Lila108 Das feministische Schmink-Tutorial

Tasnim schminkt sich gar nicht mehr, Maria hat früher am liebsten ihre Freundinnen geschminkt und Jennifer hat es sich mit queeren Youtube-Tutorials beigebracht – in dieser Sendung sprechen drei Frauen über ihren feministischen Umgang mit Make-Up.

„Warum ich mich ohne Make-Up stärker fühle“

Tasnim Rödder ist Chefredakteurin des Transform Magazins, sie hat für Ze.tt, das Missy Magazine und Neon geschrieben und ist jetzt für ein halbes Jahr bei der Deutschen Welle unterwegs. Ausgangspunkt für unsere Sendung ist ihr Text, den sie für ze.tt geschrieben hat: „Warum ich mich ohne Make-Up stärker fühle.“ In meiner Küche haben wir uns bei einem Tässchen einmal ausführlicher darüber unterhalten, wie es zu dieser Haltung bei ihr kam.

„Beauty ist total lukrativ“

Maria Popov hat Medienwissenschaft studiert und arbeitet in der Redaktion der FUNK-Sendung „Auf Klo“, eine Webshow für Funk, das junge Angebot von den Öffentlich-Rechtlichen. Sie schminkt sich manchmal gern und manchmal nicht so gern, als Jugendliche hat sie am liebsten ihre Freundinnen geschminkt. Durch ihre Arbeit für „Auf Klo“ kennt sie Youtube mit all seinen Schmink-Tutorials ganz aus der Nähe – und die Spannung zwischen einem lockeren Umgang mit dem Schminken und dem Anspruch, reflektiert damit umzugehen. Sie sagt:

„Das interessante an YouTube ist – oder auch das traurige oder einfach spannende: Beauty ist ja auch total lukrativ. Das ist der Job von vielen, vielen Frauen, weil das eben das große Ding ist“

„Ich bin ja sowieso nicht so ne Werkszustands-Person“

Vielleicht kennen einige von euch Jennifer aus dem Podcast „Soziologisches Kaffeekränzchen“ – Jennifer ist die Soziologin im Kränzchen, sie arbeitet an der Uni, promoviert und: Sie hat eine weitere, ganz eigene Geschichte mit dem Schminken. Angefangen hat sie, weil ihr irgendwann klar wurde, dass sie gar nicht wirklich weiß, wie das geht. Aber als Soziologin fiel ihr ebenso auf, dass wie viele Dinge, die vor allem weiblich konnotiert sind, das Schminken eher abgewertet wird – das hat den Reiz für sie bloß vergrößert! Die negativen Reaktionen bestärken sie nur – außerdem bezeichnet sie sich selbst als „sowieso nicht so ne Werkszustands-Person“ – sie hat Piercings, gefärbte Haare und Tattoos.

Shownotes

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14 thoughts on “Lila108 Das feministische Schmink-Tutorial”

  1. Ach ja, die liebe Schminke.
    Der Grundtenor war ja so ein bisschen: „Früher wäre ich nie ungeschminkt aus dem Haus gegangen, heute kann ich das gut.“
    Und das kann ich total nachvollziehen, denn genau so geht’s mir auch.
    Zu Schulzeiten und mit Anfang 20 trug ich täglich Make-Up im Gesicht. Ohne habe ich mich richtig unwohl und irgendwie nackt gefühlt.
    Ich war auch „so eine“, die die halbe Drogerie leergekauft hat, obwohl die ganzen angebrochenen Sachen noch zuhause standen. Schminktäschchen und Regale waren voll.
    Dann wurde meine Haut plötzlich richtig schlimm. Rot, gereizt, mit Bläschen. Natürlich habe ich mir sofort neue Cremes, Waschgels und Abdeck-Krams gekauft, aber alles wurde noch viel schlimmer. Vier Hautärztinnen und -ärzte haben das Problem nicht erkannt, mir Cortison verschrieben und meine Haut damit fast dauerhaft ruiniert, denn ich habe bis heute ganz kleine (zum Glück kaum sichtbare) Narben von meiner schlimmsten Phase.
    Die fünfte Hautärztin hat dann eine Periorale Dermatitis diagnostiziert und mir die absolute Nulltherapie verordnet. Ich durfte außer Wasser also gar nichts mehr an mein Gesicht lassen.
    Das war natürlich ziemlich schlimm, vor allem weil ich wirklich aussah, als hätte ich üble Verbrennungen und es erstmal schlimmer wurde.
    Sechs Monate habe ich es durchgezogen, dann wurde meine Haut wieder besser. Heute sieht alles wieder schick aus, benutzen kann ich aber nur eine einzige Creme aus der Apotheke, alles andere vertrage ich nicht mehr.
    Make-Up kommt mir nicht mehr ins Gesicht, sonst gibt es sofort wieder Pusteln und das ist es mir nicht wert.
    Für den Alltag benutze ich nur noch Wimperntusche und etwas Augenbrauenstift, beim Weggehen auch mal Kajal – und das wird nun vollkommen aufgebraucht, bevor ich mir was neues kaufe. Im Endeffekt bin ich sogar ein bisschen froh über meine erzwungene Abstinenz, denn nun habe ich sehr viel Platz im Bad, mein Geldbeutel bedankt sich und irgendwie fühle ich mich freier.

    1. Liebe Ani, das kling einigermaßen furchtbar.
      Ich hatte in meiner Jugend furchtbare Pickel und mein Arzt hat mir auch verboten, irgendetwas da drauf zu schmieren – ich durfte allerhöchstens loses, mineralisches Puder nehmen. Und so habe auch ich irgendwie durch diesen „Makel“ gelernt, meine Haut ordentlich zu behandeln. Aber so schlimm wie bei dir war es ein Glück nicht.

      Die Sache mit dem Geldbeutel ist aber auch definitiv wichtig! Wenn ich diese Produktpaletten überall sehe und wie komplett überteuert alles ist, wird mir ganz anders. Ich denke, da gehen dann bestimmte Youtube-Stars auch Hand in Hand mit den überteuerten Preisen. Ein wenig wie bei Goop (das Unternehmen von Gwyneth Paltrow, das wir letzte Sendung kurz betrachtet hatten). Mich macht sowas ziemlich ratlos.

      Liebe Grüße
      Kadda

  2. Hallo!

    Ich bin ein neuer Zuhörer und habe mit euch auch eigentlich erst so richtig einen Einstieg in den Feminismus als Aktionismus außerhalb des privaten Umfelds gefunden. (Lieben Dank dafür)

    Bei dieser Episode habe ich mich fürchterlich erschrocken. Du hast Schminken in der Moderation teils ganz selbstverständlich mit Selbstakzeptanz in Verbindung gebracht. Oberflächlich betrachtet, kann ich den Zusammenhang sehen, aber Äußerlichkeit und „Schönheit“ sind doch Dinge, für die niemand etwas kann. Von denen, die mit ihrem Äußeren ein Problem haben kann doch nicht erwartet werden, dass sie sich erst dann das Label der Selbstakzeptanz an die Brust heften können, wenn sie sich nicht mehr schminken. Bei Selbstakzeptanz geht es für mich vor allem um die Akzeptanz des Ich. Wenn jemand sein eigenes Selbst nicht über seine Äußerlichkeit definiert oder definieren mag (und das könnte ja ein Anspruch im Feminismus sein) ist es doch egal, ob ich mein Äußeres verändere oder eben nicht.

    Was ich meine ist, dass jedeR doch das Recht hat, die Punkte festzulegen, die für ihn oder sie wichtig sind und dann auch eine Rolle für die eigene Selbstakzeptanz spielen. Wenn ich Angst habe, meine Meinung zu sagen, kann ich diesen Punkt leicht verstecken und trotzdem den Anschein der Selbstakzeptanz erwecken und vor allem ja daran arbeiten, etwas an mir zu verändern.

    Wenn ich in der öffentlichen Wahrnehmung aber nicht sehr schön bin, kann ich selbst diesen Punkt ja nicht verändern. Ich muss mich dann der gesellschaftlichen Meinung entgegenstellen und die Akzeptanz meines Ich’s gegen Wiedererstände von Außen verteidigen.

    Für mich ist es das wichtigste, dass jedeR erstmal grundsätzlich das Recht hat, das eigene Ich zu definieren und damit auch einen Zugang zur Selbstakzeptanz zu finden. Wenn Selbstakzeptanz mit Äußerlichkeiten in Verbindung gebracht wird (schminken oder nicht) wird einem dieses Recht zur Definition des eigenen ich’s nach meinem Gefühl ein Stück weit entzogen.

    Lieben Gruß

    Sven

    1. hallo Sven,
      Vielen Dank fürs zu hören und vielen Dank für das Lob!
      Ich nehme an, dass du männlichen Geschlechts bist? Ich denke, dass daher das Selbstwertgefühl für dich eine ganz andere Bedeutung hat, als für sehr viele Mädchen und Frauen. Für viele Mädchen und Frauen spielt der Punkt Schönheit eine sehr große Rolle in der Art und Weise, wie sie in der Welt wahrgenommen werden und wie sie darauf hin auch sich selbst wahrgenommen fühlen. Und dieses sich wahrgenommen fühlen, das ist glaube ich der Punkt, an dem sich das Selbstwertgefühl eines Mädchens ziemlich stark an ihr Äußeres knüpfen kann. Schönheit und Aussehen spielen im Leben von Frauen eine so viel größere Rolle, als für Männer, dass es uns sehr schwer fallen kann, uns selbst zu akzeptieren, wenn wir uns selbst nicht schön finden oder das Gefühl haben, dass andere uns nicht schon finden. Und genau da fängt das Problem dann nämlich auch an, dass Frauen und Mädchen anfangen, durch schminken zu versuchen, sich diesem Ideal, dass von ihnen erwartet wird, stärker anzupassen.
      ich bin daher der Meinung, dass sich das Phänomen, dass es bei Frauen und Mädchen nicht nur akzeptiert ist, sondern extrem weit verbreitet und/oder sogar erwünscht sich zu schminken, und bei Männern so gar nicht – ich gehe stark davon aus, dass es daherkommt, dass Schönheit einfach erwartet wird von einer Frau. Und dass es sich für sie zum Nachteil auswirken kann in der gesamten Gesellschaft, auf der Arbeit, bei der Partnersuche, überall – wenn sie nicht dem Schönheitsideal entsprechen und deswegen sind sie viel empfänglicher für die 1000den von schmink-Tutorials, die man auf YouTube findet.

      1. …und zwar fängt das ja schon bei Babys und Kleinkindern an – bei Mädchen wird ständig ihr Aussehen kommentiert, „süß“ und „hübsch“ u.s.w., während das bei kleinen Jungen sehr viel weniger der Fall ist. Von Anfang an gibt es also diese Verknüpfung, dass Schönheit ein ganz wichtiger Teil von dem ist, was ein Mädchen/eine Frau ausmacht.
        Daher ist es doch wirklich kein Wunder, wenn es für viele Frauen später extrem schwierig ist, ihren Selbstwert von der Wahrnehmung ihres Äußeren zu lösen.

  3. Das Wort „Werkzustands-Person“ lässt direkt Bilder im Kopf entstehen.

    Ich kann mich mit dem identifizieren, was Maria sagt. Besonders den struggle mit dem Enthaaren kann ich nachfühlen, aber es doch gern habe, wenn die Haut glatt ist.

    Ich schaue neuerdings Schminktutorials auf Youtube. Wayne Goss ist ein Mann und es sagt immer, dass es nur MakeUp ist, das lässt sich wieder abwaschen. Er nimmt sich selbst nicht so superernst.

    Ich bin durch Akne zur Schminke gekommen. Ich hab mit 11 Jahren Abdeckstifte benutzt bis mein ganzes Gesicht damit ausgemalt war, ich konnte die roten Flecken nicht ertragen. Mit 14 Jahren durfte ich ein bisschen Lidschatten benutzen und habe auch angefangen Foundation noch über den Abdeckstift zu machen.

    Ich konnte Jahrelang nicht raus ohne Make-Up (mit Wimperntusche usw.) und gemachten Haaren. Zu Partys hab ich immer 3 h zum Vorbereiten gebraucht: Duschen, Enthaaren, Nagellack, MakeUp, Haare, Kleidung.
    Als ich in einem Urlaub war, wo die Wimperntusche unpraktisch war, hab ich gemerkt, dass ich mich traue die weg zu lassen und mich dran gewöhnen kann. Ich wurde dann zwar ständig angesprochen, ob ich krank bin, aber ich hab es hingenommen. Wenn ich Gelegenheiten haben, in denen man sich aufhübscht, dann mag ich es total gern gaaaanz viel MakeUp zu machen. Ich freue mich auch über Sachen, die ich neu lerne über MakeUp. Hab mit über 30 Jahren das allererste mal eine Wimpernzange benutzt und find es cool.

    Ich hab jetzt immernoch Akne. Zum Glück nicht mehr so heftig wie vor 20 Jahren, aber die Narben sind natürlich noch da. Auch zum Sport decke ich immer rote Stellen ab, damit ich mich wohler fühle.

    Was Ani oben schreibt ist auch interessant: Ich mach das auch mittlerweile so, dass ich die Produkte aufbrauche und dann erst neue kaufe. Ich verbringe extrem viel weniger Zeit mit MakeUp als früher. Früher war das ein innerer Zwang, ob ich wollte oder nicht, weil ich mich ohne nicht raustraute bis hin zu Nervenzusammenbrüchen, wenn ich Zeitnot hatte oder das MakeUp nicht so wurde, wie ich wollte.

    1. Liebe Marie,
      ich bekomme direkt Flashbacks, wenn ich deinen Kommentar lese. Danke! wirklich!
      er bestärkt mich SO SEHR darin, dass ich immer mehr finde, Akne muss offenbar ähnlich ent-„strangisiert“ werden, wie so manche Behinderung. Es ist bei mir besser geworden, aber verdammt: ich wurde gemobbt für meine Pickel! Ich erinner mich an eine Situation im Musik-Unterricht, wo jede_r in der Klasse vorsingen musste (how cruel is that, anyway?!!) und ein Klassenkamerad, der in der ersten Reihe saß (und auch sonst an der vordersten Mobberfront war) flüsterte nur: „Clearasil…!“ und alles war hin!
      ich bekam wohl eine zwei, aber ich konnte eigentlich nicht mehr singen.
      es war, als hätte einer gesagt: „Seht – sie ist HÄSSLICH – AHAHAHAHA!“
      wir haben SO viele Diskussionen und Reflexionen über „Fat acceptance“ (und das ist auch gut so!) – wo bleiben die Debatten und Beiträge darüber, dass Leute Akne haben?! wo?

      ich selbst habe das Thema lange verdrängt, denn obwohl ich feministisch aufgeklärt bin (inzwischen), habe ich mich immer nur geschämt für die Zeit; in der ich „hässlich“ war (=Pickel hatte, viele! ich war auch in dermatologischer Behandlung deswegen).
      Wir müssen da ran – das ist mir durch diese Sendung selbst erst so klar geworden.

      1. Ich denke mal, das kann man sogar noch ausweiten. Auf Neurodermitis und Psoriasis (letztere habe ich) zum Beispiel – eben alles, was auf der Haut „nicht schön“ aussieht.
        Obwohl ich glaube, dass das Mobbing-Potenzial grade bei Pickeln und Akne leider ziemlich groß ist.

  4. Ich habe ja eher einen ähnlichen Weg wie Jennifer hinter mir. Wobei ich noch nicht mal mit 13 wirklich mit Schminke experimentiert habe. Ich fand das Verschwendung von kostbarer Schlafenszeit. Und je älter ich wurde, desto mehr fand ich: Dieses Thema lenkt viel zu viele Frauen viel zu sehr von anderen, wichtigeren Themen ab. Stundenlang in der Drogerie rumstehen, Produkte ausprobieren, Frauenzeitschriften lesen, um zu lernen, was den Männern gefällt (YouTube wurde erfunden, da war ich 27), das alles erschien mir wie eine riesengroße Zeit-, Energie- und Geldverschwendung. Ich trug allerdings auch Hosenanzüge, weil ich der Meinung war, Kleider würden meine Kompetenz in Frage stellen in einem sehr männerdominierten Beruf.
    Irgendwann begriff ich: Ich spielte das Spiel der Frau als defizitäres Wesen dadurch auch mit. Zuerst entdeckte ich meine Liebe zu Kleidern, merkte, dass die viel besser zu mir passen als diese vermaledeiten Hosen, die nie richtig sitzen und ständig runter rutschen.
    Da ich mich nicht schminkte, gab es auch keinen Grund, mich abends abzuschminken und so wusch ich mein Gesicht halt einfach nur mit Wasser. Und war auch der Meinung, dass ich also alles tat, was Pickel verhindert. Ich hatte aber trotzdem eigentlich immer irgendwo eine entzündete rote Stelle im Gesicht.
    Dann fing ich mit 37 an, mich fürs Schminken zu interessieren. Ähnlich wie Jennifer aus so einer Neugier heraus. Was braucht es eigentlich, um einigermaßen ansehnliche Ergebnisse zu erzielen? Also ließ ich mir das Schminken von einer Freundin zeigen. Schaute auf YouTube Tutorials (die, die darauf abzielen, Defizite wegzuschminken statt zu sagen „es gibt verschiedene Gesichtsformen, dies und das muss man beachten, damit dein Aufwand schön zur Geltung kommt“, klicke ich sofort wieder weg. Bsp. Schlupflider: die sind kein „Problem“, nahezu alle Asiatinnen haben Schlupflider. Viele Tutorials erklären aber, wie man die typischen europäischen (kaukasischen?) Augen schminkt. Würde ich meine Augen so schminken, würde ein Großteil des Lidschattens nicht sichtbar sein. Nicht meine Augen sind das Problem sondern die falsche Technik. Es gibt Tutorials, die genau das vermitteln: Es ist kein Defizit, nur weil ein Großteil der Tutorials etwas anderes zur Norm erhoben hat.)
    Gestern Abend schaute ich mir Porträts von mir an, die im letzten Jahr von mir gemacht wurden. Und ich mag mein geschminktes Gesicht tatsächlich sehr sehr gerne.
    Trotzdem verzichtete ich diesen Sommer bei unserem Camping-Urlaub auf Island weitgehend auf Make-up. Es passte einfach nicht zu „Wird es heute abend auf dem nächsten Campingplatz warmes Wasser geben?“ Und schwupps hatte ich wieder diese entzündeten Stellen im Gesicht. Weil ich mich weniger gründlich wusch, aber vielleicht auch, weil die Kosmetik eine Art Schutzschicht bildet. Lustigerweise meinte eine Reisebekanntschaft dann auf dem Schiff, als ich leicht geschminkt und der Liebste rasiert zum Essen kamen „Ihr seht beide so anders aus!“

  5. Gerade die Aspekte aus dem Gespräch mit Jennifer fand ich abschließend nochmal sehr bereichernd – Dankeschön! 🙂 Und ein paar Anmerkungen möchte ich hier noch einbringen:
    – Zunächst zu mir, ich bin ja meist ungeschminkt, (wie ich heute gelernt habe) vielleicht auch, weil ich ein ovales Gesicht habe und noch dazu als Heranwachsende kaum Pickel hatte (dafür jetzt immer wieder welche habe). Doch ich erinnere mich an eine Zeit, in der ich regelmäßig ins Solarium ging. Das war, als ich zeitweise etwas mehr Gewicht und mich in meinem Körper nicht wohl gefühlt hatte. Ich denke auhh das war eine Strategie zur Aufwertung des Selbstwertgefühls.
    – Spannend fand ich das Thema des Unsichtbarwerdens mit zunehmendem Alter. Und interessanterweise nehme ich das schon jetzt mit meinen 32 Jahren wahr, dass ich immer weniger Blicke auf mich ziehe. Einerseits zeigt es einmal mehr, dass der Fokus von Medien und Industrie v. a. auf Frauen bis (?) 30 gerichtet ist. Und andererseits hat das für mich persönlich auch was beruhigendes, denn ich muss mich nicht mehr so häufig darauf gefasst machen, einen Kommentar oder Blick von anderen mit einem verärgerten Blick oder Kommentar meinerseits zu bewerten/ beantworten. Außerdem finde ich es wichtig, mit dem was ich tue sichtbar zu sein/ bleiben und nicht aufgrund von Äußerlichkeiten (zu ideologisch?). Aber es ist für mich auch eine Bestätigung, dass wir (v. a. Frauen) es schlichtweg gewohnt sind, zuerst einmal mit unseren Äußerlichkeiten wahrgenommen zu werden – und das eben von allen Menschen, egal welchen Geschlechts.
    – Etwas überrascht hat mich die Aussage von Jennifer, sich manchmal aus Faulheit nicht zu schminken. Und ich glaube so ähnlich hat es auch Maria ausgedrückt. Um ehrlich zu sein habe auch ich sehr lange gesagt: „Ich schminke (und enthaare) mich nur ab und zu, WEIL ich zu faul dazu bin.“ Das erweckt irgendwie den Eindruck, als müssten wir uns dafür rechtfertigen, wieso wir uns heute ungeschminkt zeigen. Inzwischen sage ich häufiger, dass ich das sein lasse, WEIL es für mich wichtigere Dinge gibt. Und ich hoffe ich komme irgendwann an den Punkt, maximal zu sagen: „Ich schminke mich ab und zu.“
    (- Übrigens möchte ich noch eine weitere Wahrnehmung teilen, die mir gerade während des Schreibens in den Sinn kommt: wir reden von „ungeschminkt“, das ist angesichts des Themas ja auch völlig logisch. Aber wir reden in jeglichen Situationen von ungeschminkt, was schon in sich einen Hinweis auf eine Norm gibt. Alternativen fallen mir allerdings kaum welche ein. „Natürlich“ vielleicht? :D)

  6. Hallo, ich schminke mich gar nicht. Allerdings aus einem Grund der bei euch gar nicht vorkam: ich fühle mich geschminkt schrecklich unsicher. Renne ständig zum Spiegel um zu schauen ob noch alles sitzt oder irgendwas verlaufen ist oder einseitig verschmiert, usw.
    Es hat viele lange Jahre gedauert bis ich akzeptiert habe, daß für mich ungeschminkt der bessere Weg ist. Allerdings bin ich schon immer wieder versucht dem gängigen Ideal nachzugeben und doch wieder mal einen Versuch zu starten. Zuletzt hat mich eine Studie richtig schockiert bei der Probanden geschminkte und ungeschminkte Gesichter gezeigt wurden und zu jedem Gesicht Berufe zugeordnet wurden. Und das Resultat war, daß die ungeschminkten Frauen als „Putzfrauen“ o.ä. einsortiert wurden und die geschminkten als Assistentinnen der Geschäftsleitung (etwas überspitzt formuliert). Tja, was macht man daraus…?

    Liebe Grüße Martina

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