Lila071 Libertine, Aretha, Judith und Jack: ein Kessel Buntes

Katrin hat Barbara in München besucht, am Küchentisch haben wir über lauter Kulturthemen gesprochen: Das relativ neue Libertine-Magazin, das Buch von Jack Urwin, „Boys don’t cry“ und das Buch von Liv Strömquist, „Der Ursprung der Welt“.

Zu Anfang hält Barbara zwei Lobeshymnen, eine auf Aretha Franklin, die gerade 75 geworden ist, und dann auf Judith Holofernes, die nicht nur Musik macht, sondern sich politisch engagiert. Mitten drin geht’s dann noch um die Zukunft der Liebe und auch um das, was manche „Merkel-Feminismus“ nennen.

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Barbara Streidl
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Katrin Rönicke
Intro: CC-BY-NC-ND ProleteR “April Showers” http://proleter.bandcamp.com/

 

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31 thoughts on “Lila071 Libertine, Aretha, Judith und Jack: ein Kessel Buntes”

        1. Immerhin kommt in der Übersetzung das Wort „Flugzeug“ vor. Manche Übersetzungen haben ja gar nicht mehr mit dem Originaltitel zu tun. Beispiel „Meine Braut, ihr Vater und ich“ (Meet the Parents) oder „Der weiße Hai“ (Jaws). Na ja…

  1. Zu Jack Urban habe ich eine Frage: sein Vater ist in den 50ern gestorben, er selbst wurde 1992 geboren. Wo ist da mein Denkfehler?

    Danke für das Füllen der 40 Jahre
    Christoph

  2. Zur Debatte um die männliche Sexualität würde ich (als Mann) gerne anmerken, dass ich persönlich und auch andere männliche Freunde von mir, schon mehrfach Frauen kennengelernt haben, die gerne erniedrigt werden und aggressives Verhalten innerhalb der Sexualität eingefordert haben. Bishin zur Forderung ins Gesicht gespuckt und beleidigt zu werden. Ich, sowie meine Freunde, waren davon schnell überfordert und konnten mit dieser Art der Sexualität überhaupt nichts anfangen. Im Gespräch über Sexualität mit anderen Männern bin ich häufig über Aussagen, dass sie gerne eine viel zärtlichere Sexualität leben würden, als ihre Partnerinnen es wünschen, gestolpert. Damit will ich jedoch nicht sagen das Kaddas These komplett von der Hand zu weisen ist.

    1. hallo,
      danke für deine Anmerkung, dass sich viele Männer eine zärtlichere Sexualität leben würden! das ist nämlich tatsächlich etwas, das kaum thematisiert wird! ich glaube, da braucht es eine weitere These und ich finde das ganze Feld irgendwie immer spannender 🙂

    2. Hallo,

      Kann mich Ali nur anschließen. Meine Wünsche, Phantasien, bisherigen Erlebnisse gehen eher in die Richtung: viel Küssen, Lecken und weiblicher Orgasmus. Aber spätestens hier wird es mir dann doch zu privat….

      Frauen schlagen? Andere Menschen schlagen? Habe ich so gar keine Lust drauf! Und gerade im Bett geht doch ohne beiderseitigen Spaß gar nix.

      Gruß
      Christoph

    1. Hallo Menschen,
      ich musste jetzt schon länger über Katrins taz Beitrag nachdenken. In dem Zusammenhang bin ich über einen Dipl-Psych Stefan Zettl gestolpert, der einen kurzen Text über männliche Sexualität geschrieben hat:
      https://www.google.de/url?q=http://www.stefan-zettl.de/pdfs/forum04.pdf&sa=U&ved=0ahUKEwigssGH8oPTAhVFrRQKHTRDCsMQFggWMAQ&usg=AFQjCNE0Aplh-DVwiT9IALaAFvo5UnXFJw

      Was ich interessant fand: Er sagt, nachweisbar seien im Wesentlichen zwei Unterschiede zum sexuellen Erleben von Frauen, nämlich eine größere „Masturbationserfahrung“ bei Männern und eine größere Tendenz zu unpersonaler Sexualität (z.B. „Casual Sex“).

      Mein Gedanke:
      Prostitution, Pornographie, Sexdolls,…. – ist nicht der Mangel (wenn es denn ein Mangel ist) an Personalität ein verbindendes Merkmal?

      Angenommen, es sei jetzt so, dass (aus irgendwelchen Gründen) für viele Männer Sexualität auch mit wenig oder ganz ohne zwischenmenschlichen Kontakt funktioniert. Bietet der Verzicht darauf dann nicht einfach offensichtliche Vorteile? Die Kontrolle behalten, und nicht scheitern können, ist ja ersteinmal angenehm und verschafft einem Sicherheit.

      Klar, nur eine Privattheorie, gebe ich auch nicht viel drauf. Aber gerade was das „Kontrolle behalten“ angeht erkenne ich mich durchaus selbst wieder.

    2. Zu Walter Hollstein, den Autor des von dir genannten FAZ-Artikels, habe ich ein nicht unproblematisches Verhältnis. Ich kenne sein Buch „Was vom Manne übrig bleibt“, in dessen Tenor ja auch dieser Artikel ist. Ich mag die Opferhaltung nicht – weder in die eine noch in die andere Richtung.

  3. Hey,

    ich wollte nur kurz dalassen, dass ich erst gerstern auf euch und euren wuderbaren lila Podcast aufmerksam wurde. Jetzt habe ich schon drei Folgen gehört und erfreue mich an eurer ruhigen und überlegten Art, an spannendem Input und das euch oft die gleichen Themen beschäftigen wie mich.
    Ich werde euch jetzt erst mal binge podcasten ; )

  4. Wenn ich einen kleinen Tipp geben dürfte, „Urwin“ spricht man auf EN nicht mit dem deutschen „W“ aus, sonst hört es sich wie den englischen Nachnamen „Irvin“ aus, ich hatte zunächst „Irvin“ verstanden. Wenn Susanne sich an die erste Szene im Film Full Monty erinnert, die Jungs überqueren einen Kanal mittels eines halb unterm Wasser liegenden Autos, DA hatte ich meinen ersten Job, 1981-1982, Techniker im Ingenieurbüro, Demolierung von alten Industrieanlagen, z.B. Kokereien, Stahlwerken (Stichwort: Thatcher Jahre). Ich wurde in Sheffield geboren und bis zum Alter von 17 lebte und Ja, „Man Up“ fasst die damalige Auffassung der Männlichkeit zusammen, sonst „you’re a puff“, „puff“ wird nicht mehr gebraucht, aber ähnelt Weichei , noch mehr Schwüchtel. Dank(?) einem solchen Hintergrund ist es nicht schwierig, die Vorteile des Feminismus auch für Männer zu schätzen.

    1. @Peter
      Danke für deinen Kommentar, und leider kann ich mich an den Kanal in „The Full Monty“ nur mehr schemenhaft erinnern. Freue mich aber über die Verknüpfung zu deiner Biografie.
      Ach, und ich bin Barbara – nicht Susanne.

  5. Hallo Katrin,

    ich sag jetzt mal Du, auch wenn ich auf facebook „Sie“ geschrieben hatte, weil ich auf Blogs eigentlich immer Du sage. Hoffe, das passt.

    Lustig, gestern hat mir eine Freundin erzählt, daß sie den Lila Podcast so gut findet, und ich hatte ihr dann von dem taz-Artikel erzählt, und daß Du auf meine (kritische) Reaktion auf facebook geantwortet hattest ( https://www.facebook.com/tobias.schwarz/posts/10156084305379062 ). Und heute schrieb sie mir dann, daß Du in dieser Episode des Podcasts nochmal auf die Sache eingehst, das könnte ich mir ja mal anhören. Also hab ich mal reingehört.

    Wie auch schon auf fb geschrieben, ich glaube, das Problem mit dem Artikel ist nicht so sehr das #notallmen, sondern die quasi-explizite Normierung weiblichen Begehrens als gut, resp. besser als das männliche. Das machst Du nach meinem Empfinden ja auch hier im Podcast – sorry – auch wenn Du dabei die ganze Zeit erklärst, daß Du es gerade nicht tust. Das ist an sich schon ein interessantes Wahrnehmungsphänomen, finde ich. Vielleicht hilft das auch, die von Dir ja offenbar als ungewöhnlich empfundene Reaktion auf den Artikel zu verstehen.

    Du sagst: „lass es uns bitte aus allen Winkeln betrachten, aber erklärt werden muß die *Problematik* bitte schon“: die *Problematik*, nicht nur das Phänomen. Das ist das Problem an der Sache, der bekannte „implizite Bias“… Erika Lust macht nicht nur Pornos für ein *anderes* Begehren, sie macht *bessere*.

    Du magst ja offenbar Emily Nagoski – dann wirst Du ja auch gelesen haben, daß sie versucht, die ihrer Meinung nach stattfindende implizite Problematisierung weiblicher sexueller Erregung als nicht richtig (also in ihrer Formulierung: „nicht spontan“) als falsch anzusprechen. Siehe ihren Artikel zu „Flibanserin“ in der NY Times. Und ihr Buch „Come As You Are.“

    Und letztlich machst Du aus meiner Sicht das, was sie da in Bezug auf weibliche Erregung anspricht, in Bezug auf männliche. Du problematisierst im Hinblick auf einen Referenzpunkt. Und das machst Du ja nicht allein, das ist ein Grundproblem der ganzen Gender-Diskussion. Und es ist leider eines, das eine *wirkliche* Diskussion verhindert.

    Ich finde die Fragen, die Du gerne stellen willst – die ja auch schon gestellt werden, aber mehr wäre natürlich besser – warum sich Sexualitäten wie unterscheiden, welche unabhängigen und welche abhängigen Variablen (Biologie, Soziologie/Gender, Psychologie, etc) gibt es für die Entwicklung, wie kann man überhaupt über Variablen reden, wenn ja alles „embodied“ ist – sehr wichtig. Aber es muß klar sein, daß sie nicht auf einer schiefen Ebene gestellt werden. Und selbst ein für Schieflage sorgendes Gewicht zu sein, ist für die meisten Feministinnen offenbar einfach nicht vorstellbar. Sind sie aber (mittlerweile). Herzlichen Glückwunsch! Willkommen im Establishment 😉

    Und noch ein Einwurf, der in die gleiche Richtung geht: wenn Jack Urwin’s „patriarchy hurts men too“-Buch Laurie Pennys (niedergeschriebene) Sicht auf Männlichkeit spiegelt (und so hört sich das für mich an, habe das Buch noch nicht gelesen), dann wird er genau wie sie (und so viele andere Feministen/innen) an einer entscheidenden Stelle einen blinden Fleck haben. Einen Fleck, der von Julia Serano in „Yes Means Yes“ von Jessica Valenti und Jaclyn Friedman folgendermaßen ausgeführt wird:

    „Any attempts to critique men for being sexually aggressive, or to critique women for fulfilling the role of sexual object, will have a very limited effect. These tactics, after all, fail to address the crucial issue of demand. So long as heterosexual women are attracted to men who act like aggressors, and heterosexual men are attracted to women who act like objects, people will continue to fulfill those roles. In contrast, critiques that challenge why individuals desire stereotypical “sex objects” and “sexual aggressors” seem to me to get closer to the root of the problem. I have heard many feminists critique men who prefer women that fulfill the sexual object stereotype. Many of these critiques (rightfully, I think) suggest that the man in question must be somewhat shallow or insecure if he’s willing to settle for someone whom he does not view as his intellectual and emotional equal. What I have seen far less of are critiques of women who are attracted to sexually aggressive men. Perhaps this stems in part from the belief that such comments might be misinterpreted as blaming women for enabling the sexual abuse they receive at the hands of men. While I can understand this reluctance, I nevertheless feel that it is a mistake to ignore this issue, given the fact that many men become sexual aggressors primarily, if not solely, to attract the attention of women. In fact, if heterosexual women suddenly decided en masse that “nice guys” are far sexier than “assholes,” it would create a huge shift in the predator/prey dynamic.“

    Schönes Wochenende!

    1. hej. danke für die Ausführliche Darlegung. es sind einige Punkte drin, über die ich jedenfalls nachzudenken habe. danke auch dafür.

  6. Also ich liebe euren Podcast sehr, aber eure Empfehlungen sind einfach zu gut. Ich bin jetzt arm, werde aber die Zeit bis ich mir wieder leisten kann den Podcast zu hören mit vielen guten Magazinen und Büchern verbringen.

  7. Danke für den tollen Podcast – ich bin auch Neuling hier, nachdem ich lange Zeit gezögert habe. Ich tu mich immer schwer damit, meinem gewohntem Hörrepertoire etwas hinzuzufügen – und wie so oft, ärgere ich mich auch in diesem Fall, nicht schon viel früher das Zaudern überwunden zu haben.

    Es stimmt leider sehr, dass auf Youtube Stereotype überbetont gegenwärtig sind. Aber ein paar erfreuliche Ausnahmen gibt es dann doch. Insbesondere Cold Mirror sei genannt, die regelrechten Kultstatus genießt.
    Spannend (aber auch sehr anstrengend) finde ich auch Olga Says, die geradezu aggressiv weibliche Stereotype überzeichnet und den Mut zur (vermeintlichen) Hässlichkeit zeigt und sich auch stereotyp männliche Verhaltensweisen zueigen macht.
    Auch interessant finde ich Kelly MissesVlog, die zwar sicherlich auch einige Klischees bedient, sich aber überhaupt nicht auf irgendwie geschlechterspezifische Themen konzentriert, sondern einfach so ihr Ding macht und sogar auch ab und zu mal sexistische Kommentare thematisiert. Tiefgründig ist das nicht, aber innerhalb der Zielgruppe ist sie wahrscheinlich für viele eine bereichernde Abwechslung zwischen männerdominiertem Gaming-Content und eindimensionalen Beauty-Channels – zumal sie für eine deutsche Youtuberin erstaunlich erfolgreich ist.

    Bei der Diskussion über die sehr besonderen Formen von Sexualität von Männern hat sich mir die Frage gestellt, ob das wirklich so sehr „männliche Auswüchse“ sind. Wenn man davon ausgeht, dass unsere Gesellschaft weibliche Sexualität eher tabuisiert („darüber spricht eine anständige Frau nicht“) und männliche Sexualität eher extrovertiert demonstriert wird (weil Potenz und so), dann ist ja denkbar, dass viele merkwürdig erscheinende sexuelle Praktiken für manche Frauen auch interessant wären, wenn sie nicht in ihrer Geschlechterrolle der Zurückhaltung daran gehindert wären, das zu erforschen. Gleichzeitig ist dann natürlich ein übertriebenes Ausleben gewisser Neigungen bei Männern wahrscheinlich, was dann im Gesamtergebnis diese Sexualpraktiken als besonders absurd erscheinen lässt.
    Was die Objektivierung im Zuge der Sexualität angeht, finde ich immer schwer, wo ich welche Grenzen ziehen soll. Natürlich richtet sich meine Begierde auf ein Objekt (in dem Sinne, dass ich das Subjekt bin) und natürlich reduziere ich dabei auch Persönlichkeiten auf sexuelle Reize. Aber reduziere ich deshalb eine bestimmte Frau insgesamt oder gar „die Frau“ auf ihr Dasein als Sexobjekt? Sicherlich lässt sich das einigen Männern im Umgang mit Frauen vorwerfen, aber nicht selten kennen auch diese Menschen Frauen, mit denen sie ganz normalen freundschaftlichen Umgang pflegen – dass damit die Frau generell objektiviert wird finde ich dann eine schwierige Unterstellung.
    Ich halte es für zielführender, das problematische Sexualverhalten von leider zu vielen Männern gegenüber Frauen direkt mit der Machtfrage zu verknüpfen, anstatt den Umweg über Objektivierung zu gehen. Männer sind nunmal mit dem Stereotyp des Starken/Mächtigen belegt und viele haben es schwer, sich dem zu entziehen und einige nutzen dieses Bild aus. Und um Macht über jemanden auszuüben, muss ich nicht dessen Persönlichkeit ausblenden – womöglich ist es sogar umso bestätigender, wenn man sich als „der Stärkere“ in der Beziehung von zwei Personen erweist (bzw. zu erweisen glaubt).

    1. Sehr spannend, was du schreibst. Und vor allem das, was du zuletzt über die „Machtfrage“ schreibst – da können wir echt mal eine ganze Stunde drüber reden.

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