Lila109 Über Frauen am Theater: „Ich will mein Leben nicht ausschließlich in den Dienst des Theaters stellen“

Im Juli wurde der Theatermacher Frank Castorf gefragt, warum es unter „seiner Intendanz so wenige Regisseurinnen gegeben habe. Castorf hat das mit Fußball verglichen – und zusammengefasst, er hätte selten erlebt, dass eine Frau besser sei als ein Mann.

Was schon ein gewaltiger Hammer ist.

Im Rahmen von #metoo ist in den letzten Monaten viel auch über das Machtverhältnis von Frauen und Männern am Theater diskutiet worden. Einige Initiativen sind bekannt geworden, etwa die über „Mehr Solidarität am Theater“ oder das erste Treffen der Theatermacherinnen in Bonn. Frauen am Theater – Menschen am Theater – darüber hat Barbara Streidl mit Stefanie Beckmann gesprochen. Beckmann hat als Dramaturgin gearbeitet und berät heute Kunst- und Kulturschaffende.

Informationen und Links:

  • Interview mit Theatermacher Ersan Mondtag (*1987) in der BZ
  • Offener Brief des Ensembles des Burgtheaters gegen früheren Intendanten Matthias Hartmann
  • Frank Castorf in der SZ über „Theater und Frauen“ (hinter einer Paywall!)
  • Öffentliche Stellungnahme von diversen Schauspieler*innen zu Frank Castorf

Zukünftige Veranstaltungen von Frauen am Theater:

  • Symposium „Wonderlands. Führungspositionen in den Performing Arts“ des Frauenkulturbüro NRW
  • Frauenstreik 2019 in NRW

Vergangene Veranstaltungen von Frauen am Theater:

  • Erstes Treffen der Theatermacherinnen: „Burning Issues“ in Bonn
  • Programm und Mitschnitte der Veranstaltungsreihe „Unlearing Patriarchat“ beim Berliner Theatertreffen 2018
  • Unlearning Patriarchat 1
  • Unlearning Patriarchat 2

Buchtipps:

  • Nina Brochmann, Ellen Stokken Dahl: Viva la Vagina! Alles über das weibliche Geschlecht. S. Fischer, 2018.
  • Dazu passt der schöne Kunstband „Vibration Highway“ von Andrea Éva Györi, erschienen in der Edition Taube, 2018.

Hat es nicht mehr in die Sendung geschafft, passt aber gut zum Thema:

  • Die Studie, die Maria Furtwängler mit ihrer MaLisa-Stiftung im Juli 2017 präsentiert hat: Frauen sind deutlich unterrepräsentiert im Fernsehen und im Kino, als Expertinnen, bei Informationssendungen und vor allem jenseits der 30. Die Studie hat sie im ZDF Heute Journal präsentiert, Moderator Claus Kleber wurde für seine Haltung gegenüber Furtwängler mit dem Negativ-Preis „Saure Gurke“ ausgezeichnet
  • Ergebnisse der MaLisa-Studie
  • Beschluss der Brancheninitiative zur Einrichtung einer „Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung“. Pressemitteilung (1.6.18)
  • Artikel „Die helle Seite der Macht“ von Claudine Villemot-Kienzle

Puh!

Danke für die Sounds an Freesound.org und Freemusicarchive.org.

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Lila108 Das feministische Schmink-Tutorial

Tasnim schminkt sich gar nicht mehr, Maria hat früher am liebsten ihre Freundinnen geschminkt und Jennifer hat es sich mit queeren Youtube-Tutorials beigebracht – in dieser Sendung sprechen drei Frauen über ihren feministischen Umgang mit Make-Up.

„Warum ich mich ohne Make-Up stärker fühle“

Tasnim Rödder ist Chefredakteurin des Transform Magazins, sie hat für Ze.tt, das Missy Magazine und Neon geschrieben und ist jetzt für ein halbes Jahr bei der Deutschen Welle unterwegs. Ausgangspunkt für unsere Sendung ist ihr Text, den sie für ze.tt geschrieben hat: „Warum ich mich ohne Make-Up stärker fühle.“ In meiner Küche haben wir uns bei einem Tässchen einmal ausführlicher darüber unterhalten, wie es zu dieser Haltung bei ihr kam.

„Beauty ist total lukrativ“

Maria Popov hat Medienwissenschaft studiert und arbeitet in der Redaktion der FUNK-Sendung „Auf Klo“, eine Webshow für Funk, das junge Angebot von den Öffentlich-Rechtlichen. Sie schminkt sich manchmal gern und manchmal nicht so gern, als Jugendliche hat sie am liebsten ihre Freundinnen geschminkt. Durch ihre Arbeit für „Auf Klo“ kennt sie Youtube mit all seinen Schmink-Tutorials ganz aus der Nähe – und die Spannung zwischen einem lockeren Umgang mit dem Schminken und dem Anspruch, reflektiert damit umzugehen. Sie sagt:

„Das interessante an YouTube ist – oder auch das traurige oder einfach spannende: Beauty ist ja auch total lukrativ. Das ist der Job von vielen, vielen Frauen, weil das eben das große Ding ist“

„Ich bin ja sowieso nicht so ne Werkszustands-Person“

Vielleicht kennen einige von euch Jennifer aus dem Podcast „Soziologisches Kaffeekränzchen“ – Jennifer ist die Soziologin im Kränzchen, sie arbeitet an der Uni, promoviert und: Sie hat eine weitere, ganz eigene Geschichte mit dem Schminken. Angefangen hat sie, weil ihr irgendwann klar wurde, dass sie gar nicht wirklich weiß, wie das geht. Aber als Soziologin fiel ihr ebenso auf, dass wie viele Dinge, die vor allem weiblich konnotiert sind, das Schminken eher abgewertet wird – das hat den Reiz für sie bloß vergrößert! Die negativen Reaktionen bestärken sie nur – außerdem bezeichnet sie sich selbst als „sowieso nicht so ne Werkszustands-Person“ – sie hat Piercings, gefärbte Haare und Tattoos.

Shownotes

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Unser Sponsor für diese Folge ist herCAREER – die Leitmesse für weibliche Karriereplanung

Lila107 Von Samstagsmüttern und Männern im Feminismus

Seit 23 Jahren gehen in der Türkei Frauen immer samstags auf die Straße, um zu demonstrieren: die Samstagsmütter oder Samstagsfrauen. Ihre Söhne wurden inhaftiert und gelten als vermisst. Diese Demonstrationen sollen verboten werden. Ein Unding, finden Katrin Rönicke und Barbara Streidl.

Statt eines Verbots sollte das „Verschwinden“ aufgeklärt werden. Weitere Themen in dieser Sendung sind der Umgang mit den Werken des Künstlers Balthus, das Unternehmen Goop von Gwyneth Paltrow, der Roman „Das weibliche Prinzip“ von Meg Wolitzer und die Hörerfrage „Können Männer Feministen sein?“.

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Lila106 „Liebe deinen Feminismus wie dich selbst“

Im Juni hielt Mithu Sanyal in München die Keynote zum Frauenstudien-Kongress, und diese fiel so spannend und rasant aus, dass wir ihr gern auf diesem Kanal noch mal ein größeres Publikum geben wollen. Mithu Sanyal spricht darin über die Zukunft feministischer Debatten, über Aspekte, die sie für hochrelevant für feministische Auseinandersetzungen hält; über die Frage, an welchen Werten wir uns orientieren sollten, und welche Verantwortung daraus erwächst, dass die Frauenbewegung im Moment die größte linke, weltumspannende Bewegung ist.

Mithu Sanyal ist Kulturwissenschaftlerin. Ihr kennt sie vielleicht schon aus der Lila Podcast-Folge Nr. 81, in der sie über die Vulva spricht, über die und deren Kulturgeschichte sie das gleichnamige Buch geschrieben hat. Ihr zweites, sehr bekanntes und hochdiskutiertes Buch heißt „Vergewaltigung“.

Nachtrag: Später hat Mithu Sanyal den Vortrag noch einmal gehalten und dafür ein Skript angefertigt, dass ihr hier als PDF herunterladen könnt.

Links und Hintergründe

Mithu Sanyals Vortrag im Video anschauen:

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Was uns heute froh macht: Post von Monique

Unsere Hörerin Monique hat uns nach der Sendung „Lila104: Diese Angst ist noch so präsent“ ein ganz großartiges Geschenk gemacht, eine Illustration zur White Wednesday-Bewegung! Wir sind ganz gerührt und freuen uns wahnsinnig, wie toll unsere Hörer und Hörerinnen sind. Wow.

Vielen Dank, liebe Monique!

P.S.: Ein paar von Moniques Arbeiten findet ihr z.B. bei Behance.net und bei Instagram.

 

Lila105 Warum Demokratie Feminismus braucht: Bücher, Ideen und ein Film

Gehen wir von der ursprünglichen Idee hinter dem Begriff „Demokratie“ aus, dann dürfen alle eines Volkes mitbestimmen über das Gemeinwohl und das, was die Gemeinschaft betrifft. Gute Idee – und völlig klar, warum Feminismus an dieser Stelle so wichtig ist: Zu diesen „allen“ müssen Frauen gehören.

Ganz unbedingt! Das war in der griechischen Antike, der sogenannten Wiege der Demokratie, anders … Frauen, Sklavinnen und Sklaven als auch Menschen ohne Bürgerstatus – das waren oft Gastarbeiter – waren keine Bürger (hier brauchen wir das maskuline Nomen!!). Sie hatten somit keine Stimme.

Über Demokratie und die Notwendigkeit des Feminismus sprechen Barbara Streidl und Katrin Rönicke, anlässlich des neuen Böll-Themenhefts „Demokratie braucht Feminismus„. Dazu passt die Gedankenwelt von Hannah Arendt, die in ihrem posthum veröffentlichten Buch „Die Freiheit, frei zu sein“, ganz klar fordert, dass öffentliches Engagement zum Menschsein – und zur Freiheit – zwingend gehört. Es geht in dieser Sendung um den Film „Female Pleasure„, der zwar erst im November in unsere Kinos kommt, aber schon Großes verspricht – Katrin hat ihn gesehen. Barbara empfiehlt den Roman „Die Gabe“ von Naomi Alderman, der ein schönes „Was wäre wenn Frauen an der Macht wären“-Bild zeigt, und daran geknüpft wird die Frage diskutiert, ob Frauen auch zu Machtmissbrauch neigen: Danach hatte eine Hörerin gefragt – und mit ihrer Frage den Finger auf ein wichtiges Thema gelegt.

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Barbara Streidl
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Katrin Rönicke

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Was es nicht in die Sendung geschafft hat, aber dennoch spannend ist:

  • Universität in Tokyo verschlechtert absichtlich Prüfungsergebnisse von Frauen – und das mit der Begründung, es sei ein „notwendiges Übel“, weil die Frauen ja schwanger werden können
  • Nachrufe in der New York Times sind seltenst nicht männlich oder nicht weiß
  • Über die Gerichtsreporterin Gabriele Tergit (hinter ZEIT-Paywall)

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Lila104 „Diese Angst ist noch so präsent“ – Faranak Rafiei über die Geschichte der Frauen im Iran

Wir haben in einer der vergangenen Sendungen schon einmal kurz über die #WhiteWednesday-Proteste der Frauen im Iran gesprochen: Seit Dezember letzten Jahres treten jeden Woche Mittwoch Frauen im Iran auf die Straße und schwenken als Zeichen ihres Protests ihr Kopftuch an einem Stock – meistens werden die Bilder über die sozialen Medien verteilt. Im Iran ist so eine Aktion strafbar und Frauen können dafür ins Gefängnis kommen – dennoch brechen die Proteste nicht ab und die Frauen lassen sich Mittwoch für Mittwoch nicht davon abhalten, ihrem Unmut über die Unterdrückung der Frauen im Iran Luft zu machen.

Doch was genau ist eigentlich der Hintergrund dieser Proteste? Wie ist die Situation von Frauen im Iran? Welche Geschichte lauert hier?

Um dieser Geschichte der Frauen im Iran ein wenig näher zu kommen, habe ich mich mit Faranak Rafiei getroffen. Sie lebt seit 20 Jahren in Deutschland. 1978 kam sie im Iran zur Welt, den sie im Alter von 20 Jahren verließ. Im darauffolgenden Jahr, 1979, war im Iran die sogenannte Islamische Revolution – alles, was heute den Iran bestimmt nahm damals seinen Anfang. Faranak erinnert sich gut, wie die Revolution im Iran vor allem zulasten der Frauenrechte ging, wie Frauen es waren, die als Symbol für gutes Islamisches Leben unterdrückt wurden und bis heute werden.

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Katrin Rönicke
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Faranak Rafiei

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Lila103 Über die Macht der Geschichten bei #metoo und in Irland

Kritiker_innen der #metoo-Debatte bemängeln, dass ein Hashtag doch nichts ändern würde. Stimmt das? Zusammen mit Aoibhinn Ní Shúilleabháin betrachten wir die Abstimmung über das Recht auf Abtreibung in Irland und wie die Macht der Geschichten dort wirkte!

Zu Beginn dieser Sendung greifen wir noch einmal die Diskussion zwischen Svenja Flaßpöhler und Margarete Stokowski auf – auch ihr habt uns viele Kommentare dazu geschrieben. Wie kam die Debatte bei euch an und was haben wir durch sie gelernt? Kann ein „Hashtag-Feminismus“ die Welt verändern? Oder belässt die Frauen in der Opferrolle? Welche Rolle spielt die Macht der Geschichten bei #metoo? Was hat sie bewirkt? Wo ist Machtmissbrauch möglich?
Was Svenja Flaßpöhler vielleicht unterschätzt, ist wie wirkmächtig das Erzählen von Geschichten sein kann – deswegen haben wir einen Blick nach Irland geworfen. Dort hat die Bevölkerung in einer Volksabstimmung am 25. Mai entschieden, dass auch irische Frauen ein Recht auf Abtreibung haben sollen. Die Kampagne der Kirche und der konservativen Kräfte dagegen war hart und mächtig – doch noch mächtiger waren die persönlichen Geschichten der Frauen, die unter der bisherigen Gesetzgebung zu leiden hatten. Aoibhinn Ní Shúilleabháin erzählt uns, wie es war, an der „Yes“-Kampagne beteiligt zu sein und als „Mörderin“ beschimpft zu werden und wie dennoch die Iren, die bis heute zu über 70 Prozent katholisch sind, sich entschieden haben, das Abtreibungsverbot aus ihrer Verfassung zu streichen. Entscheidend – sagt Aoibhinn – waren die Geschichten.

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Susanne Klingner
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Katrin Rönicke

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Lila102 Weiblich, älter, liebend

Auch wenn es in Filmen, Liedern, Serien und Büchern viel über die Liebe geht, steht die Liebe, die ältere Frauen leben, eher selten im Fokus. Barbara Streidl ist auf Spurensuche gegangen, in Literatur und Serien, und hat mit einer alten Frau gesprochen.

In Doris Lessings „Und wieder die Liebe“ wundert sich eine 65-jährige Frau, dass sie nach 20 Jahren plötzlich wieder liebt. Neu liebt. Das geht auch der Protagonistin in Hedwig Dohms Novelle „Werde, die du bist“ so. Isabel Rohner, Hedwig-Dohm-Spezialistin, erzählt, wie die Autorin (die übrigens die Großmutter von Katia Mann war) sich für Frauenrechte eingesetzt hat: „Die Menschenrechte haben kein Geschlecht“, so einer ihrer prägnanten Sätze. Und dass das Team, das für die Serie „Grace and Frankie“ verantwortlich zeichnet, fast nur weiblich ist, sagt Susanne Klingner in diesem Podcast. Zuletzt gibt’s noch einen Buchtipp: Liv Strömquist hat wieder eine Graphic Novel gemacht: „Der Ursprung der Liebe“.

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Barbara Streidl
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Susanne Klingner
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Isabel Rohner

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Produktion und Konzept: Barbara Streidl

Musik: Derek Singleton

Das Stück „Autumn leaves“ ist von Slim Jazz, erschienen auf der CD „Nice old tunes“ (2018) (www.slimjazz.de); die Musik kann hier online erworben werden.

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Lila101 Margarete Stokowski und Svenja Flaßpöhler streiten über #metoo und „Die potente Frau“

In dieser Folge lassen wir streiten! Und zwar Svenja Flaßpöhler, Autorin der Streitschrift „Die potente Frau“ und Margarete Stokowski – die beiden trafen sich in Berlin bei einer Abendveranstaltung im Ullstein-Haus – und wir durften mitschneiden!

Svenja Flaßpöhler sieht sich selbst als Feministin. Die Autorin und Chefin des Philosophie-Magazins hat aber ein Problem mit dem – wie sie sagt – „Hashtag-Feminismus“. Dieser Begriff deckt Kampagnen wie #Aufschrei oder #metoo ab, die Flaßpöhler alle kritisiert. Für sie stecken dahinter Debatten und Erzählungen, die Frauen „infantilisieren“, statt zu ermächtigen. Was Flaßpöhler stattdessen will ist: „Frauen in die Potenz bringen“.

Margarete Stokowski sieht das ganz anders. Für sie sind sowohl #aufschrei, als auch #metoo Momente der Ermächtigung gewesen und Treiber einer wichtigen Veränderung in der Gesellschaft: Frauen schweigen nicht mehr. Den Vorwurf Flaßpöhlers, der „Hashtag-Feminismus“ würde Frauen nur wieder zu Opfern machen, weist sie zurück.

Ein Abend, an dem es kontrovers zuging und auch aus dem Publikum kamen noch viele wichtige Einwürfe – einer davon vorgetragen von Thea Dorn.

Wir danken dem Ullstein-Verlag für die Erlaubnis, das Gespräch mitzuschneiden und wir wünschen euch eine angeregte Stunde mit einem spannenden Schlagabtausch! Schreibt uns gerne in die Kommentare, was euch zu der Debatte durch den Kopf geht! Diskutiert mit uns, wie ihr die Sache seht 🙂