Wir hängen zwischen Frauentag und Equal Pay Day und fragen uns: Was ändert sich denn? Aber immerhin gibt es zum Frauen(kampf)Tag auch immer ein paar schmissige Texte und Debatten. Und 2013 auch endlich wieder eine Zeitbudgetstudie der Bundesregierung.
Seit acht Jahren Feminismus On- und Offline – Katrin und Susanne haben schon so manchen Frauentag und Equal Pay Day kommen und ziehen sehen. Zeit für eine nüchterne Betrachtung: Was ist eigentlich der Output des Feminismus? Hat Meike Lobo Recht, dass mehr geschrien, als gehandelt wird? Wie leben und arbeiten Männer und Frauen heute? Was kann die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern nachhaltiger schließen?
Ein paar grundsätzliche Gedanken zu einem sehr komplexen und auch verminten Thema…
Intro: CC-BY-NC-ND ProleteR “April Showers” http://proleter.bandcamp.com/Links und Hintergründe
- Wikipedia: Internationaler Frauentag
- wikipedia: Equal Pay Day
- Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl: Wir Alphamädchen, Hoffmann und Campe, 2008
- Brandenburgische Frauenwoche
- Wikipedia: Gender Pay Gap
- Wikipedia: Mindestlohn
- DIW: Themenschwerpunkt: »Frauen im Erwerbsleben«
- Kölner Stadtanzeiger: Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen – warum am 19. März der Equal Pay Day gefeiert wird
- Susanne Klingner: Auf Kuschelkurs am Kampftag
- Brigitte: Jutta Allmendinger: „32 Stunden sind genug“
- Wikipedia: Wechselmodell
- Statistisches Bundesamt: Alltag in Deutschland, Analysen zur Zeitverwendung (PDF)
- Katrin Rönicke: Zum Equal Pay Day: Unbezahlte Arbeit
- Statistisches Bundesamt: Arbeitszeit von Frauen: ein Drittel Erwerbsarbeit, zwei Drittel unbezahlte Arbeit
- Wikipedia: Klaus Hurrelmann
- Süddeutsche: Der neue starke Mann
- Wikipedia: Care-Arbeit
- Wikipedia: Ritual
- Caitlin Moran
- Esquire: 12 Things About Being A Woman That Women Won’t Tell You (von Caitlin Moran)
- Katrin Rönicke: Feminismus, Sex und Revolution – Interview mit Caitlin Moran
- ZEIT: Die feministische Selbstdemontage (von Meike Lobo)
- Wikipedia: Frauenquote
- #ausnahmslos
- Wikipedia: Manuela Schwesig
- Wikipedia: Filterblase
- Equal-Care-Day: 29.2. – Tag für mehr Wertschätzung, Aufmerksamkeit + fairere Verteilung von Fürsorge- und Carearbeit
- Meike Lobo: Buzz-Report Feminismuskritik
- Spiegel: Nichtig? Wichtig! (von Margarete Stokowski)
- ZEIT: Einer muss den Job doch machen (Nils Pickert)
- Antje Schrupp
- Dr. Mutti: Biologisch bedingte Halbtagsstellen
- Antje Schrupp: Kleines Lob auf die Non-Mentions
- Was die Pinkstinks tun
- Mary Scherpe: Neuigkeit zur Petition: Der Gesetzesentwurf ist da!
- Plan W (Süddeutsche Zeitung)
- Susanne Klingner: Das bisschen Glut
mal wieder ein toller Podcast – wäre nur toll, wenn ihr mehr die Leute mitnehmen könntet, die nicht ganz so mit der feministischen Sphäre vertraut sind 😉
liebe grüße
Oh nein, das ist mir ja gar nicht recht, dass wir dich vielleicht nicht mitgenommen haben. Denn eigentlich haben wir grundsätzlich den Plan, uns allen Hörerinnen und Hörern verständlich zu machen. Aber dummerweise passiert es einem dann doch immer wieder, dass man eine Menge Insider-Sprech benutzt.
Wenn es irgendwelche Stellen gab, die so richtig unverständlich waren, dann lass sie uns gern hier an dieser Stelle noch nachträglich besprechen.
Viele Grüße, Susanne
Mich selber stört es zwar nicht, da ich gut Englisch rede. Aber ich kann mir vorstellen, das Leute evl. genervt sind, wenn ihr Anglizismen verwendet, die sie nicht verstehen oder auf Artikel/ Videos verlinkt wird, die es nur in Englisch gibt. In diesem Gespräch fiel mir das mehrfach auf (Equal Pay Day, Choose your fights …)
Gleichzeitig ist mir natürlich bewusst, das der englischsprachige Raum mehr Material an Forschung, Diskussionen und Medien zum Thema liefert als D-A-CH und daher Begriffe schnell übernommen werden.
Hallo;)
Ich verfolge gespannt die Diskussionen über die Arbeitswelt, die in den letzten Folgen größeren Raum eingenommen haben. Etwas unverhofft bin ich im verlauf des letzten Jahres in die Situation gekommen, als einer von zwei Gründern über Einstellungen, Gehälter und Arbeitsstrukturen zu entscheiden. Gerne würde ich ein paar Diskussionspunkte aufwerfen, die für ein junges Unternehmen wichtig sind.
Zunächst eine sehr positive Beobachtung: Was an Bewerbungen auf den Tisch kommt ist in der Regel 50/50 und auch von der Qualifikation gibt es wenige unterschiede. Das gilt vor allem für junge Bewerberinnen und Bewerber. Was Positionen angeht, die viel Erfahrung (<5 Jahre in einem Feld) erfordern, sieht es etwas schlechter aus.
Zu der Bezahlung: Wir verhandeln die Gehälter individuell bei jeder Einstellung. Bis jetzt ist die Zahl noch zu klein um da wirklich Aussagen drüber zu treffen, ich habe aber nicht das Gefühl, dass eine Pay-Gap besteht (im Moment ist die Bestverdienende eine Frau). Das Gehalt bestimmt sich einfach daraus, was die Fähigkeiten einer Bewerberin oder eines Bewerbers für das Unternehmen wert sind. Nur wenn die Vorstellung des Wertes der Fähigkeiten bei beiden Seiten zusammenfällt, kommt ein Verhandlungsergebnis dabei raus.
Arbeitszeiten: Wir erwarten von niemandem im Unternehmen die 60+h, die wir als Gründer abreißen. Allerdings befinden wir uns in einem Umfeld, in dem sich ein Unternehmen für eine Funktion nur eine Arbeitnehmerin oder einen Arbeitnehmer leisten kann.
Zwei Halbe Stellen sind für Arbeitgeber deutlich komplizierter als eine volle Stelle: Der Aufwand für das Rekrutieren ist deutlich höher, in der Verwaltung muss ein AN mehr erfasst werden, es entstehen Informationsverluste zwischen den Mitarbeitern und der Koordinationsaufwand steigt. Dazu kommt, dass grade bei Positionen mit einer gewissen "visionären" Komponente wie ein Head of Marketing häufig nicht gut aufteilen lassen. Sobald es um simplere Aufgaben (wie Sales) geht, ist das weniger problematisch.
Also bleibt es bei einer Person pro Stelle mit entsprechender Verantwortung. Da die Aufgaben in der Regel bei einem jungen Unternehmen die Zeitkapazitäten übersteigen, sind schon 40h extrem knapp. Noch einen Tag weniger anzubieten wäre für uns kaum praktikabel, das proportional eingesparte Gehalt bei weitem nicht den Verlust an Produktivität kompensiert. Die 32h Woche mag für etablierte Unternehmen eine sinnvolle Lösung sein, für Unternehmen, welche die 50 Mitarbeiter noch nicht erreicht haben eher nicht.
Zum Kinderkriegen: Wenn wir für eine Führungsposition einen Ersatz finden müssen, wird das extrem schwierig werden, eine hochkarätige Person zu finden, die das nur als Mutterschaftsvertretung macht. Grade wenn man über ein Umfeld redet, in dem Unternehmensbeteiligungen und Boni zu den üblichen Gehaltskomponenten gehören ist es kaum möglich, diese in einem kurzfristigen Arbeitsverhältnis einzusetzen. Sobald die Strukturen nach ein paar Jahren mal stehen ist das wahrscheinlich viel besser lösbar, aber grade macht mir die Situation ein bisschen Bammel.
Vieles von dem was ich geschrieben habe, klingt jetzt ein bisschen hart. Das liegt aber vor allem daran, dass es eine harte Umgebung ist, in der man jeden Tag aufs neue ums Überleben kämpft am Anfang. Kompromisse bei den Arbeitszeiten können nicht wie bei einem etablierten ein paar Prozentpunkte Umsatz zur Folge haben, sondern die vier Wochen kosten, binnen derer die nächste Finanzierung drin gewesen wäre.
Hoffe ich konnte euch den ein oder anderen Einblick schaffen,
Jakob
„Zwei Halbe Stellen sind für Arbeitgeber deutlich komplizierter als eine volle Stelle: Der Aufwand für das Rekrutieren ist deutlich höher, in der Verwaltung muss ein AN mehr erfasst werden, es entstehen Informationsverluste zwischen den Mitarbeitern und der Koordinationsaufwand steigt.“
Das mit den Informationsverlusten kann aber genauso passieren, wenn man eine Stelle nur mit einem Mitarbeiter besetzt, wie ja noch immer der Regelfall ist. Dann ist alles okay, solange der Mitarbeiter da ist, aber ist er in Urlaub, krank oder hat gekündigt, ist die Information komplett weg. So etwas könnte man eventuell sehr gut mit zwei halben Stellen auffangen, bei denen zwar permanent vielleicht etwas Zeit für Informationsaustausch verwendet werden muss, aber bei einem Ausfall nicht gleich alle am Rotieren gibt, weil es noch mindestens eine Person gibt, die auch Bescheid weiß.
Was genau ist das Konzept hinter der 32 Stunden Woche? Dass man nicht mehr als 32 stunden die Woche arbeiten darf? Was passiert, wenn man doch möchte?
Indes bleibe ich dabei, dass es genügend Stellen gibt, bei denen eine solche Begrenzung gar nicht möglich wäre.
Da habe ich ja bereits während meines Studiums mehr „gearbeitet“ (wenn man den ganzen Lernaufwand mit einberechnet). Und ehrlich gesagt würde ich das nicht missen wollen und alles andere als eine arge Bevormundung empfinden.
Katrin, auch mich interessiert welches 32-Stunden Modell dir vorschwebt.
Ohne in der Materie drin zu stecken, könnte ich mir spontan folgendes vorstellen. Der Mindestlohn* müsste so hoch sein, dass auch eine 32-Stunden-Woche für ein ausreichendes Einkommen und eine gute Rente reicht. Dadurch würde auch der niedrige Lohn als Wettbewerbsvorteil wegfallen, was ich momentan als größtes Hindernis für eine humanere Arbeitswelt sehe.
* als Laie würde ich 15 Euro sagen
ich habe wegen Brüssel heute einen sehr arbeitsreichen Tag. deshalb in aller Kürze: ich will die 32 Stunden als „neue 40 Stunden“, also das ist die „neue Vollzeit“. das schließt ja nicht aus, dass manche Leute mit Überstunden oder Selbstausbeutung mehr arbeiten – was vor allem Selbstständige trifft.
der Mindestlohn ist für mich ein Instrument, das unabhängig davon gelten muss. die 32 Stunden sollten wenigstens mit einem kleinen Lohnausgleich daherkommen, denn ja: davon sollte man leben können. eine Art staatlicher Querfinanzierung für bestimmte Gruppen, etwa Alleinerziehende oder Familienangehörige Pflegende sind auch denkbar.
aber das muss man entsprechend verhandeln. dem „es geht einfach nicht“ setze ich gerne die 35-Stunden-Woche in Frankreich als Antwort.
wer mehr arbeitet erhält Zuschläge und Freitage. es geht. schon sehr lange ¯\_(ツ)_/¯ nebenan. also?
Die 35 Stunden Woche schadet der französischen Wirtschaft und Gesellschaft aber eben auch enorm.
http://www.nzz.ch/wirtschaft/wirtschaftspolitik/frankreichs-teures-totem-1.18565259
Auf Volkswirtschaftlicher Ebene ist die 35 Stunden Woche in Frankreich krachend gescheitert. Die Arbeit wurde eben nicht auf mehr Köpfe verteilt, die Arbeitslosigkeit stieg. Zu weniger Arbeit für die einzelne Person führt sie eben auch nicht.
Alles in allem für alle Beteiligten ein katastrophales Experiment.
Ich bin ein regelmäßiger männlicher Hörer Eurer (darf man „Show“ sagen?) und höre sie immer wieder gern.
Heute hab ich in der Sbahn die neueste Folge gehört und wollte an einer Stelle unbedingt zwischenfragen: Für mich ist DER Kernpunkt aller Gender-Pay-Gaps, auf den Ihr im Gespräch leider nicht weiter eingegangen wurde: „Wenn Du als Mann wenig verdienst, findest Du keine Frau.“
Die Chirurgin wird niemals den Krankenpfleger heiraten und die Vorstandsvorsitzende nie den Erzieher.
Solange das so ist wird der Wert eines Mannes stark an seinen Verdienst gekoppelt. (Wohlgemerkt nicht von den Männern selbst.) Und solange sein Wert auf dem „Partnerschaftsmarkt“ an seinen Job gekoppelt ist, wird er sich anstrengen mehr Geld ranzuschaffen anstatt mit netten Leuten was sinnvolles für weniger Geld zu tun. Ausnahmen bestätigen die Regel… mach ich einen Denkfehler? Was vergesse ich?
Ist das wirklich so? Insbesondere bei Leuten unter 30 Jahren. Bei älteren kann ich mir das auch vorstellen, dass es sehr viel öfter vorkommt, dass der Mann mehr Einkommen hat als die Frau.
Vielleicht mal eine Nennung in der nächsten Ausgabe wert. Die „Male Feminists Europe“. Eine Sammelplattform für männliche Feministen http://www.male-feminists-europe.org/
Ist gerade am entstehen und kann sicher ein bisschen Aufmerksamkeit vetragen.
Ich hab noch eine Themenanregung:
Auf der Elternbloggerkonferenz #denkst ist das hier entstanden.
Ketzerisch gesagt: die bisher unpolitischen „Lifestyle“-Muddiblogs werden jetzt auf ihre Art feministisch (oder waren das davor vielleicht auch schon):
http://meworkingmom.com/starke-frauen-frauensolidaritaet/