Prostitution – oder Sexarbeit? Selbstbestimmung oder Ausbeutung? Ein Job wie jeder oder kein anderer? Kaum ein Thema spaltet die (feministische) Debatte so wie dieses. Katrin Rönicke und Barbara Streidl diskutieren in dieser Folge über die Definition, den Kapitalismus, das nordische Modell und die Verknüpfung von Sex als Ware mit der Care-Arbeit.
„Prostitution bedeutet, dass erwachsene Menschen anderen erwachsenen Menschen sexuelle Dienstleistungen gegen Entgelt anbieten. Prostitution ist für diejenigen Menschen, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten, eine Arbeit bzw. Sexarbeit.“ (Sonja Dolinsek)
In das Gespräch fließen Statements von Antje Langethal, Sprecherin der Arbeitsgruppe Frauenhandel und Prostitution bei Terre des femmes, der Sexarbeiterin Mademoiselle Ruby und Sonja Dolinsek ein, die über „Frauenhandel, Sklaverei, Sexarbeit: Transnationale Politiken über „sexuelle Arbeit” in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ promoviert, sie ist auch Gründerin des Blogs „menschenhandel heute“.
Ilan Stephani ist Sexarbeiterin gewesen. Das ist lange her. Sie hat dabei so viel gelernt, dass sie 2017 ein Buch darüber herausgebracht hat. In „Lieb und teuer“ seziert sie die Vorstellungen über Sex in unserer Gesellschaft, die Macht & (Doppel-) Moral.
Eigentlich ist sie aus einer Mischung aus Neugier und Protest in der Sexarbeit gelandet, mit all den Vorurteilen, die auch viele andere in der Gesellschaft über Prostitution, Bordelle und Freier haben. Damals lernte Ilan Stephani so viel über das Leben, unsere Geschlechterbeziehungen, die Sehnsüchte, Sex und Macht, dass es sie auch zehn Jahre später noch umgetrieben hat und schließlich hat sie ein Buch geschrieben, in dem ihre Erfahrungen nachgelesen werden können.
Katrin hat Ilan einen Besuch abgestattet und mit ihr lange, ausführlich und sehr tief über Dreidimensionalität, Sozialisation, Befreiung, Patriarchat, Gewalt, Vorurteile, Rollen und vieles mehr gesprochen.
Susanne und Katrin präsentieren einen Kessel buntes: Katrin berichtet vom taz.lab und warum sie dort nicht sehr viel mitbekommen hat (aber sehr viele Promille von dort mitgenommen). Susanne hat Renate Schmidt interviewt und die erweitert die bislang vielleicht etwas unfaire Perspektive auf die Geschlechterpolitik des Gedöns-Altkanzlers.
Außerdem: Die Anstalt über Feminismus – eine Antwort auf die komische „Debatte“ in der „Welt“. Linda Owens Forschung über Höhlenmenschen, die gleichberechtigter lebten als wir heute. Nochmal #regrettingMotherhood, diesmal erweitert um #regrettingFatherhood. Bitches in Business und andere tolle feministische Parodien auf Youtube. Das Ende der Femen und zwei Bücher, die uns richtig gut gefallen haben.
Und sorry für die Soundqualität. Wir arbeiten dran – promise! Als Trostkeks gibt es in dieser Folge am Ende eine Menge hüftschaukelgeeignete Beats. Miau!
Was hat Luise F. Pusch geritten, als sie im Rahmen des Germanwings-Absturzes eine Quote für das Cockpit forderte? Wie soll das gehen: Staatliche Prostitution? Ist das gut? Oder seltsam? Und warum muss eigentlich immer darüber geurteilt werden, wenn es um Prostitution und das Kopftuch geht? Irgendwie drehen ja bei beiden Themen so manche am Rad und bangen um die Freiheit und die Schutzlosigkeit der Frauen, aber stimmt das denn? Dr. Meltem Kulaçatan sagt nein und erklärt, dass man sich auf viele Weisen für die Rechte von Frauen einsetzen kann. Zum Beispiel wie die Moderatorin Rima Karaki, die einem sogenannten „Gelehrten“ einfach das Mikro abdreht, als der sich weigert, sie zu respektieren, oder wie die jungen afghanischen Männer, die sich aus Solidarität Burkas anziehen…
Wir sprechen außerdem über die Frauen, die gegen den IS kämpfen – es sind 7.500! auch davon hört man hier kaum etwas. Und über Uber, das Unternehmen mit dem man statt eines Taxis herumfahren kann. Uber will nämlich unbedingt mehr Fahrerinnen. Warum wieso weshalb? Hört einfach zu.
In der Publixphere wurde intensiv über ein mögliches Prostitutionsverbot debattiert; Anwaltskanzleien bauen nach wie vor Gender-Trouble; Maria Wersig bringt Recht und Geschlecht unter einen Hut und hat zur Geschichte des Ehegattensplittings promoviert; Sookee zeigt, wie Solidarität gelebt wird – und bringt uns Tice sowie viele andere tolle Menschen; wer spielen will, muss sich vor Gender-Stereotypen in Acht nehmen – sowohl am Computer, als auch im Kinderzimmer – aber es gibt Hoffnung; und Prinzessinnen könnten mal in der Realität ankommen. Außerdem zum ersten Mal: Eine Leseliste am Ende der Shownotes! Viel Spaß mit all dem Lesekram, mit der Musik und natürlich beim Zuhören 😉