Lila009 Sisterhood is powerful: It kills Blondinenwitze

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Screenshot vom 12.02.2014

Roland Schindzielorz hat einen nahezu unaussprechlichen Namen und eine nahezu unaussprechliche Art, seinen Radiosender zu vermarkten – Sexismus galore! Und damit steigen wir auch ein in eine sehr volle Sendung. Susanne und ich haben viele Lacher und Schluchzer erlebt und möchten diese Dinge mit euch teilen: Von der Debatte über sexistische Werbung in der letzten Sonntaz kommen wir zu Heide Oestreichs Kommentar zur Steuerhinterziehung von Alice Schwarzer und dann zu den giftigen Twitterkriegen des Feminismus im Netz. Trashing gibt es auch in Deutschland und gerade viele ältere Feministinnen berichten davon, dass dieses gegenseitige Zerfleischen schon einmal stattfand: In der Zweiten Welle.

Deswegen wollen wir aber nicht verzagen: Wir rufen nach Vorbildern für Sachdebatten. Wir schauen, was Agnes Heller für eine starke und streitlustige Philosophin ist, wir blicken auf lustige und romantische Literatur für Frauen und wir sprechen über das erste Verfahren in China, das eine Frau wegen Geschlechterdiskriminierung am Arbeitsmarkt gewonnen hat. Kopf hoch – let’s dance the shite away.

Intro: CC-BY-NC-ND ProleteR “April Showers” http://proleter.bandcamp.com/

Links und Hintergründe

Sexistische Werbung verbieten

Pinkstinks Demonstration gegen Sexismus in der Werbung from Pinkstinks Germany on Vimeo.

Alice Schwarzer

Die giftigen twitter-Kriege des Feminismus machen Maskus arbeitslos

Agnes Heller und Hannah Arendt – Vorbilder Galore

Von Chick Lit zu Fem Lit

Termine

24 thoughts on “Lila009 Sisterhood is powerful: It kills Blondinenwitze”

  1. Wieder einmal eine schöne Sendung. Zum Thema Marketingstrategie:

    Nicht „vielleicht“. Genau so ist es.
    Ich habe ja auch mal Werbung gemacht, darum will ich mal damit aufräumen, dass Werbetexter vielleicht dumm sind oder alles purer Zufall. Werber haben untereinander ja auch eine Szene, in der es aufzusteigen gilt. Ein shitstorm ist immer gut. Er erzeugt Aufmerksamkeit. Bei dieser Nordsee-Kampagne letztes Jahr war das gut zu sehen. Der Kampsohn, den in der Werbeszene kein Mensch kennt, kriegt plötzlich seine erste große Kampagne, nutzt den Sexismus-Shitstorm und wird auch einer von den echten großen Werbern.
    Nun, wo man seinen Namen erst einmal kennt, kann er den Löwen in Cannes anstreben …

    Alles kein Zufall.

    1. seufz.
      ich befürchtete so etwas und habe auch schon öfters davon gehört.
      das bringt natürlich wirklich ein Dilemma für Kampagnen, die sich gegen so eine Werbung stellen. Denn die Aufmerksamkeit ist ihnen dann ja garantiert.
      bleibt eigentlich wirklich nur noch eine verantwortungsvolle Politik, die wie Susanne ja auch sagt, diejenigen davor in Schutz nimmt, die all das noch nicht einordnen und kontextualisieren können: Also den öffentlichen Raum davon befreien.
      Der Typ von Radio Arabella sollte von Münchens Politik einfach ohne großes Aufhebens um die Sache abgehängt werden. Also nicht der Typ – die Werbung. Dann lohnt es sich nämlich unter Umständen gar nicht mehr.
      aber es ist wirklich verzwickt.

      1. Und das ist ja auch erst der Anfang des Problems. Eigentlich geht es noch viel weiter und ist richtig pervers. Denn nichts kann der Industrie besser zeigen, was ein massentaugliches Produkt wird, als unser Protest. Der Kapitalismus hat ja nun einmal die Eigenheit, jeden Wunsch zu einem Produkt zu formen. Mit anderen Worten: Unser Portest bietet ihnen die Vorlage.

        Wir kämpfen für die sexuelle Befreiung, die Industrie reibt sich die Hände un macht daraus die Sexindustrie.

        Wir kämpfen gegen Antibiotika in Fleisch, Genmais, etc. Prima, denkt die Industrie und erfindet die Biowelle.

        Wir kämpfen für LGBTs?
        Toll, denkt Coca Cola und macht einen Spot mit Schwulen und Lesben.

        Wir beschweren uns über das Mutterbild und NIVEA dreht einen Spot mit einer alleinerziehenden Mutter.

        (…)

        Und jetzt sag mir mal, wie wir da wieder raus kommen?!?

    2. Operation Shitstorm: Berufsgeheimnisse eines professionellen Medien-Manipulators von Ryan Holiday.

      Kein Meisterwerk, aber gerade was die Manipulation von Blogs betrifft (auch feministischer) zeigt es den Weg.

      1. Du meinst, es zeigt den Weg, wie wir „da“ wieder herauskommen?! Aus dieser Maniulation? Das klingt wirklich lesenswert! Danke für den Tipp!

  2. Als Mann möchte ich mich hier kurz halten, zumal es mir bei diesem Thema an Kompetenz mangelt, aber dennoch will ich etwas anmerken in Bezug auf Probleme mit bestimmten Formen von Netzfeminismus:

    Ich glaube, das ist die „rigoristische Falle„.

    Grundsätzlich habe ich einige Sympathie für intersektionale Ausrichtungen im Feminismus. Aber die dort mitunter anzutreffenden dogmatischen Entwicklungen, und leider auch ein oft rigoristisches Auftreten seitens von CWS geprägten Aktivistinnen, führen nach meinen Eindrücken zu, vorsichtig formuliert, allzu zahlreichen Unverträglichkeiten und Selbstverschleiß. Ich persönlich finde das schade, wenn in der Folge andere feministische Strömungen und weniger theorie-orientierte Feministinnen ausgegrenzt werden, weil damit jede Menge Potential verschenkt wird. In der Praxis kehren sich nach meinen Eindrücken – mitunter – die beabsichtigten Wirkungen geradezu um und ein (besonders dogmatisch und rigoristisch propagierter) intersektionaler Feminismus wirkt dann mitunter wie ein Ausgrenzungen produzierendes Sektierertheater hochbelesener Akademiker – und eben weniger intersektional. Kurzum: Intersektionalität ohne Toleranz funktioniert nicht.

    Meine Eindrücke mögen völlig falsch sein.

  3. Accalmie hat ja schnell darauf geantwortet. Ich meine, sie gibt mit ihrer Antwort zugleich ein unangenehm gutes Beispiel für das, was im Podcast diskutiert wurde. Einige der ironisch und originell verpackten Argumente von Accalmie finde ich allerdings ganz beachtlich.

    Trashing at its best.

  4. Accalmie ist eine der Personen, die Rufmord an meiner Person betrieben haben. Aus der Ecke nehme ich schon lange nichts mehr ernst. Ich muss Euch wirklich fragen, wieso Ihr Euch überhaupt noch mit Themen der MM auseinandersetzt. Sie haben jetzt mehrfach bewiesen, dass Ihre Debattenkultur praktisch nicht emanzipatorisch ist. Ich schließe die alle aus aus meinen Debatten. Ich möchte Ziele erreichen im Gespräch. Nicht mich im Kreis drehen mit Menschen, die glauben, sie hätten eine WAHRHEIT gepachtet.

    Was die verlinkten Texte angeht: TYPISCH!

    1. Kritik IMMER an Personen orientieren. Nie an Positionen. Danke, MM. Wieder mal sehr lehrreich.
    2. GIFs! Dieser Trend nmervt mich ohnehin. GIFs und sog Rants. Auch die Sprache wird immer exklusiver. Das gilt für wissenschaftliche Termini, aber das gilt auch für Vereinfachungen, etc. Z.B. sagt eins „dude“ dort oderoder.
    Vollkommen eigene Sprachcodes schon. Alles spricht für Exklusion. Und die sollen sie doch dann auch einfach bekommen. Oder etwa nicht?!

  5. Tatsächlich möchte ich hier weniger eine Diskussion um andere Menschen oder Blogs führen als über Strategien, wie Feminismus lebendig gehalten werden kann, wie wir lernen, unterschiedliche Positionen zu respektieren, Allianzen vielleicht auch mal von Thema zu Thema neu schmieden. Und es nicht immer eine alles-oder-nichts-Sache werden zu lassen. Wie gesagt, denke ich, die Erfahrungen von Altfeministinnen und die aus Amerika sollten uns ermutigen, bessere Wege zu finden.

  6. Mir ist beim Wackelbildchenlink erst etwas später aufgegangen, dass sich Accalmies Replik in allererster Linie an einen „Manuel“ richtet, der bei MM zuvor einen leicht verblödet wirkenden Kommentar hinterlassen hatte.

    Die Sache gewinnt dann imho ein anderes Aussehen. Mein Fehler. Ich war da ganz schön neben der Spur.

    1. ja. das zeigt aber vielleicht auch ganz gut, wie voreingenommen man Dinge bewertet und ggf. auch abwertet, aber es ist gut und schön, dass du dich an die eigene Nase fasst. Ein sehr wichtiger Schritt.

      genau darum geht es eben – und da schließe ich mich an Susannes Kommentar an: Es ist keine Alles-oder-nichts-Angelegenheit. oder diese Ad-Hominem-Argumentationen. oder auch einmal was blödes gemacht – immer als blöd abgestempelt – in der Vorsätze-Folge ging es glaube ich auch darum: Nicht immer gleich so schnell urteilen. Auch mal jemanden kennen lernen. Sich mit jemanden auseinandersetzen.

  7. huch, erwischt. Das gilt natürlich auch für meine Verurteilung der Mädchenmannschaft, bzw. der Personen, die mir persönlichen Schaden zugefügt haben. Denen muss ich natürlich auch die Rehabilitation zugestehen.

    Andererseits setzt eine Rehabilitation auch Reue seitens des „Verurteilten“ vorraus. Was, wenn die offenbar nicht gegeben ist?

    1. ja, naja. am Ende ist alles immer relativ.
      es ist einfach ein grundsätzliches Problem, dass andere gehemmt werden, man ihnen die Räume nehmen will und man ihre Aktionen schwächt. weil man sie als rassistisch, oder transfeindlich oder sonstwas abkanzelt. es wird nicht mehr abgewogen, ob etwas vielleicht nicht perfekt in all die Raster passen, die man zur Bewertung der Welt entworfen hat, aber vielleicht dennoch die Welt ein bisschen besser macht.
      One Billion Rising ist dafür ein sehr sehr gutes Beispiel.
      oder die Verwendung des Wortes Vagina.
      ja – vielleicht ist es verletztend für einige Trans. die Transfrau, die ich kenne (ohne Vagina), findet das Wort nicht verletzend. Auch wenn sie eher „Muschi“ verwendet, als Vagina.
      absr ich schweife ab: das Wort Vagina hat gerade in Zusammenhang mit den berühmten Vagina-Monologen so viel zur sexuellen Emanzipation von Frauen beigetragen, dass man es sich sehr sehr gut über legen sollte, ob man es wirklich einfach so weglassen sollte.
      ich jedenfalls wäre dagegen. und wenn man denn unbedingt meint, man würde es gerne *selbst* aus der genannten Argumentation nicht benutzen, dann heißt das doch noch lange nicht, dass man allen jenen die Autorität absprechen muss, all jene Trashen muss, die sich aus Gründen anders entscheiden.
      HIER sehe ich das Problem. Und dieses Trashing ist zum Standard- Equipment für die Aktionen einiger bestimmter Leute mutiert. Im Nation-Arikel ist das am Ende auch schön drin, welche Logik dahinter steht. Auch wenn die Erfinderin von #solidarityisforwhitefeminists es selbst wohl nicht intendiert hat, zeigt ihre Argumentation sehr gut, dass es darum geht, jenen, die sich selbst als Opfer und machtlos empfinden und darstellen, möglichst viel Macht zukommen zu lassen, im Zweifel um den Preis von Verletzten. Die sollen sich dann halt nicht so haben.
      Es funktioniert. Die Dame ist eben eine der Top-Frauen in der Netzwelt. Herzlichen Glückwunsch. Und auch hierzulande kann man sich auf diese Weise Macht im Diskurs Verschaffen. und zwar – und das ist das reizvolle – OHNE eine inhaltliche Bemühung. rein aufgrund von Identitätenpolitik. Die Inhalte treten hinter das „was“ man ist. „wer“ man ist, und „wofür“ man sich einsetzt, hinter das soziale, das ökonomische und das identitäre Ich.

  8. Keine Ahnung. Grundsätzlich bevorzuge ich ein Klima, wo mensch halbwegs vernünftig miteinander sprechen kann. Eine dialogische Haltung. Wenn das nicht gegeben ist, oder wenn mensch bereits völlig verkracht ist miteinander, dann wird es schwierig. Ich persönlich bin da, alles in allem, so eher ein Fluchtmensch. Das heißt, in solchen Fällen mache ich einfach einen Bogen rum. Im „Netz“ ist das wohl auch einfacher als im wirklichen Leben.

    Was vielleicht manche Eskalation im „Netz“ auch erklären könnte. Wie auch immer – ich kann zur Diskussion des Themas einen vielleicht noch ganz interessanten Link beisteuern:

    http://quinnae.com/2014/01/03/words-words-words-on-toxicity-and-abuse-in-online-activism/

    Die für mich noch etwas offene Frage ist es, wieviel a) Gekränktheit/Wut und b) Krankungswillen/Aggression ein „Diskurs“ bzw. eine Community vertragen kann. Da wird vielleicht jeder Mensch etwas andere Grenzen haben. Für mich ist aber der Maßstab, den „Quinnae Moongazer“ anlegt, ganz nachvollziehbar:

    Die Frage nämlich danach, inwieweit bestimmte Communities bzw. Diskurse von „Angst“ seitens der Teilnehmer/innen geprägt sind. Angst davor, etwas falsch gesagt zu haben, Angst vor eventuellen Shitstorms, Angst davor, wesentliche Maximen oder Dogmen eventuell verletzt haben zu können. Wenn eventuell sogar ein „Klima der Verunsicherung“ vorhanden sein sollte, dann dürfte das konktraproduktiv sein.

    Umgekehrt dürfte es aber auch kontraproduktiv sein, wenn der gewählte Gesprächston repressiv wirkt im Sinne eines „Halts den Mund, …“, oder wenn die menschlich notwendige Spontaneität (zu de reben gelegentlich auch Ärger und Wut zählen) sich nicht mehr entfalten kann.

    (örm, ich hoffe mal, jetzt grade keinen totalen Bullshit vom Stapel gelassen zu haben)

    @ Katrin

    Ja, du hast völlig recht. Ähem: leider…

    (und dabei halte ich mich eigentlich für einen so ziemlich schlauen Kerl, tja…)

  9. Rücksichtslosigkeit ist selten gut. Wenn das Rücksichtnehmen aber zum Dogma wird, kann das sogar ziemlich rücksichtslos sein. Vielleicht liegt das daran, dass jeglicher Dogmatismus, unabhängig von den jeweils guten Absichten, geradezu definitionsgemäß rücksichtslos ist.

  10. Ihr habt am Ende über den Fall der chinesischen Frau gesprochen, die sich per Klage Recht verschafft hat. Ich habe in meiner Vorlesung „Öffentliches Recht I (Rechts- und Juristenmanagement)“ sehr intensiv den Fall der Qiu Ju (Sho shi gesprochen) bearbeiten müssen, dazu gibt es auch einen Film aus dem Jahr 1992. Qiu Ju war wohl die erste Frau in China, die sich durch alle Instanzen geklagt hat. Der Film hat ein paar Preise gewonnen und fasst die Geschichte ganz gut zusammen. (Ist aber auch sehr träge ;))
    Nur so als kleine Ergänzung zum Podcast.

    https://en.wikipedia.org/wiki/The_Story_of_Qiu_Ju
    http://www.cylaw.tu-darmstadt.de/lehre_3/lehrveranstaltungen_2/oeffentliches_recht_i_rechts_und_juristenmanagement_2/oeffentliches_recht_i_rechts_und_juristenmanagement.de.jsp

  11. Danke für euren Podcast, der mir interessante neue Einsichten und Denkanstöße gibt. Bislang habe ich mich dem Thema nicht gewidmet, aber es ist angenehm euch zuzuhören.

    Meine Anmerkung bezieht sich auf die Konflikte innerhalb der Bewegung. Auch wenn ihr Gründe dafür anbringt, die in der Erziehung und im Rollenbild liegen mögen, so habe ich diese Beobachtung bisher fast in jeder alternativen Bewegung gemacht.

    Es herrscht Einigkeit darüber was wir nicht wollen, aber statt zu erkennen wie viel uns verbindet, reiben wir uns an kleinsten Unstimmigkeiten auf, da wir dasselbe Ziel nicht auf dem gleichen Weg ansteuern. Es ist traurig bis demotivierend, wenn der anfängliche Enthusiasmus über die Menge an Gleichgesinnte ins Gegenteil umschlägt, weil einige einen starken Ismus begründen und diesen dann auch stur nah ihren Vorstellungen verwirklichen wollen. Sowohl Männer wie Frauen.

    1. das ist sicherlich richtig: es betrifft (leider) vor allem linke, progressive, emanzipatorische Bewegungen. Wobei ich irgendwo einmal hörte, die Maskulisten-Bewegung hätte sich auch gespalten. Vermutlich ein gutes Zeichen, dass dies unter unserem Radar verlief 🙂

  12. Etwas verspätet eine kleine Nebenbemerkung zu den Selbstanzeigen. Der Fall Hoeness und die Steuer-CDs haben zwar auch großen Einfluss, aber der Hauptgrund ist, dass die Schweizer Banken(!) keine Schwarzgeldkonten Deutscher mehr haben wollen. Letztes Jahr haben die Banken von ihren Kunde verlangt, dass sie beim Finanzamt reinen Tisch machen oder sie kündigen ihnen das Konto. Süddeutsche dazu

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