Lila084 Feministische Mädchen großziehen

Geschlechterstereotype sind schlechte Stereotype – und was würden wir darum geben, unsere Töchter davor zu beschützen. Studien zeigen, dass schon Kinder im Grundschulalter beginnen, an sie zu glauben. Uff, wie geht man denn bitte damit um?

In dieser Episode denken Katrin Rönicke und Susanne Klingner über Strategien nach, wie sie ihre Töchter zu selbstbewussten, emanzipierten Frauen machen können. Ob ein einfaches „Du kannst alles, was die Jungs können!“ reicht oder ob es mehr dafür braucht. Vielleicht helfen ja Bücher, Filme und das ein oder andere Vorbild mit einem coolen Beruf?

Diese Episode wird präsentiert von Audible. Wenn ihr euch das Angebot anschauen wollt, zum Beispiel „The Girls“ von Emma Cline, geht auf www.audible.de/lila

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Susanne Klingner
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Katrin Rönicke
Intro: CC-BY-NC-ND ProleteR “April Showers” http://proleter.bandcamp.com/

 

Links und Hintergründe

Lasst uns Sterne da oder auch einen Kommentar. Das hilft anderen, die Show zu entdecken. Und: Mit der neuen Funktion ist es nun noch einfacher, für uns zu dichten. Geht sogar in der Bahn, am Handy, in der Podcasts-App, siehe Video. Dieses Mal wünschen wir uns Gedichte zum Wahnsinn rund um Kinder: Kinder haben, Kinder kriegen, Kinder blöd finden, Kinder machen.

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37 thoughts on “Lila084 Feministische Mädchen großziehen”

  1. Heidewitzka,
    da liegen wir mit unseren Meinungen ja diesmal ziemlich auseinander. Nicht, dass dieser Faye Montana Clip nicht kritikwürdig wäre – übigens auch durchaus wegen der Sachen, die Viktor (iBlali) hier anmahnt. Aber das Ganze ist dann doch ziemlich biased.

    Meines Wissens nach ist Faye die Tochter der Schauspielerin Anne-Sophie Briest und bemüht sich seit einiger Zeit darum, auf YouTube durchzustarten. Und ja, das wird aufgrund des professionellen Kontextes der Mutter sehr professionell und aufwendig produziert. Aber es ist ja nicht so als wäre das neu. Als hätte Uwe Ochsenknecht seine Jungs nicht in der „Wilde Kerle“ Reihe untergebracht oder als würde Til Schweiger nicht immer wieder seine Töchter besetzen.

    Was die Sexualisierung und das „ich möchte dringend erwachsen sein“ angeht – im Jahr 2000 sieht das bei nem 13jährigen Jungen so aus:

    https://www.youtube.com/watch?v=UCTO8T2Ea84

    Er hat den Längsten, er ist der Größte, alles Mädels wollen ihn. Will sagen: Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier mit zweierlei Maß gemessen und klassische Feminity übermäßig kritisiert wird.

    Und dann der Vorwurf, da ginge es nur ums Geld und Oberflächlichkeit und wo bleibt die Jugend. Ja, ach nee?! Ein Typ aus der Generation YouTube, der mit 14 seinen ersten Kanal hochgezogen und später die Schule abgebrochen hat, um sich ganz YouTube widmen zu können, der alle seine Kanäle monetarisiert hat und durch Mediakraft vermarkten lässt, der erzählt uns hier was vom Ausverkauf der Jugend. Genauer: So sollen das Mädchen also nicht machen.
    Is klar. Jungen können sich mit 10 einen Gaming/Angespielt oder Prankster Kanal hochziehen und darauf hoffen, dass sie damit irgendwann Erfolg haben, aber SOWAS halt nicht.

    Was ich damit sagen will: Ich bin seit einiger Zeit mit meine großen Kindern in dieser YouTube Schleife und muss feststellen, dass nicht nur Inhalte sexistisch sind, sondern auch Kritik an Inhalten blinde Flecken hat.
    LG
    Nils

    1. Das würde ich so unterschreiben: Was mir noch aufgefallen ist:
      Video-Faye ist gut in Mathe (und der Song handelt ja davon, dass man das „Numbers game“ beherrschen muss), will selbst viel Geld verdienen, gewinnt gegen Jungs im Sport, träumt von Erwachsensein (was ja auch irgendwo Unabhängigkeit bedeutet) und nicht von ihrem Traumprinzen oder nur davon schön und sexy zu sein – Das kann man sicherlich als sehr materialistisch kritisieren und das Video ist halt sehr saccharin-USA-pop-rosa-airbrushed, aber aus feministischer Sicht sehe ich da jetzt auch nicht so wirklich was das Problem sein soll. Mit etwas Fantasie und Wohlwollen könnte man sogar sagen er sagt Mädchen, dass Zahlen und Finanzen etwas ist, was sie können und mit bedenken sollten, wenn sie so leben wollen, wie sie möchten – finde ich jetzt nicht die schlechteste Message, ist halt sehr oberflächlich (Aber ist Independent woman oder so wirklich so viel tiefer?)
      Und Pädophilenmaterial… naja, Faye ist 13 (laut Video fast 14), nicht 5. Da würde ich wirklich nicht mehr von Frühsexualisierung sprechen. In genau dem Alter hatte ich Diskussionen mit meinen Eltern über das Moulin Rouge Video mit P!nk und Christina Aguilera. The more things change…

  2. Feministische Kinder groß zu ziehen finde ich auch sehr wichtig. Die Frage ist das Wie. Euren Ausführungen dazu möchte ich da sehr zustimmen.

    Ich habe zwei Söhne im Grundschulalter. Wir achten sehr darauf, dass sie sich möglichst frei ausprobieren können, ohne dass Farben/Interessen/Kleidung etc mit Junge/Mädchen gelabelt wird. Das funktioniert allerdings nur solange gut, bis sich das Umfeld einmischt.

    Auf der anderen Seite muss ich mich immer bremsen mich nicht zu sehr in die Erziehung anderer Kinder einzumischen. Aber wenn ich die Eltern meiner Nichte zu ihr sagen höre es sei nicht so schlimm, dass sie nicht gut in Mathe ist, sie sei schließlich ein Mädchen, dann wird mir ganz anders.

    Übrigens können Kinder auch einen positiven Einfluss auf die Einstellung ihrer Eltern zu feministischen Themen haben. Ich stand gendergerechten Sprache lange kritisch gegenüber. Ich habe es erst verstanden, als mein zweiter Sohn sprechen konnte. Denn er benutzt IMMER die männliche und die weibliche Form wenn er redet. (Beispiel: „Mama, woher weiß denn der Arzt oder die Ärztin ob ein Knochen gebrochen ist?“) In unserem Umfeld gibt es niemanden, von dem er sich das abgeschaut haben könnte. Aber dass er darauf so großen Wert legt, hat bei mir ein Umdenken bewirkt.

    Zum Schluss möchte ich noch etwas zu Pippi Langstrumpf und dem Negerkönig sagen. Ich begrüße es sehr, wenn solche Ausdrücke in Neuauflagen korrigiert werden. Ich traue euch beiden sehr wohl zu, dass ihr beim Vorlesen solche Worte für eure Kinder einordnet. Allerdings gibt es genug Eltern, die das nicht tun und für deren Kinder solche Begriffe dann völlig normal und unbedenklich sind. Zum anderen möchte ich meine eigenen Erfahrungen einbringen. Ich und eines meiner Kinder sind schwarz. Ich möchte meinem Sohn gerne Geschichten vorlesen können ohne ihm immer wieder erklären zu müssen, dass wir (früher) von einigen Menschen als wertlos erachtet werden. Auch beim Selberlesen verursacht das immer wieder einen Stich. Ich kann mich auch gut an Situationen aus meiner eigenen Schulzeit erinnern in denen in literarischen Texten im Deutschunterricht das Wort „Neger“ fiel und meine Lehrenden nicht in der Lage waren das für meine Mitschüler und Mitschülerinnen einzuordnen.

    Liebe Grüße
    Rebecca

    1. oh, liebe Rebecca, ich bin überhaupt nicht dafür, dass das N-Wort in den Büchern steht! ich hoffe, da wurde ich nicht falsch verstanden. Ich finde es gut und wichtig und auch richtig, dass daraus der Südsee-König gemacht wurde!

      mir ging es um die Kritik, die sich auf die korrigierten Bücher bezieht, die nämlich sagt: Auch mit Südseekönig ist das Buch kein Stück besser – und das sehe ich eben ein wenig anders, auch wenn ich das Argument erst einmal verstehe. Nur wenn ich das Gute an Pippi gegen das Schlechte an Pippi abwäge, dann komme ich immer wieder zu dem Schluss, dass Pippi einfach toll ist!

      1. Tut mir leid, offensichtlich habe ich dich falsch verstanden. Danke, dass du es mir noch einmal erklärt hast!

        In dem Fall stimme ich dir zu. Pippi ist eine großartige Kinderbuchfigur.

    2. Vielen Dank für deine Meinung zu Pippi Langstrumpf, ich habe mich auch ziemlich geärgert beim Hören. Sinngemäß zu sagen ‚ich bin da entspannt‘ wenn andere Menschen durch diese Begriffe diskriminiert werden finde ich sehr überheblich und bedenklich. Fragen sollte man sich hier, aus welcher (priveligierten) Position heraus kann ich mir diese Meinung leisten? Ansonsten fand ich den Podcast klasse und höre mir gerne weitere an. Im Genderthema seid ihr sehr reflektiert, vielleicht gelingt es euch diesen Umgang auch im Bereich Race und disability auszubauen? Den Spruch der Tochter „Berühmten-Toilette“ fand ich toll, denn er zeigt wie sinnlos diese Bezeichnungen sind. Letztendlich sollten Toilette nach ihrer Funktion und nicht nach den sie benutzenden Menschen benannt werden. Gefreut hätte ich mich, wenn die Verbesserung ‚Toilette für Menschen mit Behinderung‘ gelautet hätte – statt ‚Behindertentoilette‘. Denn die Behinderung eines Menschen ist nicht ihr wichtigstes Merkmal und nicht alles, was eine Person ausmacht!

  3. Die „Good Night Stories for Rebel Girls“ habe ich im Rahmen einer Bücherdiskussion vom Verlag bekommen.
    Fast alle (ich auch!) waren total begeistert – bis auf eine, die meinte, die Zeichnungen wären hässlich, die Informationen zu den Frauen einseitig, das Buch wäre so simpel geschrieben, dass man es ihrem klugen Kind nicht zumuten kann und überhaupt würde damit ja eine feministische Agenda gepusht werden.
    Die war richtig wütend und hat sich dann irgendwann aus dem Gespräch ausgeklinkt.
    Ich muss so ein bisschen schmunzeln, wenn ich an die Frau zurückdenke, es hat mich aber auch etwas traurig gemacht. Darum musste ich das hier mal loswerden. 🙂

  4. Hallo ihr Lilas,
    Erstmal Danke für die Folge, als Mutter einer Tochter fand ich sie sehr interessant. Obwohl meine Tochter von ihrem Wesen her überhaupt nicht stereotyp weiblich ist (wild, ungeduldig, durchsetzungsfähig) hat die Prinzessinen Falle bei ihr gnadenlos zugeschlagen. Dinge werden plötzlich in Mädchen und Jungssachen eingeteilt und letzteres strickt abgelehnt. Sie macht sich ewig die Haare vorm Spiegel und wird wütend wenn es nicht klappt, weil sie meint ohne die richtige Frisur nicht hübsch genug zu sein. Eine Zeitlang hat sie sogar lautstark protestiert, wenn ich ein Buch vorlas indem eine Prinzessin auziehen wollte um Ärztin zu werden. „Nein, die Prinzessin soll schön in ihrem Schloss sein“.
    Da kann man seine feministischen Felle schon mal wegschwimmen sehen. Da den Spagat zu schaffen einerseits die Individualität des Kindes zu Respektieren und notwendiger Intervention zu schaffen ist nicht immer einfach. Ich habe es in konkretem Fall so gelöst, dass die Prinzessin ihre Arztpraxis eben im Schloss eröffnet hat.
    Erstaunlich ist es ja, dass diese Sendung ganz ohne das böse E Wort ausgekommen ist. In unserer Kita kann man keinen Schritt machen ohne dem Elsa Konterfei auf irgendeinem Produkt entgegen zu starren. Das hat mich teilweise so genervt, dass ich schon darüber nachdachte mich für ein Elsa Verbot im Kindergarten auszusprechen, was vermutlich eh keinen Anklang gefunden hätte. Ich denke das Körperbild dass dort vermittelt wird bekommt sie noch gar nicht mit, aber dass ich ständig gegen Stöckelschuhe argumentieren muss, ärgert mich wirklich. Und wenn diese dann auch noch in der Kinderversion in Schuhgeschäften dargeboten werden, könnte man echt verzweifeln.
    Was ich übrigends ständig zu hören bekomme ist, dass meine Tochter mir zu sehr auf der Nase herumtanzt und zu aufmüpfig ist. Ich kann zwar nicht beurteilen, ob dies genauso wäre wenn sie ein Junge wäre. Aber was soll daran erstrebenswert sein Menschenn zu erziehen, die alles klaglos hinnehmen und ihre eigenen Wünsche untergraben? Und wenn meine Tochter die besseren Argumente hat, dann lasse ich mich auch mal umstimmen, den sie soll lernen dass es sich lohnt für seine Wünsche zu kämpfen, wie in folgendem Beispiel:

    „Mama, jetzt im Winter wirds ja wieder kalt, stimmts?“
    „Ja“
    „Dann brauche ich doch bestimmt Handschuhe?“
    „Das ist richtig“
    „Wie wäre es dann mit diesen schönen Elsa Handschuhen?“

    LG

    1. Hallo NotFatou,
      wir hatten eine totale Elsa-Phase! vor etwa zwei, drei Jahren, als meine Tochter noch in die Kita ging, musste es ein Elsa-Kleid sein, zehn Mal den Film gucken, 100 Mal das Hörspiel, den Soundtrack – ich hab sogar den Titelsong auf der Ukulele gelernt für sie!
      wir hatten Bücher, Puzzles, Schlafanzug – alles! und sie wollte unbedingt lange Elsa-Haare.
      meine Tochter hat früher auch so Sprüche gebracht wie: meine beste Freundin ist meine beste Freundin, weil sie so *schön* ist! und als wir ihr die Lammily Puppe statt der Barbie gekauft haben, nannte sie die „die dicke Barbie“!
      Schlimm!
      aber: ich hab immer meine Meinung gesagt und ich hab immer versucht, auch Grenzen zu setzen. Barbie kauf ich nicht, auch keine dieser schrecklichen Elsa-Puppen, die wie Barbies aussehen. und ich hab sie gefragt, ob es noch was anderes tolles an ihrer Freundin gibt, weil „ich finde, Schönheit sagt doch gar nichts darüber aus, ob jemand ein toller Mensch ist“.
      wir haben auch Lilo und Stitch geguckt und ich hab drauf geachtet, Alternativen zu Elsa zu schaffen: alles von Studio Ghibli zb ist so super! Chihiro, Totoro, Ponyo und alle! Die Melodie des Meeres – es gibt so großartige Zeichentrickfilme! Schau „Anne mit den roten Haaren“ mit ihr, oder die Neuverfilmung, die es bei Netflix gibt (Anne with an E).
      und immer dran denken: es geht vorbei. bei so einer Mutter! das geht vorbei 🙂

      LG
      Katrin

    2. Wie sieht denn der ideale feministische Disney-Film aus? Bin wahrscheinlich wieder der Mansplainer, aber aus meiner Sicht hat der Film zwei starke Frauenfiguren, die gemeinsam Ängste überwinden und ihre Fähigkeiten kennenlernen/gekonnt einsetzen. Die Männerfiguren werden als Trottel dargestellt, der Christoph noch ein bisschen positiver als der komische Hans. Es bleibt aber doch ein Disney-Film, klar mit viel Idealisierung in Bezug auf das Aussehen von Prinzessinnen.. Und andere Charaktere mit positiven Eigenschaften trotz Wampe gibt es auch: die Trolle, der Schneemann. Zum guten Schluß regiert die Elsa ihr Königreich ganz ohne Mann…

      Gruß
      Christoph

      1. Hallo Christoph,

        ich bin ganz deiner Meinung: Frozen ist ein wirklich spannender Film, sowohl die Geschlechterrollen betreffend als auch überhaupt von der Erzählung her. Ich habe ihn in den USA gesehen, nachdem ich 4 Monate lang ein Drehbuchseminar besucht habe. Von der Konstruktion her ist der Film absolute Spitze! Und ja, auch dass zum Beispiel am Ende Elsa nicht von einem Prinzen gerettet wird, sondern durch die Liebe ihrer Schwester – toll!
        Ich glaube, was alle Eltern wahnsinnig macht, ist der Merchandising-Wahnsinn, der um den Film herum existiert. Mit keinem Film hat Disney so viel Geld verdient wie mit Frozen – allein durch das Merchandising. Man kann vom Schlüpper bis zum Rücksack alles mit Anna und Elsa kaufen. So krass. Und am Ende sehen die kleinen Mädchen (und Jungen), die das Zeug gerne tragen, halt eben doch einfach wie Prinzessinnen aus, und das ist… uff.

        Viele Grüße, Susanne

  5. Hallo,

    die feministische oder auch einfach geschlechterneutrale Erziehung von Kindern erscheint mir auch so ein wenig wie der Kampf gegen Windmühlen. Vor Allem tue ich mich schwer den richtigen Umgang im Alltag zu finden, mit Personen die offensichtlich eher klassische Rollenbilder haben. Ein kleinen Beispiel: Die Cousine meines Sohnes (beide 2 Jahre) bekommt zu Ihrem Geburtstag eine Spielzeugküche von den Großeltern geschenkt. Nachdem auspacken sagt ihr Opa zu mir: „Natürlich bekommt sie eine Küche, sie ist schließlich ein Mädchen!“ Mich hat das im ersten Moment etwas perplex gemacht, so dass ich nur lau erwidert habe, das mein Sohn aber auch eine Küche hätte und gerne damit spielt. Ich habe oft das Gefühl, dass es mir in solchen Situationen nicht gelingt die Leute wirklich zu erreichen und dass ich eigentlich noch viel mehr hätte sagen wollen es aber, dadurch das ich von der Situation etwas überrumpelt wurde gar nicht schaffe. Ich muss auch leider sagen, dass es aus meiner Erfahrung mit Nichten ein Problem der älteren Generationen ist. Ich kenne genug Männer in meinem Alter oder jünger die sofort von sich behaupten würden, dass Gleichberechtigung wichtig und richtig ist aber sobald wir dann ‚unter uns‘ sind, sprich nur Männer anwesend kommt dann halt so was wie: „natürlich würde ich meinem Sohn verbieten zum Ballett zu gehen!“. Und das hat meiner Meinung nach auch wenig mit Schicht oder Stand zu tun sondern vielmehr mit dem immer noch vorherrschenden Bild von was ist Männlichkeit und Weiblichkeit. Daher auch mein etwas diffuses Gefühl immer wieder ein Stückchen an der Realität zu scheitern.
    Mich würde interessieren wie Ihr mit solchen oder ähnlichen Situationen umgeht bzw. wie oder ob Ihr das Thema auch so zu Sprache bringt bei Freunden/Verwandten die ihre Kinder eher nicht feministisch erziehen?

    Vielen Dank jedenfalls für eine weitere großartige Sendung!

    Janis

    1. hej Janis,
      ich habe immer Hemmungen, andere zu belehren. wenn allerdings mein Kind dabei war, wenn sowas gesagt wurde, ist es mir wichtig, ihm mindestens hinterher meine Meinung zu sagen. also etwa „ich finde ja nicht, dass Küchen nur für Mädchen sind, da spielen doch viele Kinder gern mit!“ oder „also wenn du zum Ballett willst, Sohn, fände ich das cool! Es gibt total wenig Männer im Ballett – da bekommt man gleich die besten Rollen“ 😉
      oder so ähnlich halt… je nach Situation und auch nicht aufgesetzt – es wäre mir halt ein Bedürfnis.
      bei anderen und erst recht fremden Leuten ist das aber bei mir echt Einzelfall- und Tagesform-abhängig, ob und was ich sage. ich finde ja schon auch, dass es mich nicht wirklich was angeht, was andere ihren Kindern beibringen. nur wenn‘s meins betrifft, dann sage ich ganz sicher was.
      viele Leute sind aber offen und da kann man sich schonmal deutlich wundern und „findest du?“ oder „wirklich?“ fragen. man muss sich ja als Feminist_in ständig für alles rechtfertigen, aber da den Spieß einfach mal umzudrehen und ein simples „warum denn nicht?“ *schulterzuck* ist immer legitim.
      LG
      Katrin

      1. Hallo Katrin,
        super schnelle Antwort, danke dafür! Ja, wahrscheinlich hast du recht mit dem Spieß umdrehen und einfach mal die Reaktion abwarten…
        Mir geht es primär auch gar nicht darum andere zu belehren. Eher im Gegenteil finde es immer sehr aufdringlich wenn andere das tun. Mein Punkt ging eher in die Richtung, dass es in meinem Umfeld viele Leute gibt, die sich einfach gar keinen Kopf machen und da denke ich halt oft, die könnte man ja einfach mal zum nachdenken/reflektieren anregen und ich tue mich da häufig schwer den Zugang zu finden, da es vielen einfach ein eher sperriges Thema ist.
        Grüße,
        Janis

  6. Liebe Lilas,
    erstmal: danke für euren tollen Podcast! Ich höre immer wieder gern zu und ich finde toll, wie ihr es schafft, unaufgeregt alle möglichen Themen zu besprechen.

    Diese Folge war besonders interessant. Meine Tochter ist jetzt 3,5, wenn die Ärztin recht behält, dann bekommt sie bald einen kleinen Bruder und meinen Kindern feministische Ideen mitzugeben und ihnen ein möglichst freies Leben zu ermöglichen, wünsche ich mir sehr.

    Was ich allerdings schwierig finde: Ich verstehe die Sorgen (sogar sehr gut), wenn die Tochter plötzlich nur noch rosa-pink-Glitzer, Kleider und „Mädchenkram“ liebt. (Meine Tochter besteht seit Neuestem darauf, die allersüßeste zu sein… da fällt mir auch nicht mehr viel ein).
    Gleichzeitig will ich diese „typischen“ Mädchenthemen nicht verdammen – auch das ist Abwertung von „typisch Weiblichem“. Mädchen sind auch dann tolle Kinder, wenn sie „Tussispiele“ mögen und pinke Kleider tragen wollen. Ich bin da oft im Zwiespalt. Versteht ihr, worauf ich hinaus will? Auch ich bin oft ne „Frau-Frau“ ( also ein erwachsenes „Mädchen-Mädchen“?), finde hohe Schuhe schick, Nagellack toll – ihr wisst worauf ich hinaus will und ganz sicher gleichzeitig Feministin. Wichtig finde ich, immer wieder Neues und Anderes anzubieten und zu zeigen, dass alles ok ist. Also die Wanderschuhe und das ungeschminkte Gesicht genauso wie der Rock oder das enge Shirt.

    Und das noch zum Schluss- ich finde auch den „Südseekönig“ schwierig: wir wünschen uns Bücher, die unseren Töchtern Identifikationsfiguren bieten, weil wir wissen, wie wichtig die Subtexte sind. Und das sollte auch für Kinder gelten, die sich immer wieder konfrontiert damit sehen, eher der „Südsee“ (um im Bild zu bleiben) als Schweden zugeordnet zu werden. Gleichzeitig liebe ich Pipi Langstrumpf. Auch hier bin ich im Zwiespalt…

    Herzliche Grüße
    Katho

    1. Hallo Katho,

      ja, das ist ein schmaler Grat. Ich verstehe total, was du meinst. Sie sollen das auch alles ausprobieren können, unbedingt. Mir selber gruselt’s nur immer dann, wenn es nur noch ausschließlich dieses ich nenn es mal klischeehafte sehe. Also IMMER nur Rosa und Prinzessin und süß und putzig. Umgekehrt das gleiche Grauen, wenn der Sohn IMMER nur Räuber und Piraten und Ninja spielen will, also Krieg und Kämpfen alles dominieren. Ich zwinge mich, meine Kinder das machen zu lassen, aber binde ihnen auch Gespräche ans Bein, dass jede und jeder alles sein und ausprobieren kann. Das wiederum finden sie anscheinend total einleuchtend, denn ziemlich schnell verinnerlichen sie diese Offenheit in Sachen Rollen. Wenn andere Kinder sagen: Das ist Jungskram, das ist Mädchenkram, kriegen sie von meinen Kindern zurück: Sowas gibt’s nicht. (Und ich stehe mit stolz geschwollener Brust daneben.)

      Sie weitestgehend machen lassen, aber immer im Gespräch bleiben, ist momentan der Ansatz, den mein Mann und ich gewählt haben und der hoffentlich wenig Druck mit viel Ergebnis verbindet 😉

      Viele Grüße, Susanne

  7. Liebe Katrin,
    liebe Susanne,
    danke für die spannende Sendung! Ich hab sie gern gehört und trotzdem möchte ich einen Aspekt stärker unterstreichen: Es ist sooooo immens wichtig, auch feministische SÖHNE großzuziehen.

    Ich bin Mutter von drei Söhnen (14, 12 und 8) und häufig wurde ich gefragt, ob ich nicht traurig sei, keine TOCHTER zu haben. Besonders mitleidig von Feminist*innen, die sich darüber und darauf freuen, ihren Töchtern ihre Erfahrungen und ihre feministische Gesellschaftskritik weitergeben zu können, sie zu wappnen gegen all die patriarchalen Strukturen, die da lauern. Ich habe – insbesondere nach diesen Nachfragen – darüber eine Zeitlang tatsächlich eine gewisse Trauer empfunden: einen Makel in meiner feministischen Biographie, den „Verlust“ einer Verbündeten im feministischen Kampf, die ich nie kennen lernen werde…

    Aber recht bald ist mir sehr klar geworden: Moment mal! Es geht ja auch (und vielleicht gerade?) darum, JUNGEN die Augen zu öffnen für strukturelles Unrecht, dass in unserer Gesellschaft anhand von Geschlecht, Herkunft oder Hautfarbe verteilt ist. Meine Söhne können sehr wohl feministische Verbündete sein, die sich für meine Erfahrungen interessieren und diese ernst nehmen. Und es gibt total viele Gelegenheiten, darüber ins Gespräch zu kommen!

    Und dann sind da DIESE Momente, wo ich hoffe, dass es mir zum Teil gelingt, feministische Söhne großzuziehen: Wenn wir Nachrichten schauen und meine Kinder unfassbar empört darüber sind, dass Frauen viel weniger Rente bekommen als Männer; Unverständnis darüber, dass es „Fußball“ genannt wird, wenn Männer kicken und „Frauenfußball“, wenn eben Frauen Fußball spielen; Interesse und Offenheit, wenn der Älteste den beiden Jüngeren sachlich und ausführlich erklärt, was transgender bedeutet.

    Und eure Sendung hat mir nochmal deutlich vor Augen geführt, dass es sich lohnt, weiter daran zu arbeiten, meinen Söhnen jeden Tag aufs Neue vorzuleben, dass Feminismus ganz alltäglich sein kann und notwendig ist, um die Welt gerechter und schöner (!) zu machen. Denn die feministischen Töchter brauchen ganz sicher auch feministische Söhne, mit denen sie sich in Zukunft verbünden können!

    Danke und herzliche Grüße,

    K.

  8. Danke für die Kinderbuchtipps. Ich schenke meinen beiden Nichten (4 & 7) häufig Bücher und kann Empfehlungen immer gut gebrauchen. Folgende Titel kann ich empfehlen, auch wenn ich sie nicht gezielt unter dem Gesichtspunkt „feministische Mädchen großziehen“ ausgewählt habe:

    Paula: Liebesbrief des Schreckens
    http://www.reprodukt.com/produkt/kindercomics/paula-liebesbrief-des-schreckens/

    Der Große Böse Fuchs
    http://www.avant-verlag.de/comic/der_grosse_boese_fuchs

    Der kleine Warumwolf
    http://www.knesebeck-verlag.de/der_kleine_warumwolf/t-1/512

    Der Krokodildieb
    https://www.beltz.de/kinder_jugendbuch/produkte/produkt_produktdetails/31020-der_krokodildieb.html

    Der Tag, an dem Louis gefressen wurde
    https://www.moritzverlag.de/Alle-Buecher/Maerchen-und-Sagen/Der-Tag-an-dem-Louis-gefressen-wurde.html

    Niemals wilde Katzen kitzeln
    http://www.reprodukt.com/produkt/bilderbucher/niemals-wilde-katzen-kitzeln/

    Edmund: Ein Fest im Mondschein
    http://www.reprodukt.com/produkt/bilderbucher/edmund-das-fest-im-mondschein/

    Hilda und der Troll
    http://www.reprodukt.com/produkt/hilda/hilda-und-der-troll/

    Rosa und Louis
    http://www.reprodukt.com/produkt/kindercomics/rosa-und-louis-1-geisterstunde/

    Fräulein Hicks und die kleine Pupswolke
    http://www.oetinger.de/buecher/kinderbuecher/details/titel/3-7891-0368-3//////Fr%E4ulein%20Hicks%20und%20die%20kleine%20Pupswolke.html

  9. Hallihallo 🙂

    vielen lieben Dank für diese interessante Folge! Ich bin zwar erst 18 Jahre alt und habe mich noch nicht groß mit dem Thema „Kinder erziehen“ beschäftigt, aber gerade jetzt, wenn ich als Aupair arbeite, tat es gut, euch darüber reden zu hören. Meine beiden Mädchen sind zwar erst 9 Jahre alt, zeigen aber jetzt schon früh pubertäre Verhaltensweisen und gerade bei dem Thema YouTube und Social Media kann ich euch 100% zustimmen. Ich finde es ziemlich krass, wie früh dieses Denken und Verhalten schon einsetzt….

    Achja und noch ein Tipp zu dem Pferdebuch, was keiner haben will: Vielleicht kannst du es einfach in der Bibliothek abgeben.

    Macht gerne weiter so!
    Alles liebe Elli

  10. Den Part über Berufsorientierung für 6-7 Jährige fand ich geradezu grausam. Lasst doch mal bitte Kinder mit dieser Karrieresch… in Ruhe. In diesem Alter haben die gefälligst zu spielen bis sie müde ins Bett fallen (oder die Eltern das Licht ausmachen).

    In ein paar Jahren existieren evl. diese Berufe gar nicht mehr oder wir bekommen alle BGE. Insofern finde ich es sinnvoller bei Kindern den Spaß am erlernen von Fähigkeiten und Wissen zu wecken, als sie auf bestimmte Berufszweige zu orientieren.

    1. Hallo spielplatz,

      deinen Satz: „Lasst Kinder mit der Karrierescheiße in Ruhe!“ unterschreibe ich sofort, darum ging es auch mir nicht – auch die Studie habe ich nicht so verstanden. Vielmehr geht es darum, dass sie ins Gespräch mit verschiedenen Berufen kommen. Kinder fragen einem ja sowieso von Anfang an Löcher über alles in den Bauch, auch darüber, was man da eigentlich den ganzen Tag auf der Arbeit tut. Und ich finde schon wichtig, dass sie dann von vielen verschiedenen Menschen viele verschiedene Erzählungen hören. Wenn alle Frauen um sie sozialen und Service-Berufen nachgehen und alle Männer um sie herum Handwerker / Manager sind, dann wird das ihre Welt- und Eigensicht prägen und sie werden zu dem Schluss kommen, dass Berufe so verteilt sein müssen unter den Geschlechtern.
      Auf keinen Fall will ich unterstützen, dass Grundschülerinnen und Grundschüler schon auf irgendwelche Berufe hin trainiert werden, um Himmels Willen, bitte nicht falsch verstehen!

      Viele Grüße, Susanne

      1. Hallo Susanne,

        Du hast mehrfach im Lila-Podcast sowie auch in dieser Folge erwähnt, dass du mathematisch-naturwissenschaftlich begabt und interessiert bist. Warum hast du keinen Beruf in dieser Richtung ergriffen? Wäre das aus feministischer Sicht nicht sehr sinnvoll gewesen?

        Waren es wirklich fehlende Vorbilder und Erzählungen oder erscheint Dir dein gewählter Beruf in dem du gesellschaftlich Gestalten kannst einfach sinnvoller, als deine Lebenszeit damit zu verbringen die Effizienz einer Produktion im einstelligen Prozentbereich pro Jahr für die Aktionäre zu steigern?
        Sagst du vielleicht lieber, schau mal zum dem Thema meinen Artikel hier oder den Podcast dort, als, ich habe in den letzen 2 Jahren mit meinen Team die automatische Ablendfunktion deines Rückspiegels entwickelt.

        Die einfache Erklärung ist, dass Männer deutlich häufiger Tätigkeiten einfach zum Selbstzweck machen, als das bei Frauen der Fall ist.

        Ich bin in der Homecomputerzeit der 80er groß geworden und kann mich noch sehr gut an die mitleidigen bis verständnislosen Blicke viele Jungs aber vor allem Mädels erinnern, wenn man stolz das Ergebnis von tage- und nächtelanger Arbeit am Computer vorführt, das einem außenstehenden so gar keinen Sinn erkennen lassen will. Nur mit dem in kleinster Schrift ausdruckten Spickzettel konnte man immer punkten.

        Am Anfang der Computertechnik waren die Geräte so teuer und selten, dass nur wirklich sinnvolle Projekte damit umzusetzen waren und dementsprechend haben dort ebenso Frauen als Programmiererinnen einen Job ergriffen und damit gearbeitet.
        In den 70er und 80er Jahren waren die Homecomputer eher ein teures Hobby als wirklich für irgendetwas sinnvolles nutzbar. Somit war die hauptsächliche Motivation die Beschäftigung mit der Technik als Selbstzweck. Dies hat Frauen einfach weniger angezogen.
        Heutzutage ist der Computer allgegenwärtig und bestimmt auf breiter Basis unser Leben, dementsprechend ändert sich auch die Bewertung der Tätigkeit, zumal sie eine gut bezahlte ist. Dennoch hat man einen Vorteil, wenn die Programmierung von Computer auch als Selbstzweck motiviert.

        70% der angehenden Medizinstudenten sind weiblich, obwohl das sowohl ein MINT-Beruf ist, als auch sehr aufwändig ist. Allerdings ist eine Beschäftigung nur aus Selbstzweck dabei kaum gegeben.

        Ich finde diese Erklärung deutlich schlüssiger als irgendwelche wie auch immer geartete Diskriminierungen oder Manipulationen durch Werbung oder Erziehung.
        Damit erklärt sich zum Teil, warum die meisten Förderprogramme Mädchen in eine berufliche Richtung zu bringen wenig erfolgreich sind.
        Ob dieser Erfolglosigkeit jetzt schon 6-7 jährige Kinder zu bearbeiten halte ich schlichtweg für verantwortungslos.

        Frauen und Männer wissen schon, was es heißt einen technischen Beruf zu ergreifen und dass das mehr an Verdienst für die viele auch teuer erkauft ist.

        1. Hi Flyingtoasters,

          tja, warum habe ich keinen naturwissenschaftlichen Beruf ergriffen? Ich bin im Osten groß geworden, und nachdem ich jahreslang auf Mathe-Olympiaden rumgehangen habe und mir das wirklich irrsinnig viel Spaß gemacht hat, kam die Wende. Die hat mich von einen Tag auf den anderen massiv politisiert und dann ging es bei mir halt voll in diese Richtung – irgendwas gesellschaftlich Sinnvolles zu tun.

          Insofern finde ich deine Überlegungen sehr interessant. Und würde dir zustimmen. Wenn man dann noch über den reinen Fakt hinausschaut, dass Frauen tendenziell gesellschaftlich relevanteren Berufen nachgehen, kann man natürlich fragen: Warum? Und da kommen Erziehung und Vorbilder wieder ins Spiel. Ich denke also, dass alle Erklärungsansätze zusammengehören und zusammen einen Sinn ergeben.

          Viele Grüße, Susanne

  11. Mein Lieblingskinderbuch off all Time ist: Achtundzwanzig Lachgeschichten von Ursula Wölfel. meine Lieblingsgeschichte davon ist die Geschichte von der Blumennase.
    Hier findet ihr die Geschichte: https://bilder.buecher.de/zusatz/29/29609/29609095_lese_1.pdf.
    Besonders dabei mag ich die das Bild, dass in der Ausgabe von 1969 ist.
    Auch die Widmung in meinem Buch ist die Beste: „für Dich von deinen Eltern. Weihnachten 1985. da war ich 3 Jahre alt.

    Liebe Grüße, aus Österreich, Susi

  12. Liebe Lilas,

    vielen Dank für die spannende Folge, die wir im Freundeskreis intensiv diskutiert haben. Dabei kam dann auch die Frage auf, wie man feministische Jungs großziehen kann. Es gibt zunehmend Spielzeuge und auch Bücher, die zeigen, dass Mädchen auch andere Dinge machen und andere Wege gehen können, aber gibt es Vergleichbares auch für Jungen? Fragten wir uns und nun auch Euch.

    Viele liebe Grüße und weiter so!
    Polly

  13. An einer Stelle erwähnt ihr, dass Schöne an vielen Büchern wie Pippi Langstrumpf sei, dass sich sowohl Jungs als auch Mädchen mit ihnen identifizieren. Ist das wirklich so? Ich habe letztens in einem Interview mit der österreichischen Autorin Christine Nöstlinger gelesen, dass nach ihrem Eindruck gerade Jungen sich hauptsächlich mit männlichen Hauptfiguren identifizieren, während Mädchen dies mit beiden Geschlechtern tun. Das war bislang auch mein Eindruck. Warum ist das so? Das müsste man mal untersuchen. Außerdem frage Ich mich ob nicht gerade in Büchern in denen starke Mädchen die Hauptrolle spielen Rollenklischees unterschwellig reproduziert werden. Pippi Langstrumpf muss Jungs verprügeln (ansich bereits fragwürdig) damit bewiesen werden kann, dass sie stark ist. Damit unterstellen wir doch bereits von Anfang an, dass Jungs die eigentlich starken sind. Erst wenn sich ein Mädchen an den Jungs misst, kann es beweisen auch stark zu sein. Willi Wiberg spielt nicht mit Mädchen find Ich auch schwierig. Immer die selbe Geschichte. Kind glaubt an Unterschiede zwischen den Geschlechtern, muss dann die Erfahrung machen, dass es falsch liegt und ändert nach diesem Aha-Effekt seine Meinung. Warum kann ein Kind nicht von Anfang an die Vermutung haben, dass Rollenklischees nicht zutreffen und sich am Ende darin bestärkt fühlen. Warum muss es denn immer für dumm verkauft werden?
    Ich denke gerade solche Kinderbücher kommunizieren eine wichtige Botschaft denkbar schlecht.

    1. Hi Alex,

      danke für deine spannende Anmerkung. Und ja, das stimmt, ich würde mir das auch wünschen, dass es mehr Kinderbücher gibt, die ganz auf Rollenklischees verzichten und in denen die Kinder einfach individuelle Menschen sind, die gar nicht erst nach Schema Mädchen–Junge einsortiert werden.

      Ich vermute, dass das so oft in den Büchern passiert, weil die Autorinnen und Autoren den Ist-Zustand aufgreifen. Und spätestens im Kindergarten passiert das wahnsinnig viel, dass Kinder in Geschlechterschubladen denken. Wenn da die Erzieherinnen und Erzieher nicht total hinterher sind (und das sind sie meiner Erfahrung nach meistens nicht), setzen die Kinder, die am lautesten schreien: Das ist aber nix für Mädchen! oder „Jungs sind blöd!“ ganz schnell den Ton für die ganze Gruppe.

      Ich denke, die Kinderbuchautorinnen und –autoren wollen dann einen Gegenton dazu setzen.

      Wenn du gute Kinderbuch-Empfehlungen hast, in denen ganz auf Geschlechterklischees verzichtet wird, dann gerne her damit! Barbara z.B. fragt in ihrem Kommentar unten auch danach.

      Viele Grüße, Susanne

      1. Hallo nochmal,

        Ich hab mir ein paar Gedanken zu Kinderbüchern gemacht, in denen Kinder nicht erst Rollenklischees übernehmen müssen, nur um am Ende belehrt zu werden. Ich glaub Ich hab eine Buchreihe gefunden, die dem nahe kommt.
        Und zwar: „Geschichten vom Franz“ von Christine Nöstlinger. Der Franz ist ein Junge im Grundschulalter. Er ist sensibel, klein, hat eine piepsige Stimme und schämt sich manchmal deswegen. Die Geschichten versuchen wertfrei zu zeigen, wie er sich in bestimmten Situationen fühlt und warum er sich jeweils so verhält wie er sich verhält. Genau das finde Ich einen guten Ansatz. Zwar werden andere Charaktere manchmal doch oberflächlich dargestellt, aber auch sie verhalten sich überraschend. Ein anderes Buch von Nöstlinger ist „das Austauschkind“. In einer Situation verlangt die Mutter von ihrer Tochter, dass sie das Geschirr spülen soll. Das findet der Sohn aber bescheuert und denkt sich „warum soll denn meine Schwester fürs spülen zuständig sein, nur weil sie ein mädchen ist“ er findet das so bescheuert, dass er aus prinzip selbst abspült. Das fand Ich beim Lesen erfrischend. Nicht weil ihn von Oben jemand gezwungen hat, sondern aus einem eigenen Gefühl heraus wäscht er ab. Freiwillig!
        Manchmal sind Nöstlingers Hauptfiguren auch selber ungerecht oder sexistisch. Sie versucht dann aber zu zeigen, aus welchem Gefühl heraus, die Protagonisten handeln. Ihnen wird nichts unterstellt. Diesen Ansatz würde Ich mir viel häufiger wünschen.

        Dann noch eine Sache zu Pippi Langstrumpf (die sicher auch ein Vorbild sein kann). Die Szene in denen sie die Jungs verprügelt und sie in den Baum hängt fand Ich wirklich immer blöd. Weil doch gerade die Verletzlichkeit und Schwäche der Jungs in dieser Situation als „lustig“ dargestellt wird. Wie sollen denn Jungs lernen Bedürftigkeit und Schwäche zu zeigen, wenn sie dafür auch noch verhöhnt werden.

        Mich würde eure Meinung dazu interessieren.

        Freundliche Grüße
        Alex

  14. Liebe Lilas,
    Ich bin durch eine Freundin auf euren coolen Podcast gestossen und höre mich zwischenzeitlich auch noch durchs Archiv. Die Sendung über die feministische Erziehung der Kinder habe ich sehr spannend gefunden. Vor allen bei Büchern finde ich es immer ganz schwierig passende Bücher zu finden. Und am allerschlimmsten sind die Erstlesebücher.die sind ganz oft in rosa,Glitzer Prinzessin und Piraten oder ähnlich aufgeteilt. Ich habe schon eure Bücherliste gesehen. Jetzt wollte ich fragen, ob ihr noch weitere genderneutrale Bücher bzw. Bücher mit starken Mädels kennt. Also ich denke da an Bilderbücher und Erstlesebücher. Danke euch und macht weiter so.
    Liebe Grüsse aus der Schweiz

  15. auf youtube gibt`s mitgefilmte Uni-Vorlesungen und gute philosophische Diskussionen, außerdem habe ich oft schon super praktische Tipps zu verschiedenen Problemen gefunden. Eine muss halt wissen, was sie sucht.

  16. Auf die tolle Rezension hin habe ich für meine achtjährige Tochter auch das Buch „Good Night Stories for Rebel Girls“ bestellt und war erst etwas skeptisch, als ich die ersten Texte las. Nicht des Inhalts wegen, aber ich dachte, die kurzen Texte und die einfache Sprache würden es für sie zu langweilig machen.
    Das Gegenteil war der Fall. Sie ist begeistert und wir lesen jetzt eine zufällige Geschichte nach der anderen. Besonders die Mirabal-Schwestern haben es ihr angetan und sie will die Geschichte auswendig lernen.

    Vielen Dank für den Tipp.

    1. Hi Gerrit,

      hier hält die Begeisterung auch an. Und wenn du magst, schau dir mal den Instagram-Account der Macherinnen an: https://www.instagram.com/rebelgirlsbook/

      Der macht gerade jetzt, zu Halloween so viel Spaß, denn die Leute schicken ihnen Bilder ihrer Töchter, die sich wie ihre Lieblingsfigur aus dem Buch verkleiden. Ich bin jedes Mal so gerührt und begeistert gleichzeitig!

      Viele Grüße, Susanne

  17. Liebe Lilas,

    ich höre eure Podcasts nun schon seit einer Weile und auch dieser hat mir sehr gut gefallen, so dass ich an der Stelle ein großes Lob dafür aussprechen möchte, dass ihr euch immer wieder die Mühe macht, so ein tolles Programm auf die Beine zu stellen.

    Ich bin 22 und damit noch nicht in dem Alter, in dem ich Kinder erziehen würde, aber ich finde es immer wieder spannend, wie sehr Vorbilder und Rollenbilder, die man als Kind mit bekommt, prägen können. Ich fand es sehr interessant, euch über den Einfluss von großen oder kleinen Brüdern auf Mädchen reden zu hören. Ich hatte nämlich bei mir (ich habe eine kleine Schwester) immer den Eindruck, dass wir uns als Kinder gerade deswegen nicht für den typischen „Mädchenkram“ interessiert haben, weil wir kein männliches Geschwisterkind hatten, mit dem wir uns hätten vergleichen können und mit dem wir von anderen verglichen worden wären.

    Als es um Pippi Langstrumpf ging (ich bin wahrscheinlich eine der wenigen Personen, die Pippi als Kind total doof fanden) hat Susanne leider das Wort „asexuell“ in einem falschen Kontext benutzt hat. (Bitte korrigiert mich, wenn ich euch da falsch verstanden habe)
    Asexualität ist nämlich eine sexuelle Orientierung, bei der ein Mensch sich nicht oder kaum zu anderen Menschen sexuell hingezogen fühlt, also keine sexuelle Anziehung verspürt (Genaueres kann man beispielsweise auf asexuality.org, der Internetseite des Asexual Visbility and Education Network, nachlesen). Nicht zu verwechseln ist asexuell übrigens mit aromantisch, das heißt nämlich, dass die Person auch keine romantischen Beziehungen mit Anderen eingehen möchte.
    Was Susanne in dem Kontext vielleicht eher meinte ist „agender“, was bedeutet, dass ein Mensch sich keinem Geschlecht zugehörig fühlt.

    An der Stelle kann ich auch einen ganz tollen Youtube-Kanal empfehlen (allerdings auf Englisch), der sich mit allen Themen rund um die LGBTQ+-Community beschäftigt: https://www.youtube.com/user/HeyThere005
    Ash, der dieser Kanal gehört, macht ganz verschiedene Videos, teilweise lustig, viele aber auch sehr informativ, vor allem für Teenager (aber definitiv auch für Erwachsene interessant) und auch andere Themen wie Bodyshaming oder Mobbing werden angesprochen.

    Macht weiter so!
    Liebe Grüße
    Klara

    P.S.: Bei mir in der Stadt gibt es inzwischen alte Telefonzellen, die zu Büchertauschplätzen umgebaut wurden. Das Prinzip ist ganz einfach, jeder, der ein Buch reinstellt, kann sich ein anderes wieder raus nehmen. Vielleicht wäre das ja eine Möglichkeit, das Pferdebuch loszuwerden.

  18. Ihr sagt in der Sendung, dass Mädchen mit 16 besser in Mathe sind, aber dass mit 6 o. 7 Jahren 3/4 schon glauben, Jungs wären besser in Mathe.

    Heißt das nicht auch, dass Mädchen mit 16 besser sind, obwohl sie sich schon lange schwächer einschätzen? Wird also das Rollenklischee viel zu stark in der demotivierenden Wirkung eingeschätzt?

    Und spätestens im Kindergarten passiert das wahnsinnig viel, dass Kinder in Geschlechterschubladen denken. Wenn da die Erzieherinnen und Erzieher nicht total hinterher sind (und das sind sie meiner Erfahrung nach meistens nicht), …

    Ist der Anteil der Feministinnen nicht in den Erziehungswissenschaften und Pädagogikfächern, Sozialpädagogik nicht besonders groß?

    Kann es sein, dass die Erzieherinnen gelernt haben, dass sie dagegen nicht ankommen?
    Kann es sein, dass es einfach im Kindergarten virulent wird, sich zu identifizieren und durch die Vielzahl an Kindern auch möglich?

    Ich denke, dass zwar die konkrete Ausprägung der Rollen (auch) kulturell bedingt ist (Kleidung rosa/blau), aber dass sich die Kinder überhaupt anhand des Geschlechts identifizieren vielleicht nicht.

    Ich halte die ganzen Umerziehungs- und Förderungs- und Quotenbemühungen für Zeit- und Kraftverschwendung. Solange keine sachlichen Gründe dagegen sprechen soll jeder machen, wozu er Lust hat. Ob der Junge zum Ballett will oder das Mädchen hohe Schuhe, das Mädchen Mathe machen will oder Psychologie oder Fußball oder Medizin. Soll es doch!

    Wenn man alles auf Geschlechterstereotype hin abklopft – wird man da nicht irre? Es gibt so viele Frauen die erfolgreich in ihren Berufen sind – die hatten doch wahrscheinlich meistens auch eine rosa Phase.

    1. wer gut zugehört hat, dem sollte nicht engangen sein, dass es um das Gegenteil von Umerziehung geht.
      es geht um eine Befreiung aus engen Geschlechterrollen und das Problem ist ganz sicher nicht, dass wir diese überall sehen, sondern dass die überall gesetzt und verharmlost werden – wie auch hier von Ihnen.
      Nein, es ist nicht egal. nein, es ist nicht okay und auch wenn Frauen in ihrem Beruf glücklich und zufrieden sind (hoffentlich!), ändert das nichts daran, dass sie viel stärker von Altersarmut betroffen sein werden oder längst sind und dass ihnen nur ein Bruchteil des Vermögens dieser Welt gehört.
      und “soll es doch!” hilft dem Jungen nicht, der wegen seines Rockes abschätzigen Blickes gefragt wird, ob er jetzt schwul sei – genau so erlebt!
      klar – man kann es sich auch alles sehr einfach machen und nicht so schwer nehmen! je mehr Privilegien man selbst hat, umso einfacher wird das auch. sorry – aber ich kann aus vielen Gründen (eigene Erfahrungen, Studien, gesellschaftliche Zusammenhänge und Statistiken) den Laden aber nicht einfach so zumachen. ich habe nämlich nicht nur für mein eigenes Leben, sondern auch das meiner Kinder ein Verantwortungsgefühl und sehe an den beiden auch sehr gut, dass wesentlich mehr gewonnen wird, wenn man nicht mit ner Scheißegal-Haltung durchs Leben geht.
      und zwar für alle.

    2. und klar ist das am Ende eine pure Entscheidung: ich mache es mir lieber nicht leicht. weil ich weiß, dass es besser geht.
      und der Clou ist: sogar ohne andere umzuerziehen! irre, oder?

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