Bonus: Drei Fragen an Monika Schwarz-Friesel

In dieser Bonus-Sendung zu „Antisemitismus im Feminismus“ veröffentlichen wir die Antworten auf die Fragen: Wie zeigt sich moderner Antisemitmus, wie unterscheidet man ihn von Israel-Kritik und was raten Sie unsicheren Menschen? – in ungekürzter Form.

„Wir können sehr genau unterscheiden: Wann ist ein Text legitime Kritik und wann werden Stereotype benutzt, finden Dämonisierungen statt…“. In dieser Bonus-Sendung geht es um den unikalen Fokus auf Israel (Kriterium Nr.1), um Hyperbeln (Kriterium Nr. 2) und um Fiktionen (Kriterium Nr. 3) und darum den Mut zu haben, diese Dinge anzusprechen.

 

Links und Hintergründe

 

Lila Podcast unterstützen
Lila Podcast bei iTunes abonnieren und bewerten

One thought on “Bonus: Drei Fragen an Monika Schwarz-Friesel”

  1. Hallo liebe Katrin,

    eigentlich hatte ich jetzt die letzten Tage eine Word-Datei erstellt und viel hineingeschrieben. Darin befanden sich Kommentare zur Kritik am Zionismus, BDS, Israel (Likud) und Gedanken zur Situation jüdischer Menschen Ende des 2. Weltkriegs. All diese Worte bezogen sich ausschließlich auf das, was Frau Schwarz-Friesel in der 77. Folge des Lila-Podcasts gesagt hat. Jetzt, nach dem Hören der Bonus-Folge habe ich mich dazu entschieden, diesen (etwas längeren) Kommentar nicht mehr hier zu posten, denn nach den ungekürzten Ausführungen haben fast alle Fragen beantwortet, die ich versucht habe zu bearbeiten. Daher möchte ich dir sehr dafür danken, dass du dieses Gespräch ungekürzt veröffentlicht hast, da so jede Menge Missverständnisse aus dem Weg geräumt sind, über die ich stolperte.

    Lediglich einen Gedanken zum Zionismus und seiner Bedeutung für jüdische Menschen nach 1945 möchte ich hier teilen, weil er die (auch von mir) viel kritisierte Politisierung einer Religion einen positiven Aspekt einräumt, über den in meiner Wahrnehmung oft nicht gesprochen wird. Dies ist ein Zitat aus meiner Word-Datei und daher stilistisch nicht ganz passend, also nicht wundern. Darin enthalten ist eine sehr knappe Vorstellung meinerseits, damit du weißt, mit wem du es zu tun hast.

    Zitat

    Kurz zur Einordnung meiner Person: Ich bin 33 Jahre alt, sehe mich als Kritiker (nicht Hasser!) des Feminismus‘, studiere Sonderpädagogik auf Lehramt an der Goethe Universität in Frankfurt und habe die Jahre vor meinem Studium im Arbeitsalltag verbracht.
    (…)
    Eine Kritik, die ich am Antizionismus habe, ist die Außerachtlassung des 2. Weltkriegs. Der psychologische Einfluss dieser Zeit und die Notwendigkeit ein Refugium für jüdische Menschen zu finden wird selten bis überhaupt nicht bei den Kritikern des Zionismus‘ beachtet. Nach dem Sieg über die Nazis war es für Juden weltweit keineswegs klar, ob sie sich noch in Gefahr befanden oder sicher sein konnten, dass das Monster wirklich besiegt ist. Wer zu dieser Zeit als Jude lebte (gerade in Europa), der tat gut daran den zionistischen Denkern zu folgen. Sie waren die einzigen, die eine Antwort auf eine Frage anboten, die zu der Zeit vermutlich nicht einmal artikuliert werden konnte – „Gibt es einen Platz für mich, wo man mich nicht töten will?“. Klar gab es ein großes Bündnis gegen die Deutschen, aber Juden haben auch in diesen Ländern Antisemitismus erfahren (z.B. Russland). Was blieb diesen Menschen anderes übrig, als sich den Zionisten zuzuwenden? Hätten sie in Europa bleiben sollen? Hätten sie sich nach der Eruption jahrhundertealtem Hasses beruhigt zurücklehnen sollen? Sich den Zionisten anzuschließen war keineswegs eine dumme oder besonders radikale Idee. Die Zionisten dieser Zeit hatten allen Grund ihre Überzeugungen bestätigt zu sehen. Ich glaube, dass jeder Mensch, egal wie gebildet er sich glaubt, von der Komplexität des Palästina-Israel-Konflikts überfordert sein muss. Soll man den Zionismus und dessen Anteil an der Siedlungspolitik Israels kritisieren? Ja. Aber bitte fair und mit Verstand, sowie mit Respekt vor der Geschichte und der Lebenswirklichkeit der Menschen, die man kritisiert. Auch bitte ohne eine Glorifizierung der Hamas.

    Zitat Ende

    Jetzt bin ich kein Historiker und an diesen Aussagen gibt es bestimmt auch einiges zu kritisieren. Ich versuche hier nur die Hysterie etwas einzudämmen, die von antizionistischen Haltungen oft verbreitet wird. Wir reden hier nicht (!) von Nazis, wenn wir über Zionisten reden. Ehrlich gesagt frustriert es mich immer wieder, wenn die israelische Außenpolitik mit der der Nazis verglichen wird. Manchmal gipfelt es sogar darin, dass Palästina als „Freiluft-KZ“ oder ähnliches bezeichnet wird. Damit delegitimiert sich sämtliche Kritik an Israel, aber das hat Schwarz-Friesel wesentlich elaborierter und fachkundiger angesprochen als ich.

    Warum speziell Juden oft härter für schwierige politische Entscheidungen kritisiert werden als andere Staaten, erkläre ich mir bislang damit, dass es so eine Art „Heiligenpflicht“ zu geben scheint. Ich glaube, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung so etwas gibt. Wer einmal Opfer eines großen Verbrechens wurde, darf sich selbst keine zweifelhaften Taten erlauben. Er muss immer und ständig den hohen moralischen Anforderungen genügen, die „wir“ an „Unschuldslämmern“ stellen. Jetzt waren jüdische Menschen am Antisemitismus niemals schuld, genauso wenig wie an der Schoah. Sie waren per Definition Unschuldige. Wenn jetzt ein Mensch aus dieser „Gruppe“ eine Straftat begeht, wiegt diese in der Wahrnehmung zigfach schwerer, als wenn jemand ohne „Opferstatus“ diese begeht. Damit ist Juden eine doppelte Bürde auferlegt. Nicht nur sind sie mit der traumatisierenden Geschichte belastet – man verlangt eine „weiße Weste“. Dies ist ein Prinzip, worunter nicht nur jüdische Menschen leiden müssen. Jedes Opfer, welches medienwirksam inszeniert wurde, wird härter bemessen als jeder andere Mensch. Das sehen wir zum Beispiel an Natascha Kampusch, welche sich übelste Beschimpfungen gefallen lassen muss. In den Augen der Öffentlichkeit ist man also gezwungen, immer frei von moralischen Widersprüchen zu handeln und zu reden, weil man sonst direkt alle Gunst verliert. Als seien diese Menschen das Privateigentum anderer für das Privileg bemittleidet zu werden. (Ja, das ist tatsächlich ein Hauch Zynismus, der da mitschwingt.) Dies ist eine Form der Entmenschlichung.

    Zum Schluss möchte ich dir hier für Folge 77 und deren Bonus herzlich danken. Es wäre toll, wenn viele, viele Menschen den Weg auf diese Seite fänden.

    Auf ein friedvolles Miteinander 🙂

Schreibe einen Kommentar zu DeeperSight Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert