LILA020 Gamergate, Pickup-Schrott und Nutteriche

Susanne hat Schnee und Katrin war auf dem 31C3 und fasst zusammen: Es dürften gerne mehr Frauen sein, aber Inklusion funktioniert schon super. Hier zeigen sich Nerds und Hacker von ihrer besten Seite. Ganz anders sieht es in Sachen Gamergate aus: Wir bequatschen, wie eine Youtuberin ihre Hater loswurde und was Pegida und Gamergate gemeinsam haben. Eine Sendung, in der es außerdem viel um Sex geht und wie gesellschaftliche Strukturen sich im sexuellen Miteinander festschreiben. Da wären die manipulativen Strategien der Pickup-Idioten; Prostition und Sexarbeit und der Sexstreik als politisches Mittel. Am Ende merkten wir selbst, dass wir dieses Mal so richtig kräftig das Patriarchat durchgequatscht haben.

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Katrin Rönicke
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Susanne Klingner
Intro: CC-BY-NC-ND ProleteR “April Showers” http://proleter.bandcamp.com/

 

Links und Hintergründe

#31C3 und Frauen in der IT

Gamergate-Trolle an ihre Mamis verpetzen

Pickup-Schrott und sexistische „Flirt“-Strategien

Was Prostitution und Sexarbeit über unsere sexistischen Geschlechterrollen verraten

Kenianische Männer im Sexstreik – Sex als Schlachtfeld im Patriarchat

Danke!

28 thoughts on “LILA020 Gamergate, Pickup-Schrott und Nutteriche”

  1. Schöner Podcast, vor allem, da das Thema bisher sonst nicht in meinem Podcast-Sortiment etc. vorhanden war.

    Ich finde eine Länge von mehr als einer Stunde kein Problem (Bin Neuhörer, verzeiht, falls ihr das bereits irgendwo abgehandelt habt). Bei dieser Folge dachte ich eher „Jetzt will ich schon auch die restlichen Themen hören“ 😉

    Kannst du/könnt ihr bitte in den Feed auch die Shownotes packen? So wie es bei Metaebene-Podcasts bspw. ist, das wäre echt klasse 🙂

  2. Wenn ich mir eure Unterhaltung so anhöre, dann merke ich wieder, dass diese Geschlechterrollen mir als Mann auch nicht wirklich gut bekommen. Ich habe das starke Gefühl, dass ich da vieles nicht bin oder auch nur sein kann, was von mir „erwartet“ wird.

    Wie immer, Danke für den schönen Podcast. Die monatliche Dosis feministischen Denkens tut doch immer wieder gut.

  3. Ganz ohne Wertung finde ich es spannend, wie schnell man ganz selbstverständlich das Mem aufnimmt, das Internet sei daran schuld, dass Menschen sich nicht mehr in die Tiefe informieren, Artikel nur anreissen oder überschriften lesen – ohne das Internet wären wir alle noch das tief gebildete und neutral Informierte Deutschland der 90er Jahre, das mit „das Boot ist voll“ letztendlich nur anders verklausuliert „Ausländer raus“ brüllte, als Pegida das heute macht. (sorry für die harte Zuspitzung) wie gesagt finde ich vor allem spannend, dass man den Schluss so intuitiv zieht, es ist doch allgemein bekannt. Wäre dem aber so, hätte sich niemals die BILD etabliert, hätte sich das Privatfernsehen nie etabliert, würde niemand 1live im Radio hören. Ich fürchte eher, dass wir durch das Internet deutlich wie nie sehen, wie groß die Bildungsmisere im Land ist, wie wenig Medienkompetenz viele haben… Anstatt hier in die Debatte einzusteigen, wird die nächste Strohpuppe aufgebaut – it’s the Internet, stupid!

    Auch ich möchte allerdings nicht enden, um mich wie immer für eine interessante und deutlich weniger polemische Folge zu bedanken 🙂

  4. Lieber David,

    ich hoffe, nicht so missverstanden zu werden, dass ich „die“ Internetdiskussionskultur für den Untergang aller Hochkultur verantwortlich mache – habe mich ja auch selbst gleich zu Beginn des Themas eingeschränkt, dass es unglaublich gute und tiefgreifende Angebote im Netz gibt, z.B. Publixphere. Es kommt halt immer darauf an, wo man sich rumtreibt. Die Podcast-Szene z.B. finde ich auch extrem angenehm, man kann viele tolle neue Sachen kennenlernen, sich in Themen eingraben, es wird sich nicht angeschrien.

    Und doch decken sich eigene Erfahrungen mit der Mediennutzungsforschung: dass die Nutzung des Internets recht flüchtig ist und die Bereitschaft, sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen recht gering. Klar, offline gehe ich auch nicht zu Stammtischen, die Meinungen vertreten, die ich absolut nicht teile. Und im Netz trifft man z.B. auf Nachrichtenseiten dann doch mal aufeinander. Auch Stammtisch-Sitzer haben selten den Wunsch, sich ihre Weltsicht und ihre Verschwörungstheorien durch komplexe Erklärungsansätze kaputt machen zu lassen. Und das Gefühl habe ich online eben auch oft: „Ich lass mir von dir nicht mein angenehmes Schwarz-Weiß-Raster zerreden.“

    Und wenn wir eine tiefergehende Auseinandersetzung zu allen möglichen Themen haben wollen, dann müssen wir es einfach selber machen, wa.

    Viele Grüße, Susanne

    1. Liebe Susanne, entschuldige nochmal, falls das hier falsch ankam – das ist wohl auch das Dilemma der Zuspitzung. Ich bezog mich in meinem Gedanken weniger auf da, was du gesagt hast, als auf spontane Assoziationen, die mir in dem Kontext in den Sinn kamen – Debatten die wir aus Talkshows und veröffentlichter konservativer Meinung kennen, die alles abwertet was im Internet geschieht. Ich wollte dir diese Argumentation nicht zuschieben sondern zum Ausdruck bringen, dass mir beim zuhören bewusst wurde, wie virulent dieses Narrativ an sich ist, dem wir in seiner Pauschalität wohl beide widersprechen würden.
      Generell setze ich hier wirklich sehr auf das Medium Podcast und hoffe, dass es weiterhin so plural und weltoffen bleibt, Einblicke in die Welt aus diversen Blickwinkeln bietet und den Diskurs aus meiner Sicht sehr produktiv voranbringt. Vielen Dank nochmal dafür

  5. Moin,
    ich habe euren Podcast gerade zum ersten Mal gehört (via wrint), hat mir gut gefallen, so dass ich nun die vorige Folge höre. Und wenn Fiona sagt dass Feedback gegeben werden soll dann bitte:
    zuerst danke für die Videos von neoParadise, die wären mir sonst entgangen 🙂
    Dem Bericht vom c3 entnehme ich, dass sich die Situation verbessert (?) hat im Vergleich zu den Sexismusvorwürfen vor 2 oder 3 Jahren. Ist das nur mein Eindruck oder entspricht das der Realität? Ich war leider nicht auf dem 31c3 und auch nicht auf der Konferenz (damals noch in Berlin) auf und nach der die Sexismusvorwürfe laut wurden. Habt ihr (bzw. Katrin) die Möglichkeit das zu vergleichen?
    Das Gamergate hatte ich weitgehend ignoriert als das in den Medien präsent war, „bei Mama anschwärzen“ gefällt mir. Das funktioniert bei den Mittdreißigern vermutlich auch.
    Nachdem der nrrrdz-Podcast nix mehr von sich hören lässt hoffe ich dass euer Podcast die Lücke füllt.

    Gruss, Dennis

    1. Lieber Dennis,

      willkommen 🙂
      ich selbst war erst 2013 so richtig auf einem Congress. aber was dort in Hamburg 2012 passierte scheint mir komplexer zu sein und den Sexismus-Vorwurf würde ich so nicht unterschreiben oder erheben. Ich habe mit einigen Leuten hinterher darüber gesprochen, was passiert ist und in meinen Augen wurde durch das Anschleppen der sogenannten „Creeper Cards“ ein Sexismus-Generalverdacht durch die Gruppe „Flauscheria“ geschaffen, der erst einmal ohne konkreten Vorfall auskam.
      Dann verfuhr man wohl nach dem Prinzip, das der gute holgi immer mit „wenn man nur einen Hammer hat, sieht halt jedes Problem wie ein nagel aus“ beschreibt: Man ging auf Leute los und verteilte Karten mit teilweise impliziter Gewaltandrohung.
      Eine Autistin schrieb über die ganze Sache in einer Weise, wie sie es dort wahrgenommen hat: http://tageshauschaos.blogspot.de/2012/12/29c3.html

      kurz: Ich halte diese ganze Creeper-Cards-Sache für eine Scheiß-Aktion. Ich stehe weder dahinter, noch hinter der Aussage, der 29C3 sei sexistisch oder gar der CCC als solcher! Sicher: Es gibt noch einiges zu tun, Awareness fällt nicht vom Himmel. alle können IMMER noch mehr lernen und gerade der Gender-Bias ist beim Congress einfach immer wieder zu beobachten. ABER: Ein pauschaler Sexismus-Vorwurf ist in meinen Augen extrem fehl am Platz.

      liebe Grüße
      Katrin

      1. Moin Katrin,
        danke für die Richtigstellung, ich hätte schwören können der 29c3 hätte in Berlin stattgefunden.
        Der verlinkte Bericht ist und dein Fazit decken sich glücklicherweise mit meiner Erfahrung vom 27c3, daher habe ich dem nichts hinzuzufügen 🙂

        Viele Grüsse,
        Dennis

      2. Hallo Katrin,

        ich war damals selbst Helferin bei dem Kongress (und auch vielen anderen) genau wie mein Freund. Wir waren damals doch sehr geknickt, als diese Sexismusdebatte auftrat und in Blogs Rund um das Thema plötzlich fleissig darüber geschrieben wurde, was das für ne schmutzige Veranstaltung sei und tralala.

        Mein Freund, welcher selbst im CCC Mitglied ist, und ich, sind uns darüber einig, dass es auch in der Hacker Community noch viel zu tun gibt, aber grundsätzlich hatte ich das Gefühl, dass die Gemeinde doch sehr offen ist und man viele Leute auch erreicht, wenn man sich die Zeit nimmt.

        Bei der Sache mit den Cards hatte ich das erste mal einen starken Knick mit meiner feministischen Einstellung erhalten, weil ich damals das erste Mal gemerkt habe, wie kritiklos manche feministische Stimmen das hingenommen haben, ohne dabei zu sein oder zu hinterfragen.

        Kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich die Situation geärgert hat.

        Deshalb danke für den Beitrag. 🙂

        Liebe Grüße Lea

  6. Hallo Katrin!

    Ich war auch auf dem 31C3 (Software Entwickler als Partner) und dachte erst „hm, mal sehn ob da was *für mich* dabei ist“… aber ich muss mich dir anschließen, dass ich den Vortrags Marathon dort sehr genossen habe und sehr geflasht und ein Stück weiser aus dem ganzen heraus gekommen bin.
    Weil dort ja auch viele sozialpolitische Themen (hauptsächlich Netzpolitik & -sicherheit) angesprochen wurden, habe ich mir aber auch gedacht, ob zukünftigt vielleicht auch feministische Themen/Vorträge eingebracht werden könnten…

    Ich habe dich auf dem Kongress sehr oft gesehen, aber mich nie getraut dich anzusprechen… also wieder mal ein virutelles Lob an dich und Susanne!

    Es ist so komisch, so viel Information über euch/dich zu haben und dann sieht man die Person live und in Farbe und weiß einfach nicht wie und so weiter… blöde Schüchternheit.

    Danke für euren Podcast, sehr bereichernd!

  7. Hallo,
    erst mal vielen Dank für euren großartigen Podcast!

    Zum Thema Berufswahl und der Tendenz, dass Frauen eher Helferinnen – und Assistentinnenberufe ergreifen, fiel mir sofort ein Werbeposter für die Ausbildung zur PTA in der Apotheke ein. Leider habe ich es im Internet nicht gefunden, es ist der Kampagne des Apothekerverbandes Brandenburg aber sehr ähnlich. Motto: „Naturwissenschaften sind nur was für Jungs? – Wir wissen’s besser!“
    Bedeutet im Umkehrschluss, dass wenn Frauen naturwissenschaftliche Berufe ergreifen, sie doch bloß nicht Apothekerin werden sollen, sondern PTA. Welches Geistes Kind diese Kampagne wohl für clever hielt…?

    Liebe Grüße aus Frankfurt

  8. Hallo zusammen,
    das Thema (Berufswahl / Pay Gap) hätte mich noch tiefer interessiert. Gerade weil ich eine kleine Tochter habe auf die das irgendwann mal zukommt. Oder wurde das schon mal verpodcastet?

    Was mir als erstes Fazit zu dem Thema jedenfalls auffällt: Viele Frauen scheuen Entscheidungen. Das wird auch bei Eurem Gespräch sichtbar bei der Diskussionen über Leistungskurse, frühe Weichenstellung etc.. Ich meine das auch in meinem privaten und beruflichen Umfeld zu erkennen. Natürlich gibts Ausnahmen… aber die Masse der Frauen möchte anscheinend eher keine Verantwortung tragen, scheut die Auseinandersetzung die dazu gehört und schiebt Entscheidungen lieber raus und legt sich verdammt noch mal nicht gerne fest. Und daraus erfolgen dann auch die heutigen Berufswahlzahlen.
    (Assistentinnen statt Chef, null Vorkenntniss-Kurse belegen). Immer schön auf Sicherheit und kein Risiko eingehen. Und das in einer Gesellschaft wo die Mädels die besseren Abschlüsse zu machen und seit Jahren mit Girls-Day-Geklapper gelockt werden. (0% Informatikerinnen…echt??? ich geh kaputt… )

    Vielleicht ists langsam Zeit, zuzugeben dass es doch latente Unterschiede zwischen Männern und Frauen geben (Konfliktbereitschaft, Spass am Wettbewerb, Spieltrieb, Kommunikationsbedürfnis) und dass ihre unterschiedlichen Neigungen sie zu unterschiedlichen Berufen tendieren lassen. Gerade bei den Berufsdiskussionen scheints mir gerade als ob es nicht mal klappt, wenn man die Frauen „zum jagen trägt.“ (in MINT-Berufe stopfen zu versucht).

    Dies Doku kennt Ihr sicher:
    The Gender Equality Paradox – Documentary
    http://www.youtube.com/watch?v=p5LRdW8xw70

    1. Ohne eine inhaltliche Position beziehen zu wollen, da ich beide Seiten nicht ausreichend gut kenne, stellt sich für mich auch in der Tat die Frage welche Evidenz die „anti-biologistische“ Seite eigentlich akzeptieren würde um die eigene Grundthese in ernsthaft in Frage zu stellen.
      Ich finde, wer nicht einmal definieren kann was ihn von der eigenen Meinung abbringen kann, ist kein ernstzunehmender wissenschaftlicher Diskussionspartner.

      Ob die anti-biologistische Seite so wie im Film dargestellt überhaupt existiert weiß ich nicht, allerdings zumindest die beiden im Film haben sich aus meiner Sicht im Grunde disqualifiziert für eine weitere Diskussion über das Thema.

      Ich für mich (mit naturwissenschaftlicher Prägung) kann nur sagen, dass ich auf die kritischen Fragen der britischen Evolutions-Biologin, die aus meiner Sicht sehr gut den Kern der Sache treffen, sehr gerne ernsthaftere Antworten aus dem anderen „Lager“ gehört hätte.

      1. „welche Evidenz die “anti-biologistische” Seite eigentlich akzeptieren würde um die eigene Grundthese in ernsthaft in Frage zu stellen.“

        Die Frage würde mich auch brennend interessieren. Aber da wird dann vielleicht der Grenzbereich vom Wissen zumGlauben überschritten. Und man darf den Menschen ihre Götter nicht nehmen.

        1. Es ist ein Missverständnis zu glauben, es ginge bei der Kritik am „Biologismus“ darum die Frage zu beantworten, ob – und wenn ja welche – Verhaltensweisen und Fähigkeiten zwischen den Geschlechtern divergieren. Diese Frage ist in der Tat eine biologische und sicherlich sehr interessant.

          Es ist aber vollkommen unlogisch aus biologischen Tatsachen gesellschaftliche Normen oder gar persönliche Handlungsanweisungen abzuleiten, denn die Natur ist keine moralische Instanz. Sie erlaubt und verbietet nicht sondern ermöglicht bestimmte Dinge und andere eben nicht.

          Aussagen wie: „Frauen gehören hinter den Herd, weil das ihre biologisch bestimmte Rolle ist“, sind ein Widersprung in sich selbst.

          Selbst wenn den Geschlechterbildern biologische Ursachen zu Grunde lägen müsste doch den Frauen und Männern die diesen nicht entsprechen die Entfaltung ihrer Anlagen ermöglicht werden.

  9. Danke fuer Euren Podcast – irgendwie bin ich auch ueber holgi/wrint zu Euch gekommen.
    Eine Anmerkung, die mir unter den Naegeln brennt (auch, weil ich zwei Bekannte habe, die im Gewerbe arbeiten): Ihr redet, in dem Abschnitt, in dem es um Escort-Frauen und -Maenner (oder generell SexarbeiterInnen) geht, davon, dass sich Frauen einen Mann kaufen (und Maenner, viel oefter, Frauen) – das ist eine Formulierung, die mir immer schon beim Hoeren wehtut.
    Frauen – und Maenner – kaufen da eine Dienstleistung. Sie kaufen keinen Menschen, sie kaufen eine Dienstleistung fuer eine gewisse Zeit. Und zumindest die zwei Frauen, die ich persoenlich kenne, wuerden auch lautstark protestieren, wenn es hiesse, sie verkauften *sich*.

    JFTR && freundliche Gruesse

    1. hallo Dirk,
      von holgi kommen und erstmal meckern, so haben wirs gern!
      nein. Du hast völlig recht. es ist mir selber beim Schneiden auch unangenehm aufgefallen, ich glaube an einer Stelle habe ich es sogar rausgeschnitten. beim Reden allerdings … tja. Hätte es mehr Beweise gebraucht für unsere Theorie, dass wir alle sehr viele Dinge verinnerlicht haben, die sich so einschleichen und die bei genauerer Überlegung falsch sind?
      Wir haben hier so zum ersten Mal über Prostititution gequatscht und wäre das ein Text und kein Podcast, hätte ich im Nachhinein redigiert. aber so ist es gesagt, wie es gesagt ist. Das nächste Mal achten wir ganz sicher schon mehr drauf, ob es uns nie wieder so rausrutscht? mal sehen.
      Danke jedenfalls für den Kommentar und schön, dass du zuhörst 🙂

      auf bald

      1. Oh nein, ich wollte gar nicht meckern.
        Ich bin jetzt erst auf Euren Podcast gestossen und hab das Meiste also noch gar nicht gehoert – ich finde aber ne Stunde eine sehr angenehme Laenge, reicht fuer ne Runde Laufen und dabei Einblicke, Ausblicke, neue Ideen und Denkanstoesse zu bekommen.
        Vielen Damk fuer die Mueh und macht weiter so. 🙂

        Was das Verinnerlichen von Dingen, von Formulierungen angeht – ja, das kenn ich ja auch (wer nicht?). Am schlimmsten das sich bei mir einschleichende „weil das ist soundso“ statt „denn“ – ich versuche immer wieder, dagegen anzukaempfen, aber es hilft nichts.

  10. Hallo,

    ich habe in den letzten Tagen viel über die Folge nachgedacht und möchte gerne ein paar Anmerkungen und Gegenpositionen vorschlagen.

    Zunächst zum Thema Pickup-Artists. Eins vorweg: Ich möchte weder übergriffiges Verhalten legitimieren noch habe ich auch nur den Hauch einer Sympathie für die in populären Pickup-Artists die aus meiner Sicht im Wesentlichen ganz einfache Betrüger und Scharlatane sind. Interessant ist dennoch die Frage warum sie mit ihren Seminaren und Medienkanälen mehr oder weniger erfolgreich sind und so viele Männer ansprechen können.

    Ich glaube der Grund ist massive Resignation, Verbitterung, Frustration und daraus folgende latente Agression in einer Gruppe von abgehängten und unsicheren Männern. Dies ist aus meiner Sicht bedingt durch die Mechanismen der (heterosexuellen) Partnersuche in einer patriachalen, hetero-normativen Gesellschaft.

    Die (zumindest gefühlte) Asymmetrie ist enorm: So gut wie nie, weder im realen Leben, noch auf Online-Plattformen wird man als heterosexueller Mann von Frauen angesprochen. Frauen hingegen, die sich innerhalb der Attraktivitätsparameter des jeweiligen Kontextes befinden, werden so oft angesprochen / kontaktiert, dass sie sogar filtern können bzw. oft müssen und auf viele Nachrichten gar nicht eingehen brauchen.

    Unter dieser Prämisse bringt freundliches, zurückhaltendes und auf vollständigem Konsens basierendes Verhalten einem im Wesentlichen Nicht-Beachtung und daher Frustration ein, insbesondere wenn Unsicherheit und Unvermögen das eigene Verhalten zusätzlich überschatten. Das ist die empfundene Realität sowohl für eine große Gruppe Männer die ich beobachte als inzwischen auch bei mir, induziert durch die Partnersuche nach einer sehr langen und eine langen Beziehung. Ich glaube, die statistischen Auswertungen die insbesondere Online-Partnerbörsen über die Jahre immer mal wieder veröffentlicht haben, zeigen sehr deutlich wie drastisch anders das Verhalten und die Realität in diesem Zusammenhang bei den beiden Geschlechtern ist. Daher habt Ihr aus meiner Sicht mit eurer Vermutung im Podcast absolut recht: Euer Bild von Anbahnung von heterosexueller Partnerschaft ist ein priveligiertes, da ihr weiblich seid, innerhalb der anerkannten Attraktivitätsparameter liegt. Dass ihr auch intellektuell offensichtlich einiges zu bieten habt, kommt hinzu ist aber wahrscheinlich gar nicht so relevant wie wir hier sicherlich gerne hätten fürchte ich.

    Die Frage ist wie gehen die unsicheren, sozio-ökonomisch schwachen Männer mit der Situation um. Ich kenne recht viele derartige Männer und ich rechne mich auch zu ihnen, obwohl man das von aussen wahrscheinlich anders sehen würde.

    Man kann die Zustände und das Patriachat angreifen, sich daran aufreiben und trotzdem weder Partnerin noch einvernehmlichen, unbezahlten Sex haben. Die unbedarfteren und total frustrierten lassen sich aber eventuell von einem Pickup-Artist beeindrucken, der einem endlich einen vermeintlichen Weg aus der Misere eröffnet, der einem scheinbar zeigt wie man endlich so werden kann wie die ganzen Konkurrenten die eine Frau nach der anderen abschleppen.

    Ich glaube insbesondere ein Gefühl von Rache an „den Frauen“ spielt dabei auch eine große Rolle. Im Podcast hatte ich ein wenig das Gefühl, dass euch dieses Moment so nicht voll bewusst ist. Ich glaube das typische Publikum eines Pickup-Artist hat die Suche nach einem gleichberechtigten liebenden Partner lange aufgegeben, wenn man sich allerdings versucht in ein Weltbild zu versetzen, in dem es darum geht so effektiv wie möglich mir so viele Frauen wie möglich Sex zu haben, als Akt der Rache, ergibt das Ganze in sich Sinn.

    Das erschreckende für mich ist, dass ich nur nach Wochen der Partnersuche, zeitweise in eine vergleichbare Gedankenwelt hinabrutsche.

  11. uiuiui. danke für deine Einschätzung.
    mir fällt dazu wenig zu sagen ein. vermutlich hast du irgendwie recht, auch wenn man sowas als feministisch denkender Mensch und als Optimistin nicht so gerne hört.

    1. Nein, ermutigend ist das alles wirklich nicht.
      Das führt mich dann aber auch zum Prostitutionsthema:

      Wenn ich Euch im Podcast richtig verstanden habe, ist euer implizites Postulat, dass das Prostitutions-Angebot durch patriarchale Vorstellungen geprägt ist und diese reproduziert. Ich glaube im Gegensatz dazu, dass die *Nachfrage* durch die patriarchale Gesellschaft geprägt ist und das beobachtete Angebot hervorbringt.

      Stark vereinfacht und platt formuliert: Frauen, die dafür natürlich wieder halbwegs den Attraktivitäts-Normen entsprechen müssen, die einfach nur gewöhnlichen heterosexuellen Sex mit gewöhnlichen Männern haben wollen brauchen dafür im Allgmeinen nicht zu bezahlen, denn die Angebote dazu kommen auf den ensprechenden Plattformen sehr schnell und ohne signifikanten Aufwand von selbst. Weiterhin ist eine Prostitution wie unter Frauen üblich (Geschlechtsverkehr mit vielen Freiern in hoher Frequenz) aus rein bekannten Gründen überhaupt erst durch Medikamente wie Viagra und Co möglich. Logischerweise ist dieser Markt daher ein Randphänomen und männliche Escort-Prostitution eher hochpreisig, ganz einfach weil die Männer die das überhaupt machen können eine Art sozial, geistig und körperliche Elite darstellen.
      Das gibt es natürlich in weiblicher Form auch, eben die genannten Escort-Dienstleisterinnen, aber der rein auf Geschlechtsverkehr abzielende Markt fehlt weitestgehend eben.

      Kurz gesagt: Ich finde im Podcast wurde etwas Ursache und Wirkung miteinander vertauscht, die beiden Prostitutions-Welten sehen so anders aus weil die Nachfrage so anders ist, ist meine Vermutung.

      1. Nun ja, das ist es wohl – teilweise. Man muss eben selektieren können.
        Und, jeder gut geschulte Verkäufer weiß nun mal das Empathie wichtig ist, wenn man seine Kunden überzeugen will.
        Das gleiche Prinzip haben Pick-Up artists eben auf den Flirtbereich übertragen.
        Dazu auch überraschend positiv, die linke ‚Jungle World‘

        http://jungle-world.com/artikel/2006/12/17146.html

  12. Ich erinner mich an die Gamergate Geschichte und sie hat mir ein komisches Gefühl hinterlassen. Die Reaktion der Youtuberin fand Ich zunächst vollkommen in Ordnung, aber das Problem war, dass die Sache dann auf einmal in der Öffentlichkeit war. Bei den Drohern handelte es sich um 10-15 Jährige. Im Internet gab es dann zahlreiche Kommentare, die dazu aufriefen die Jungs zu verprügeln und das fand Ich damals ziemlich heftig. Für mich ging das ganze in Richtung Demütigung. Seit dem fällt mir immer häufiger auf, dass „kreative“ Bestrafungen von Kindern und Jugendlichen Aufsehen erregen. Gerade in den USA und Australien gibt es immer mehr Fälle von Public Shaming. Damals ist es mir zum ersten mal aufgefallen und Ich finde diesen Trend beunruhigend.

    Grüße
    Alex

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