Lila113 Feministische Jungs großziehen

Neue Männer braucht das Land? Aber wie werden aus kleinen Jungs erwachsene, feministische Männer? Ein Jahr nach unser Sendung zur Frage, wie man feministische Mädchen erzieht, machen sich Katrin Rönicke und Susanne Klingner Gedanken zu den Jungen.

Denn vielleicht fällt den meisten Menschen dazu nicht viel mehr ein, als Jungen auch mal mit einer Puppe spielen zu lassen? Ja, das kann ein Anfang sein. Denn viele Eltern nehmen ihren Söhnen die Puppe oder den pinken Nagellack vorsichtshalber mal lieber aus der Hand, aus der Angst heraus, der Sohn könnte gemobbt oder schwul werden. (Klingt nach 1950, aber ist leider immer noch so.)

Wir haben nach Studien gesucht und sprechen über unsere Erfahrungen als zwei „Mädchen-und-Jungs-Mütter“. Und natürlich gibt es eine Menge Bücher- und Filmtipps.

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16 thoughts on “Lila113 Feministische Jungs großziehen”

  1. Hallo und wie immer Danke für den interessanten Podcast.
    Es wurde ja unter anderem angesprochen, warum es mittlerweile für Mädchen ok ist, männlich konnotierte Dinge zu tun, anzuziehen, etc.; wohingegen Jungen aber für weiblich konnotierte Vorlieben immer noch sanktioniert werden. Ich glaube, das hat damit zu tun, dass unsere Gesellschaftsnormen immer noch männlich sind. D.h. „männliche“ Eigenschaften sind insgesamt positiv besetzt und daher erstrebenswert, deswegen dürfen Frauen das natürlich auch anstreben.
    Wenn jetzt aber Jungen anfangen, „weibliche“ Dinge anzustreben, könnte das ja die Gesellschaft an sich ins Wanken bringen, weil es an männlichen Normen kratzt. Z.B. mal sehr vereinfacht gesagt, wenn Fürsorge/Emotionalität/Zusammenhalt auf für die Gesellschaft auf einmal einen wichtigeren Stellenwert bekommt als Geld/Karriere/Wettbewerb, dann haben die bisherigen patriachalischen Machthaber halt was zu verlieren.

    Ansonsten finde ich noch bei der feministischen Erziehung von Jungs noch einen wichtigen Aspekt, dass schon mal für spätere Zeiten der Respekt für Grenzen, die von Mädchen/Frauen gesetzt werden beigebracht wird (das ist natürlich nicht nur Aufgabe der Eltern, sondern der ganzen Gesellschaft).

  2. Liebe Katrin, liebe Susanne,

    danke für die tolle Folge und für das tolle und wichtige Thema. Jetzt frage ich mich: was ist denn mit allen anderen Geschlechtern? Macht es noch Sinn unsere Kinder überhaupt binär zu erziehen? Und wann ist ein Junge eigentlich ein Junge? In meiner Traumvorstellung sollte Erziehung gender neutral geschehen. Das ist natürlich nicht mal so eben umzusetzen (vor allem nicht in Kitas und Schulen). Aber welches Geschlecht ein Kind hat, kann es ja eigentlich nur selbst bestimmen. Ihr habt in der Folge eine Frau(?) zitiert, welche, wie sie sagte, mit einem Sohn schwanger sei. Aber im Ultraschall sieht man ja vermutlich (nur) ein bestimmtes Organ. Man sieht nicht die Chromosomen und auch nicht ein Geschlecht.
    Für mich ist das ein wichtiges Thema im Feminismus. Vielleicht ist dazu ja eine weitere Folge mal interessant. Denn nur wir Erwachsenen sagen ja, ein Kind mit Vulva ist ganz klar ein Mädchen.
    Was denkt ihr?

    Herzliche Grüße
    Laura

    1. Hallo Tina,

      du meinst wahrscheinlich meine Tochter, weil ich das Thema Leichtathletik angesprochen habe. Es ist gar nicht so, dass sie nicht ins Leichtathletiktraining gehen wollen würde und Motivation bräuchte. Im Gegenteil: Sie liebt langes Laufen / Rennen, teilweise geht sie sogar mit meinem Mann laufen. Mein Punkt war, dass bei uns in Bayern Freizeitsport nicht über die Schule stattfindet (bei uns gab es damals alle möglichen AGs neben dem Unterricht, aber das war in Berlin (Ost)), sondern privat organisiert ist. Dadurch entscheiden ganz viel die Eltern wieder mit, welchen Sport ihre Kinder machen, und so landen die Mädchen beim Turnen und Ballett und die Jungs beim Fußball und Judo. Die Freundinnen meiner Tochter gehen zum Turnen, deswegen will sie da auch hin; und Leichtathletik hieße, jede Woche mindestens einmal 30 Minuten mit dem Fahrrad das Kind irgendwo hinzukutschieren…

      Ich muss wohl einfach geduldig sein, bis sie größer ist und allein zum Training fährt, dann kann sie immer noch in einen Leichtathletikverein gehen.

      Viele Grüße! Susanne

      1. Hallo, ja ich kann mich noch erinnern, dass bei uns (Bayern) rhytmische Sportgymnastik für die Mädchen das A und O war. Wir wohnten etwas außerhalb von Regensburg. In Regensburg selbst sah das anders aus, da gab es einen Sportverein, der ein Training für Kinder anbot, bei dem alle Sportarten bedient wurden: Mannschaftssport, Turnen, sogar etwas Akrobatik und Leichtathletik. Und heute kommt ja schon die ein oder andere gute Vereinsläuferin aus Regensburg.
        Hatte das „Weit weg“ im übertragenen Sinn verstanden 🙂

  3. Kleine Korrektur: Astrid Lindgren war eigentlich nie alleinerziehend. Sie wurde schwanger von einem verheirateten Mann, der sie sogar geheiratet hätte, was sie aber nicht wollte. Das Kind gab sie dann zunächst in eine Pflegefamilie, dann kurz zu ihren Eltern, heiratete und holte dann das Kind komplett zu sich. Das zweite Kind bekam sie dann mit ihrem Mann.

    Das Erstaunliche ist eben ihre Weigerung, einen Mann zu heiraten, von dem sie schwanger war.

    1. Aber der starb doch voll früh, oder? Erinnere ich mich falsch *grübel* – er war Alkoholiker und verstarb recht früh, weswegen sie dann schon alleinerziehend dastand und das Thema Alkoholsucht immer wieder in ihren Büchern auftaucht, etwas bei Madita. *grübel grübel*

    2. Ich hab nochmal nachgeschaut: Er starb früh, aber da war Karin dann wohl schon 18 Jahre alt. Du hast recht – komisch. Sie war in meinem Kopf als Alleinerziehende abgespeichert. Muss ich mal überschreiben 😉

  4. Dass Jungs irgendwann mal eine Phase haben, in der sie auf Glitzer, Rosa, Rüschen und Leuchtkram stehen, kann ich aus rein persönlicher Erfahrung auch bestätigen.
    Ich habe zwar keine Kinder, aber sieben Cousins und wir sind alle altersmäßig nicht so weit auseinander. Außerdem sind wir ziemlich eng zusammen aufgewachsen.
    Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir uns mit Glitzerschminke vollgemalt und die Rüschenkleider meiner Tante angezogen haben.
    Als die ersten dann in die Schule kamen, war das schlagartig vorbei und die Jüngeren wurden stark zurechtgewiesen, wenn sie es doch noch machten.
    Meine Schwester und ich wurden außerdem plötzlich von manchen Spielen ausgeschlossen oder durften bestimmte Gegenstände (etwa einen Ast, der als Schwert dienen sollte) nicht mehr benutzen, sondern sollten die Jungs vom Rand aus anfeuern.
    Wir wurden in eine ziemlich passive Rolle gedrängt und ich erinnere mich noch, wie sehr mir das missfallen hat, ich wusste dem aber auch nichts entgegen zu setzen.

    Kurz zu Harry Potter: Ich bin mit den Büchern aufgewachsen und liebe sie bis heute abgöttisch. Ich besitze unzählige Fan-Artikel und -Klamotten, außerdem hat die Reihe dazu beigetragen, dass ich meine Leidenschaft für’s Schreiben entdeckte und heute fließend Englisch spreche.
    Trotzdem bin ich nicht blind und kritikfrei.
    Abgesehen davon, dass JK Rowling schon ein sehr konservatives Familienbild vermittelt (die meisten Charaktere heiraten ihre erste Liebe, gründen eine Familie und bleiben für immer zusammen), fällt es schon auf, wenn in einer so großen Serie mit dermaßen vielen Figuren LGBT-Menschen nicht benannt werden.
    Dass Dumbledore schwul ist, hat die Autorin ja auch erst nach Abschluss der Reihe bei einer Lesung mal eben so raugehauen. Die meisten Menschen haben davon bis heute nichts mitbekommen und sind überrascht, wenn es zur Sprache kommt.
    Die größte Kritik gilt ja aber den aktuellen Phantastische-Tierwesen-Filmen.
    Der Regisseur hat verkündet, dass Dumbledores Sexualität nicht thematisiert wird, obwohl sie in dieser Timeline sogar eine wichtige und tragende Rolle spielt.
    Mir ist schon klar, warum: Man möchte, dass die Filme in bestimmten Ländern nicht auf dem Index landen, sondern schön im Kino laufen, damit die Kasse klingelt. Trotzdem ’ne blöde Nummer.
    Ich kriege das aber ehrlich gesagt ganz gut zusammen: etwas zu lieben und gleichzeitig mit manchen Sachen nicht einverstanden zu sein.

    1. Da hast du Recht. Die Phantastischen Tierwesen sind mir eh irgendwie suspekt, ich habe da das Gefühl, dass einfach sehr vieles verpasst wurde, was in den sieben zentralen Büchern noch Platz fand. Dass am Ende alles so heititei wird habe ich schon wieder verdrängt gehabt – aber du hast natürlich Recht! Ich war mega irritiert, als ich damals den sechsten Band fertig hatte. Was für ein seicht-klischeehaftes Ende für eine Geschichte, die SO BUNT war.
      Tatsächlich wäre noch mehr drin gewesen – aber die Reihe entstand wohl in einer Zeit, in der wir so weit noch nicht waren. Heute würde Rowling das vielleicht anders schreiben (daher auch das notwendige anfügen). So wie sie ja auch betont hat, Hermine könne sehr gut schwarz sein, das würde nirgendwo im Buch ausgeschlossen. Anstatt sie eben einfach schwarz zu *machen*… naja

  5. Hallo und danke für die schöne Folge. Susanne hatte kurz darauf hingewiesen, das mehr medienpräsente Frauen in MINT-Fächern wichtig wären und da ist mir sofort Mai Thi Nguyen-Kim eingefallen, die bei YouTube den Channel MaiLab betreibt und super gut Themen aus Chemie, Physik und Biologie erklärt und sich zusätzlich auch kritisch mit verschiedenen anderen Dingen auseinandersetzt. Vermutlich kennt ihr sie bereits, sie war auch bei der Halben Katoffl zu Gast. Meiner Meinung nach leistet sie wahnsinnig gute Arbeit und ist genau das wo von wir mehr brauchen!
    Liebe Grüße

      1. Das finde ich eigentlich auch.
        Allerdings hat mich ihr aktuelles Video zur geschlechtergerechten Sprache ziemlich enttäuscht, wie ich zugeben muss.
        Und was sie erwartet, ist mir auch nicht so ganz klar. Meine Freundinnen und ich wussten bereits was in den Kommentaren steht, bevor wir sie gelesen hatten.
        Menschen die dafür sind, werden sich sowieso nicht äußern – zumindest nicht in den YouTube-Kommentaren.

  6. Wichtiges Thema über das ich mir seit mindestens 18 Jahren regelmäßig intensiv Gedanken mache (Sohn 17½ , Tochter 25 – nicht mehr zu Hause.
    Eigentlich finde ich es sehr anschaulich mit (persönlichen) Beisielen zu arbeiten aber in dieser Folge kam dann wohl doch das eher junge Alter eurer Kinder zum tragen und die Weitsicht fehlt natürlich ein bisschen (logischerweise). Daher war mir diese Folge im Gegensatz zu vielen anderen (ich höre LP seit Folge 1) zu platt.
    Um im Stil der persönlichen Erlebnisberichte zu antworten, nur 1 Beispiel zum Thema ‚role model/Vorbild/vorleben):
    Ich bin die mit Abstand (undisputiert von allen Beteiligten) bessere Autofahrerin in unserer Partnerschaft, fahre 10 Jahre länger als mein Partner, war berufsmäßig jahrelang in der ganzen BRD unterwegs, parke in die kleinsten Parklücken ein, fahre mit Anhänger rückwärts, etc (you get the picture) , habe ihm auch Motorrad fahren beigebracht —- und —- wir haben komplett ‚vertauschte Rollen: ich fahre *immer*, mache Reparaturen, wasche das Auto (ein Bulli), organisiere TÜV, Versicherung (die läuft auf meinen Namen, d.h.: ich habe die unfallfreien Jahre), Reisen – kurzum, einfach alles was im traditionellen Sinn eine vertauschte Rollenverteilung wäre. So ist es bei uns seit 27 Jahren – von Anfang an. Diese Ausführlichkeit ist wichtig – weil: Beide Kinder (als sie noch im Grundschulalter waren) malten Bilder in denen wir im Bulli sitzen und ich auf dem Beifahrersitz; Papa fährt.

    1. Liebe Anne,

      danke für deine (frustrierende) Anekdote. Das stimmt schon, man kann auch einschränken: Eltern machen nur 1/3 aus, die Schule 1/3 und Freunde 1/3 – also je ein Drittel der Sozialisation und Prägung von Kindern.

      Tatsächlich erlebe ich bei den Kindergartenkindern noch das Gegenbeispiel: Der beste Freund meines Sohnes behauptet steif und fest, dass Kochen Männersache ist, weil zu Hause nur der Papa kocht. Ich werde beobachten, wie sich das vielleicht in den nächsten Jahren verändert, weil dann ja tatsächlich andere Bezugspersonen als die Eltern wichtiger werden (plus Medienbilder).

      Viele Grüße! Susanne

  7. Hallo zusammen,

    erstmal vielen Dank für euren unglaublich tollen Podcast! Bevor ich angefangen hab euch zu hören, hatte ich keine Ahnung von Feminismus. Inzwischen bezeichne ich mich selber als Feministin. Ihr gebt mir immer wieder neue Perspektiven auf die verschiedensten Themen und viel Stoff zum nachdenken und diskutieren. Also Danke!

    Eine Ergänzung zur Folge: Es gibt eine weitere Sportart, bei der Mädels und Jungs gemeinsam Sport machen – Voltigieren (Turnen auf dem Pferd). Ich habe als Kind/Judendliche selbst über 10 Jahre lang mit Begeisterung voltigiert und war dabei auch immer in gemischten Gruppen. Das ist in der Sportart auch üblich, von den Kindergruppen bis hin zur Weltmeisterschaft treten Mädels und Jungs in gemeinsamen Gruppen in den Wettbewerben an. Dabei gibt es auch keine Altersabgrenzungen, nur sportliche Leistungsklassen. Es sind stellenweise 10 Jährige mit 28 Jährigen in einer Gruppe, was auch nötig ist, da man für die Übungen immer starke tragende Personen und kleine Leichte Leute braucht, die hochgehoben werden. Nur bei den Einzelwettbewerben (die aber auch erst in den hohen Leistungsklassen ausgerichtet werden) wird zwischen den Geschlechtern getrennt.

    Falls ihr die Sportart nicht kennt, schaut sie euch mal an. Es ist ein kurzweiliger Sport, der immer schön anzusehen ist. Ich hab mal ein Video mit ein paar Impressionen rausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=FDObe2kr3Wg

    Liebe Grüße 🙂

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