Lila124 Feministinnen beim Kaffeeklatsch

Je unübersichtlicher die Welt da draußen ist, desto mehr ziehen sich die Menschen ins Private zurück.

Und weil es gerade jetzt zu Weihnachten und Silvester wahrscheinlich bei den meisten von euch sehr gemütlich und privat zuging, sprechen Katrin und Susanne (noch mal) über die neue Häuslichkeit.

(„Noch mal“, weil diese Sendung eine Wiederholung von 2015 ist. Das Thema bleibt aktuell, und viele von euch kennen sie sicherlich noch nicht, weil sie erst später zum Lila Podcast gefunden haben.)

Den Rückzug ins Private kennen zwar nicht nur Frauen, aber sie werden vorwiegend von diesem Trend angesprochen: es daheim nett zurechtmachen, viel Kochen, wieder Stricken, Häkeln, Nähen lernen – „Tugenden“, die unsere Müttergeneration zum Teil vehement abgelehnt haben, die jetzt aber neu entdeckt werden. Laurie Penny nennt Frauen, die leben wie ihre Großmütter, „hipster housewives“.

Wir fragen uns also: Ist es okay oder gefährlich, sich ins Private zurückzuziehen? An welchen Stellen kann dieser Rückzug eine Alternative zum Kapitalismus sein, an welcher Stelle ist er einfach Teil genau dieses Kapitalismus?

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6 thoughts on “Lila124 Feministinnen beim Kaffeeklatsch”

  1. Hallo,

    eine Anmerkung einer Mutter von zwei kleinen Kindern in Elternzeit…
    An einer Stelle dieser Folge redet ihr darüber, dass Mütter/Hausfrauen nichts zu erzählen haben von ihrem Tag, und daher nur über Nichtigkeiten reden beim Kaffeeklatsch oder über die Nachbarn herziehen…
    Die Art und Weise, wie dieses Thema besprochen wurde finde ich recht unfeministisch.
    Ja, als Mutter und Hausfrau empfinde ich es wie viele andere auch oft so, dass ich nichts erlebt und nichts getan habe. Das Gegenteil ist der Fall. Da ihr zumindest teilweise selbst Kinder habt, wisst ihr, wie viel wir jeden Tag leisten in kleinen, unscheinbaren Alltagssituationen, wie viel Kraft es kostet und wie viel wir von unserer Persönlichkeit investieren. Ist die Anerkennung von unbezahlter Care-Arbeit nicht ein wichtiges feministisches Anliegen?
    Wenn Mütter und Hausfrauen nach einem intensiven Tag mit den Kindern nichts zu erzählen haben dann liegt das nicht daran, dass sie nichts getan oder erlebt haben, sondern daran, dass die Worte fehlen es zu beschreiben und daher auch die eigene Wahrnehmung dafür fehlt. Es wäre aus meiner Sicht feministischer daran zu arbeiten diese getane Arbeit sichtbar zu machen anstatt darüber herzuziehen, dass Hausfrauen nur über die Nachbarn lästern.
    Ich empfehle das Buch „Was Mütter tun, besonders wenn es nach nichts aussieht“ von Naomi Stadlen. Es beschäftigt sich genau damit.
    Viele Grüße,
    R

    1. Liebe R,

      tatsächlich hast du Recht, dass ich/wir da sehr undifferenziert gesprochen haben. Ich hoffe, dass du weißt, wie differenziert wir in späteren Folgen das Thema immer wieder angegangen sind. Das hier ist ja ein Re-Run von Folge 26. Wir haben uns selbst im Laufe des Lila Podcasts immer weiter entwickelt, unsere Meinungen ausdifferenziert und würden heute nicht mehr so salopp daherreden. (Für uns selber ist diese Entwicklung sehr spannend zu sehen, für die Hörerinnen und Hörer hoffentlich auch – und wir wollen offen damit umgehen und nicht so tun, als gäbe es nichts dazuzulernen in feministischen Diskursen.)

      Mir selbst ging es in 2x 7 Monaten Elternzeit so: dass ich am Abend nichts zu erzählen hatte. Ja, der Alltag hat irre viel Kraft gekostet, aber ich fand all das Erzählbare intellektuell leider extrem unterfordernd. (Habe immer alle beneidet, die in den Elternmonaten in ihrer Rolle aufgingen.) Für mich war es jedes Mal eine große Erleichterung, wieder in den Beruf einzusteigen – auch deshalb spreche ich über diese Zeit wahrscheinlich nicht in den besten Tönen, will damit auf keinen Fall aber Andere vor den Kopf stoßen!

      Ich hoffe, meine Worte in der Episode ein bisschen in Kontext setzen zu können.
      Liebe Grüße! Susanne

  2. Die Kritik am Konsum, am Neoliberalismus (der ich voll und ganz zustimme!) passt nicht zur Kritik an Müttern, die beruflich zurücktreten.
    Ich bin selbst in der Situation (Fertig studiert, 3 Kinder, Haushalt, prekärer Job, Vorstandsarbeit, sehr hoher Mietspiegel, voll-arbeitender Mann) mir zu wünschen, irgendetwas abzutreten. Es kann nicht richtig sein, mehr und mehr leisten zu müssen; nur über Produktivität beurteilt zu werden. Zu oft zu viel Stress ist negativ, nicht positiv. Wenn eine Frau sich entscheidet, im Job zurückzutreten, kann das durchaus ein emanzipierter Schritt sein. Euren Podcast finde ich hervorragend, danke für jede Folge! Manchmal wünsche ich mir aber, dass „normale“ Familien ein bisschen besser wegkommen. Denn da sitzen so viele Feministinnen!

    1. Liebe Sarah,

      ich hab ja in meinem Kommentar oben (https://lila-podcast.de/lila124-feministinnen-beim-kaffeeklatsch/#comment-108225) schon versucht, ein bisschen Licht darauf zu werfen, dass auch wir uns in den letzten Jahren weiterentwickelt haben und seitdem immer mehr versuchen, noch differenzierter zu argumentieren und vor allem auch zu sprechen.

      Was ich hoffe, dass es rübergekommen ist und was ich auch heute nicht müde werde darauf hinzuweisen, ist, wie unterschiedlich der Rückzug aus der kapitalistischen Mühle bei Frauen und Männern wahrgenommen wird und sich auch auswirkt.

      Auch in deinem Beispiel kommt ja eine Mutter vor, die beruflich reduziert hat, die aber nicht z.B. mit einem Mann zusammenlebt, der ebenfalls reduziert – also dass sich beide Erwerbs- und Familienarbeit teilen. Das finde ich sehr bedenklich, denn dadurch entstehen Abhängigkeiten, die die meisten Frauen immer noch unterschätzen. Dazu empfehle ich dir unsere Sendung vom 29. November, in der wir versuchen, genau solche Dinge aufzudröseln: https://lila-podcast.de/lila119-reden-wir-ueber-geld-und-zwar-ehrlich/

      Ansonsten, zu deinen letzten beiden Sätzen, hoffe ich wirklich sehr, dass wir die Feministinnen aus den „normalen Familien“, wie du es nennst, auf jeden Fall mitnehmen mit unseren Themen und wie wir über Dinge sprechen. Viele Grüße! Susanne

  3. Mir ist bei eurer Erzählung der Unterschied zwischen „Handarbeit“ und „Handwerk“ aufgefallen. Eigentlich ist das ja fast der selbe Begriff, aber er bezeichnet ja was vollkommen anderes.
    Arbeit ist zwar schon etwas anstrengendes, aber es ist erst mal nichts Kreatives. Das Handwerk schon. Dass dann ausgerechnet Nähen als Handarbeit und in die Wand bohren als Handwerk gilt, finde ich da sehr interessant, da die Begriffe ja eben so geschlechterspezifisch konnotiert sind.
    Ach, und es gibt einige pinke Staubsauger! Sogar mit Gesicht 😀
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  4. Mir ist bei eurer Erzählung der Unterschied zwischen „Handarbeit“ und „Handwerk“ aufgefallen. Eigentlich ist das ja fast der selbe Begriff, aber er bezeichnet ja etwas vollkommen anderes.
    Arbeit ist zwar schon etwas Anstrengendes, aber sie gilt nicht als kreativ. Das Handwerk schon. Dass dann ausgerechnet Nähen als Handarbeit und in die Wand bohren als Handwerk gilt, finde ich da aufgrund der geschlechterspezifischen Konnotationen sehr interessant.

    Ach, und es gibt einige pinke Staubsauger! Sogar mit Gesicht 😀
    https://www.reinigungsberater.de/staubsauger_numatic_hetty_het_200_11_classic_lady_pink,p-49944.html

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