Yousafzai, deren starke Rede vor der UN wir euch keinesfalls vorenthalten wollen.
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Links und Shownotes
- Feminist Times
- Guardian: Charlotte Raven’s Feminist Times is no Spare Rib, but is already controversial
- The Book of Jezebel
- Bild der Frau: Die große Männer-Studie von BILD der FRAU und Allensbach: Mein lieber Mann!
- Süddeutsche: Judith Liere über die Männerstudie
- EMMA: Allensbach-Umfrage
- Süddeutsche: Allensbachstudie im Auftrag der EMMA
- Aufruf „Gleichstellung jetzt. Gleichstellung stärken“
- The Irish Independent: ‚The business doesn’t give a s**t about you‘ – Sinead O’Connor writes open letter to Miley Cyrus
- Guardian: Debatte Miley Cyrus: does the music business exploit women?
- Jezebel: Sinead O’Connor Threatens to Sue Malignant Brat Miley Cyrus
- Wikipedia: Hannah Montana
- Website von Emma Watson
- Jessica Valentis Tweet:“Also, can we just declare a moratorium on „open letters“? Or just retitle them „Passive Aggressive Missives“?“
- 3sat: Das Ende des Feminismus. Natasha Walter über „Living Dolls“
- The Fword: Interview with Natasha Walter
- MV Spion: Sexy Mode für kleine Mädchen – Psychologen untersuchten die Kleidung, die für die Kinder angeboten wird, und stellten fest, dass sie nicht selten aus den kleinen Mädchen Sexualobjekte macht
- Wikipedia: Toddlers and Tiaras
- New York Times: French Senate Approves Ban on Pageants for Young Girls
- HAZ: „Topmodel“-Shows verstärken Risiko von Essstörungen
- Süddeutsche: Warum Frauen in High Heels Karriere machen
- Hamburger Abendblatt: „Mutti“ und „listige Witwe“ – Spitzenfrauen in den Medien
- bpb: „Nachts, wenn der Generalsekretär weint“ – Politikerinnen in der Presse
- taz über „Das F-Wort. Feminismus ist sexy“
- ungelöste Frage bei yahoo! Clever: Wieso ist das Männerbild in Frauenmagazinen so positiv und das Frauenbild in Männermagazinen so negativ?
- taz: Der freie Zwang zur Sexyness
- Jezebel: Behind the Cultural Imperative for Women to be Sexy And Cute
Mir ist in diesem Podcast wieder ein gelegentliches Zirpen aufgefallen. Zum Beispiel bei Minute 00:20:12.
Und wo ich gerade dabei bin, empfehle ich noch die letzte Folge vom Kulturwissenschaften Podcast über Elternkarenzmodelle in Europa.
http://stimmen.univie.ac.at/podcast/sdk63
Lieber Masi,
das Zirpen hat irgendwas mit Skype/Internetempfang… zu tun. wir probieren immer schon herum, wo Susanne sich hinsetzen muss, damit es weniger ist – und weniger als letztes Mal war es schon. aber klar: besser wär besser. wir arbeiten dran.
danke für den Kulturpodcast-Tipp, wird alsbald angehört.
viele Grüße
Zu der BildDerFrau Studie:
Die Zahlen, die ihr erwähnt, gehören eigentlich zu einer anderen Frage.
Es wurde die Frage gestellt, wie gleichberechtigt Männer und Frauen sind (44% der Männer sagen „weitgehend“). Bei dieser Frage sagen 6% der Männer, dass eher Männer benachteiligt würden.
Eure Zahlen gehören aber zu der Frage „Müsste mehr für Gleichberechtigung getan werden?“.
Dort sagen 36% der Männer, dass genug getan wird und 28% dass zu viel getan wird. Ich finde diesen Unterschied sehr wichtig, weil es gut sein kann, dass diese Männer für Gleichberechtigung sind, und nur den aktuellen Aufwand für den Nutzen zu hoch halten. Man kann diesen Männern jedenfalls nicht unterstellen, gegen Gleichberechtigung zu sein.
Mir ist klar, dass nicht ihr diese Unterstellung erfunden habt, sondern dass der Unterschied nicht in den Medien wiedergegeben wurde. Ich hoffe, ich kann den Schock hiermit etwas mindern 🙂
Bei den Haushaltstätigkeiten steht übrigens auch nicht in der Frage, ob Frauen ein „natürliches Talent“ dafür haben (zumindest kommt das Wort „Talent“ nicht in der Studie vor und beim Überfliegen ist mir nichts in der Richtung aufgefallen).
Gefragt wird, ob Frauen die Aufgaben „im Allgemeinen“ besser erledigen können. Die Antworten korrelieren mit den Ergebnissen zu „meine Frau macht diese Arbeit meistens“.
Ich finde es auch recht naheliegend, dass Frauen in den Tätigkeiten besser sind als Männer, die sie auch häufiger ausführen.
(in der Studie auf Seite 31/32, sowie ab Seite 49, zu finden unter
http://www.axelspringer.de/downloads/21/16383966/BdF_Studie_Ma__776_nner1-86_finale_Version.pdf )
ein klein wenig gemindert ist er, der Schock. vor allem danke für den Link der Studie! der fehlte mir noch, ich werde ich am besten noch oben in die Shownotes packen.
Wieder ein Podcast der mir den Fahrtweg erträglicher gestaltete. Danke!
Eine Anmerkung hab ich aber noch.
Mich beschleicht immer mehr der Eindruck als ob mit der Sexyness-Maske mit der sich viele Mädchen und Frauen umgeben offensiver umgegangen wird.
Madonna hätte nie ein ungeschminktes Foto auf Twitter geworfen, Lady Gaga tut das ganz offen. Andere zeigen ebenfalls das etwas mit dem sie in der Öffentlichkeit auftreten eben nicht sie selbst sind.
Es findet also durchaus eine Trennung des wahren Ich und der Maske statt.
Das hilft nur leider nichts wenn erst eine Kognitive Leistung erbracht werden muss. Der erste Impuls ist immer noch sexy. Zumal Lady Gaza und Konsorten die sich sowas rausnehmen können ohne finanziellen Schaden zu erleiden, allesamt klassisch schön sind.
Zunächst einmal vielen Dank für die Podcastfolge!
Euer Kommentar über das Fernsehen kam mir ein wenig zu kulturpessimistisch vor, daher versuche ich mich an einem kleinen Plädoyer für das Fernsehen.
Denn erstens gibt es auch großartige Dinge im Fernsehen, Breaking Bad zum Beispiel. Zweitens ist es wichtig, sich mit Popkultur auseinanderzusetzen, um Gesellschaften zu verstehen. Da sind besonders all jene Formate interessant, die ein großes Publikum erreichen, weil sich da immer die Frage stellt, warum und wie sie den Zeitgeist treffen. Antonio Gramsci hat sich beispielsweise deshalb für Fortsetzungsromane in Zeitungen interessiert und die galten zu seiner Zeit als besonders trivial. Insofern mein Aufruf an alle: Mehr GZSZ schauen!
ohje… tut mir leid, aber ich werde da nicht mehr konvertieren 🙂 ich schaue lieber Doctor Who, Being Erica und son Kram.
Aber ja: Wir sind etwas kulturpessimistisch und ich finde das auch weiterhin angemessen. Breaking Bad kann ich auch auf DVD schauen, und das mache ich auch eher, als das Fernsehen anzumachen. Ich beobachte die Kultur, so gut das eben geht. Aber es ist schon sehr abschreckend, was im Fernsehen so veranstaltet wird. Ich finde es weniger trivial, als vielmehr verantwortungslos,.
Servus Ihr Beiden!
Danke für den immer wieder interessanten und kurzweiligen Podcast.
Ich bin zwar noch nicht ganz durch, habe aber zwei Punkte, die ich unbedingt loswerden will:
1. zur Studie vom Springerverlag: habe ich mich da verhört, oder hat sich Katrin wirklich schockiert gezeigt, dass bei zwei Vollberufstätigen die Hausarbeit „nur“ zu 50% vom Mann gemacht wird? Ich hab mir das zweimal angehört, nur um mich zu vergewissern, ob das nicht 15% heissen soll. Falls das doch 15% sind, muss ich vielleicht doch mal zum Ohrenarzt oder nicht während des Mopedfahrens Podcast hören. Andernfalls verstehe ich die „Aufregung“ nicht und bitte um Erklärung.
Dass die anderen Punkte nicht in Ordnung und teilweise erschütternd sind, ist unbestritten.
2. wegen Miley Cyrus: es geht offensichtlich noch schlimmer. Gerade habe ich eine News gelesen, dass man Miley angeboten hat in einem (Soft?)Porno mitzuspielen. Was das an Vorbildwirkung für die jungen Mädels (und auch tlw. Jungs – Stichwort falsche Erwartungen) hat, ist nicht auszudenken. Schade um das Mädel, sie scheint einen genauso grausamen Absturz zu erleben, wie dereinst Britney Spears. (Übrigens hab ich gerade nachgesehen: Miley wird im November 21. In Amerika also volljährig. Ihr Verhalten ist aber deutlich anders.
Vielen Grüße an Euch und bitte weiter so.
nein nein, es sind 50 % Prozent. In 50 Prozent aller heterosexuellen Beziehungen machen die Frauen den Großteil der Hausarbeit, obwohl beide Vollzeit arbeiten. Die Zahl 15% wäre ja super, denn dann würden in den meisten Beziehungen Männer und Frauen gleich viel Hausarbeit machen.
Servus,
okay dann wird mir das klar. Das ist dann natürlich nicht gut.
Wobei Dein Umkehrschluss theoretisch auch nicht korrekt ist. 😉
Hallo Susanne und Katrin,
Euren podcast höre ich mit Vergnügen während der Arbeit im Taxi. Immer wieder mache ich kleine Entdeckungen und lerne, wie viel Feminismus mit mir als Mann zu tun hat…
Ein paar Gedanken über Miley Cyrus: Das Dummchen aus der Disney-World (Hannah Montana) sorgte kaum für Trubel, war aber weitgehend akzeptiert, beliebt und als Vorbild für heranwachsende Mädchen scheinbar geeignet. Der Imagewandel zur halbnackten Sängerin sorgt dagegen für grosse Aufregung. Was bei Madonna bewundert wurde (clevere Geschäftsfrau), wird Miley Cyrus abgesprochen, nämlich, dass sie die Mechanismen des Kapitalismus begriffen hat und daraus Kapital schlägt. Warum? Weil sie erst 20 ist und die nötige Reife nicht haben kann?
Miley scheint einen Absturz wie Brittney Spears zu erleben (schreibt Helmut). Warum? Sich zum Sexobjekt machen bedeutet automatisch die psychische und physische Zerstörung eines Menschen?
Mein Eindruck ist dagegen, dass Ms. Cyrus ein durchaus selbstbestimmtes Wesen ist, das genau weiß, was sie tut. Natürlich sorgt sie durch Skandale dafür, dass ihre Musik in der Rezeption in den Hintergrund tritt, denn seit es Musikvideos gibt, spielt das Bild sich in den Vordergrund. Worüber übrigens niemand redet: Sie kann singen.
Jegliches Verständnis fehlt mir für die Ansicht, sie würde sich prostituieren. Jemanden als Prostituierte oder Nutte zu beschimpfen, verbietet sich meiner Meinung nach, denn es diskreditiert einen ganzen Berufsstand. Solange Prostituierte als Beruf gesamtgesellschaftlich nicht anerkannt ist, wird die Bezeichnung noch als Schimpfwort gelten.
Ja, Frau Cyrus macht ihre Geschäfte in einer männerdominierten Welt. Was sagt das über sie aus? Vielleicht ist der Vergleich zu weit hergeholt, aber Frau Merkel agiert ebenfalls in einer männerdominierten Welt. Die Welt ist – bis auf wenige Landstriche, die matriarchalisch organisiert sind – männerdominiert.
Das in den Medien gezeigte Frauenbild mit der impliziten Forderung, sexy sein zu müssen, hat auf heranwachsende Mädchen einen unguten Einfluss. Da ist Frau Cyrus natürlich ein weiteres Mosaiksteinchen. Doch warum empört und schämt sich ganz Amerika? Könnte das mit einer gewissen Prüderie und geheuchelten Moral zu tun haben?
Übrigens gibt es seit über 10 Jahren Hip-Hop-Videos, in denen Frauen ähnlich freizügig gezeigt werden, und zwar nicht im Vordergrund, sondern als „schmückendes“ Beiwerk des Gangsterrappers. Hier habe ich wesentlich stärker den Eindruck, dass der halbnackte Frauenkörper instrumentalisiert wird. Warum sorgt das nicht für den gleichen Skandal? Hat es damit zu tun, dass es sich bei Frau Cyrus um eine weisse Frau handelt?
Fragen über Fragen…
Habt Ihr mal den Stuhl von Susanne auf Nebengeräusche untersucht?
Gruß von
Paul
Lieber Paul,
klar, als Feministin sage ich mir immer erst mal: Hey, weibliche Freiheit heißt, alles tun zu können, also zum Beispiel auch sich auszuziehen und damit Geld zu verdienen. Wenn mir das hier und da nicht gefällt, ist das mein persönliches Geschmacksproblem und im Zweifelsfall ein Kollateralschaden weiblicher Selbstbestimmung. Was ich nun persönlich als Unterschied zwischen Madonna und jungen Künstlerinnen wie Miley Cyrus sehe, sind Zeit und Kultur, in denen sie sich jeweils nackich machen. Madonnas „Like A Virgin“ war zu ihrer Zeit (und dann auch noch in einer Kirche, auweia) ein echter Skandal. Nackte, selbstbewusste Frauen waren in den 80ern eher die Ausnahme, heute sind sie eher die Default-Einstellung. Frauen sollen sexy und selbstbewusst sein, dahinter steckt kaum noch ein Funken Rebellion – die kann man kaum noch mit dem Körper, eher mit Gesagtem und Getanem erzeugen.
Oder?
Susanne
P.S. zum Geräuschproblem: Wir müssen weitersuchen. Denn der Stuhl ist zwar ein uralter Sessel, aber auf dem habe ich in der letzten Sendung mit Knacken nicht gesessen (oder wir nennen das ganze Ding einfach „Die Sendung mit dem Knax“).
Hallo ihr beiden,
und wie immer vielen Dank für Euren tollen Podcast! Eurer Sicht auf den Begriff „sexy“ kann ich mich nur anschließen – mittlerweile wird er doch sehr inflationär und reduziert auf körperliche Reize verwendet. Was ist mit Humor? Esprit? Freundlichkeit? Intelligenz? Aus meiner Sicht sind das auch wesentliche Punkte, die zur „Attraktivität“ eines Menschen enorm beitragen.
Viele Grüße und weiterhin viel Spaß beim Senden wünscht
Martin
danke für euren interessanten podcast, ich finde es toll, unterschiedlichen feministischen menschen zuzuhören, was sie sich für gedanken machen! wirkt empowernd, mehr davon:)
sookee singt übrigens nicht nur über diverse, selbst angeeignete schönheits/sexiness-begriffe, sondern auch über „eure sexiness“, nämlich die der „alphamädchen“, die sich als pseudo-emanzipativ herausgestellt hat. dazu gehört nicht zuletzt auch der begriff „alpha-„, der eine idee von hierarchie heraufbeschwört und reproduziert. beide konzepte arbeiten echter emanzipation tatsächlich entgegen – jedenfalls, wenn mensch darunter die anerkennung und die wertschätzung jeder einzelnen person auf der welt versteht.
ich finde es schade, dass ihr das nicht thematisiert habt, denn ich habe euch so verstanden, dass ihr sookee durchaus zustimmen würdet. stimmt das?
noch 2 kritikpunkte:
finde es sehr schade, dass ihr beim sprechen keine geschlechtergerechte sprache verwendet. ich fänds schön, wenn ihr vielleicht verschiedene möglichkeiten ausprobieren würdet, eine ausgeglichene gender*representation zu erreichen. (habe bisher erst diese folge gehört, weiss also nicht, ob ihr das schon ausprobiert habt, also sorry, falls ich euch unrecht tue!)
und: „amerika“ als synonym für „usa“ zu verwenden, geht gar nicht: „amerika“ besteht aus südamerika, zentralamerika und nordamerika. „amerika“ ist ein kontinent und kein land.
im gegensatz dazu wird im deutschsprachigen journalismus sehr oft „afrika“ verwendet, als ob es ein land wäre, oder ein charakteristikum. beides gehört zu unserer (post)kolonialen sprache und hat einen grossen einfluss auf unser weltbild, das so extrem hierarchisiert wird und bleibt.
lovis
Hallo Lovis,
vielen Dank für deinen Kommentar und die Anregung, noch sorgfältiger mit Sprache umzugehen. Tatsächlich achte ich im Schriftlichen z.B. sehr darauf immer „US-amerikanisch“ zu schreiben, wenn ich die USA meine, oder auch „die Zuschauerinnen und Zuschauer“, aber im Sprechen geht mir diese Aufmerksamkeit manchmal noch verloren. Wir werden das in die folgenden Sendungen mitnehmen, um noch sensibler mit unseren Worten zu sein.
Was du über die Alphamädchen schreibst bzw. Sookee singt, nun ja, das ist eine Meinung oder auch Interpretation. Ich weiß nicht, ob du „Wir Alphamädchen“ gelesen hast, aber meine Co-Autorinnen und ich fordern darin eigentlich von niemandem irgendwie „sexy“ sein zu müssen. Im Gegenteil kritisieren wir u.a. das neue Sexiness-Gebahren auf Facebook etc. So etwas wie „meine Sexiness“ kann ich in unserem Buch nicht finden, da würde ich mich als Feminismusinteressierte oder -interessierter auch nicht auf die Mediendebatte verlassen, denn die ging zum Teil meilenweit an den Inhalten des Buches vorbei und „Alphamädchen“ wurde zu einem Sammelbegriff für alles, was man an neuen Feminismusströmungen vielleicht zu oberflächlich / karrieregeil / mainstreamig fand – mit dem Buch hatte das oft nichts mehr zu tun, deswegen fühle ich mich davon auch kaum noch angesprochen. Und der Titel „Alphamädchen“, da würde ich nicht mehr hineininterpretieren als ein Wortspiel mit „Alphamännchen“, mehr ist es nämlich nicht.
Viele Grüße, Susanne
Dieses „keine Schlampen“ zeigt bereits, wie rückwärts die Entwicklung in dieser Hinsicht in den letzten Jahrzehnten verlaufen ist. In meiner Jugend, die in die späten 780er/frühen 80er fällt war sexuelle Promiskuität etwas, das positiv mit linken Idealen korrespondierte. Als meine Schwester 20 war kam es vor, dass sie in einer Woche mit drei verschiedenen Männern ins Bett ging, und da galt sie nicht als Schlampe, sondern als sexuell sehr aktive, besonders emanzipierte Frau, die für ihre Freizügigkeit bewundert wurde. Auf unseren Parties musste mensch damals außerhalb der Tanzfläche darauf achten, nicht auf die aufeinanderliegenden Pärchen zu treten. Die erste Kommilitonin, mit der ich an der Uni was hatte machte mich dergestalt auf ihr Interesse augfmerksam, indem, sie mich auf einem Antifaplenum an den Eiern streichelte. Das brauchte ich Stoffel auch, weil ich normale Flirtsignale gar nicht wahrnahm. Ich finde es sehr schade, dass es solche Frauen in meimner heutigen Lebenswelt nicht mehr gibt. Nach jeder Semesteranfangs/Endparty waren in meiner Bezugsgruppe die Beziehungen neu zusammengesetzt. Parties wurden überhaupt ganz selbstverständlich von vielen Menschen hauptsächlich als Anbahnungen für One-Night-Stands betrachtet. Das Beziehungsmodell der linken Szene sah die offene Zweierbeziehung mit erlaubten Seitensprüngen als role model vor. Passend zum Welt-Aids-Tag heute: Die Aids-Hysterie in den 80ern, das gesellschaftliche Rollback unter Kohl und dann auch noch das Bekanntwerden von Vergewaltigungen in linken Szenezusammenhängen sollten diese schöne Welt der unverbindlichen sexuellen Abenteuer im Alltag unwiederbringlich und restlos zertrümmern. Ein – bürgerlicher – Abglanz dieses Klimas ist noch in den Anything-Goes-Beziehungskömödien der 90er spürbar, diesen ganzen Katja-Riemann- Hedike-Makatsch-Til-Schweiger-Filmen, die das Neue Deutsche Kino konsumierbar machten.
Ich arbeite gerade die alten Podcast-Folgen durch und hätte da noch etwas hoffentlich konstruktives zu der Geschichte über Miley Cyrus vs. Sinead O’Connor beizutragen. Die meines Erachtens großartige Amanda Palmer hat nämlich auf den Brief von Sinead O’Connor reagiert und da noch ein paar interessante Aspekte mit reingebracht. Das kann man alles hier nachlesen: http://blog.amandapalmer.net/20131003/
Ich habe zumindest in den Shownotes zur Sendung und in denen zur darauffolgenden Sendung keinen Hinweis darauf gefunden, falls es dennoch irgendwo sowieso schon diskutiert wurde, bitte ich um Entschuldigung für die Redundanz.