Rassismus und Transfeindlichkeit: Wenn sich Idole wie Arschlöcher verhalten

Wie reagieren, wenn sich Personen des öffentlichen Lebens sexistisch, rassistisch transfeindlich oder sonst wie diskriminierend verhalten? Shoko Bethke, Katrin Rönicke und Lena Sindermann stellen sich dieser Frage und spielen verschiedene Lösungswege durch.

Früher war Katrin großer Fan von J.K. Rowling, Shoko hat jedes Buch von Martin Sonneborn gelesen und Lena liebte die Geschichten von Pipi Langstrumpf und die TED-Talks von Chimamanda Ngozi Adichie – bis ihnen der Spaß daran verdorben wurde. Denn Rassismus, Transfeindlichkeit und kolonialistische Weltbilder sind nicht cool.

Besonders schmerzhaft ist es natürlich dann, wenn es um Personen geht, die man einmal sehr bewundert hat und die wichtige Idole waren. J.K. Rowling ist so eine Person, die wahrscheinlich von vielen Menschen für ihre Harry Potter Bücher gefeiert wird und die heute transfeindliche Äußerungen verbreitet.
Noch verflixter wird das Thema dann, wenn Personen sich einerseits für total wichtige Arbeit im Kampf gegen Diskrimierung einsetzten und andererseits bestimmte Gruppen aus ihrem Kämpfen ausschließen. Die Nigerianische Bestseller Autorin Chimamanda Ngozi Adichie leistet beispielsweise unheimlich wichtige Antirassismusarbeit, solidarisiert sich aber öffentlich mit den transexkludierenden Aussagen J.K. Rowlings.

Für Shoko, Katrin und Lena stellt sich die Frage, wie sie die richtige Balance zwischen Ambiguitätstoleranz – also der Fähigkeit, mehrdeutige Situationen und widersprüchliche Handlungsweisen zu ertragen – und gutem Allyship – also einer guten Verbündeten mit diskriminierten Personen zu sein – finden können.
Die drei erzählen davon, wie weh solche Prozesse tun können und wieso es trotzdem wichtig ist, sich damit auseinander zu setzen und genau hin zu schauen.

Links und Hintergründe

J.K. Rowling und Transfeindlichkeit

Chimamanda Ngozi Adichie und Transfeindlichkeit

Martin Sonneborn und Rassismus

Was darf Satire?

Pippi Langstrumpf und Europas Kolonialgeschichte

Cancel Culture

Ambiguitätstoleranz

Wikipedia: Ambiguitätstoleranz

Antisemitismus im Feminismus

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Vielen Dank!

6 thoughts on “Rassismus und Transfeindlichkeit: Wenn sich Idole wie Arschlöcher verhalten”

  1. Hallo liebes Team,
    vielen Dank für Eure Folge zu diesem Thema! Was Ihr am Ende noch kurz als „Bummer“ von Anita Sarkeesian angesprochen habe finde ich nochmal eine besondere Herausforderung. Mir fällt es schwerer als bei Ngozi Adichie im Bereich Antirassismus für den Bereich queerfeministische Analyse von Popkultur und Gaming guten Alternativen zu Sarkeesian und Feminist Frequency zu finden. Bei mehreren Akteur_innen, welche mir am Herzen gelegen haben, gab es nicht nur Einzelpersonen mit problematischen antisemitischen Positionierungen, sondern dann auch eine gemeinsame Positionierung in dieser Richtung der gesamten Organisation.
    In der eigenen aktivistischen Praxis mit anderen versuche ich mich da viel Ambiguitätstoleranz und komme damit auch soweit erstmal klar. In deutschsprachigen Raum sind mir dann auch genug Verbündete bekannt. Aber ich merke doch, dass ich bei Antisemitismus häufiger zu Ambiguitätstoleranz gedrängt bin als mir lieb ist. Bei queerfeministische Analyse von Popkultur und Gaming im englischsprachigen Raum weiß ich da gerade nicht so recht weiter.

    Liebe Grüße,
    Pierre

  2. Hallo liebe Lilas,
    danke für die interessante Folge!
    Zum Thema JKR würde ich noch ein Video empfehlen:

    https://www.youtube.com/watch?v=6Avcp-e4bOs&t=36s

    Jamie ist trans Mann und er spricht mit seiner Verlobten Shaaba über den kompletten Text von JKR. Sehr interessant ist dabei auch der Abschnitt „Becoming trans to escape womanhood“. Anscheinend sieht sie trans Männer tatsächlich als „fehlgeleitete Frauen“ und hat eben nicht nur Angst.

  3. Hallo ☺️

    Super Podcast! ♥️

    Ich setze mich in meinem Studium mit vorurteilsbewusster Erziehung/Bildung/Pädagogik auseinander. Grob geht es darum, dass Inhalte in Medien Kindern und Jugendlichen nicht vorenthalten werden sollen, sondern dass genau diese Inhalte genutzt werden, damit sie ein kritisch-reflektiertes und selbst-refexives Denken lernen und lernen können – im Sinne einer medienkompetenten Nutzung von Medien (alten und neuen). Es sollen also von klein auf Denkprozesse angestoßen werden, um Inhalte als facettenreich wahrzunehmen, unterschiedliche gesellschaftliche Debatten kennenzulernen usw. Da Kinder in einer vorurteilsbehafteten Welt aufwachsen und davon ausgegangen werden kann, dass sie damit konfrontiert sind oder Vorurteile (evtl auch noch den Erziehenden/Lehrenden um sie herum nicht bewussten) schon verinnerlicht haben, kann durch die Förderung des kritischen Denken einer tiefen Verinnerlichung entgegengewirkt werden oder die Kompetenz erarbeitet werden Inhalte generell hinterfragen zu lernen. Evtl könntet ihr dazu einen Podcast machen … ?

    Lg ☺️✌ Ulli

  4. hallo

    beschäftigt mich sehr dieses thema und danke, dass ihr darüber geredet habt. ich hab euch heute erst entdeckt und direkt vier folgen hintereinander gehört. danke dafür!

    ein gedanke zu dieser folge:
    ich bin auch absoluter harry potter fan und hab mich sehr gefreut, dass ihr jkr und ihre transfeindlichkeit zum thema gemacht habt. allerdings möcht ich auch noch anmerken, dass die auch beim lesen der bücher allein bereits sichtbar war. faulenzA erklärt das beispielsweise in ihrem buch sehr gut. Stichwort: irrwicht. Wie sich die ganze klasse samt positiv gezeichnetem lehrer lupin über einen snape in frauenkleidung lustig macht, ist transmisogyn. in den gesamten büchern kommt keine homosexualität, keine transgender, keine intersexuelle person vor. dumbledore ist zwar schwul, aber bloß heimlich, direkt benannt wird es nicht – dafür werden aber mehrere heterobeziehungen dargestellt. besonders enttäuscht bin ich, dass rowling sich nach beenigung des siebten teils selbst für luna lovegood noch ein hetero-romantisches ende ausgedacht hat. und das obwohl es da schon viel kritik an rowlings heteronormativität gegeben hatte.
    ich löse das für mich so: ich konzentriere mich auf fankultur. zum beispiel gibt es auf youtube einen super tollen fanfilm namens “sisters of house black“, an dem ganz viele queere menschen beteiligt waren. leider eine ziemlich weiße gruppe…

    und sonst:
    nachdem ich jetzt vier verschiedene folgen von euch gehört hab, hab ich noch kein einziges mal das wort “ableismus“ gehört, selbst wenn über intersektionalität geredet und verschiedene diskriminierungsformen aufgezählt wurden. ich hab auch keine einzige folge gesehen, die sich direkt damit beschäftigt (kann sein, dass das bei eurer corona folge anders ist, die hab ich noch nicht gehört. aber es wirkte eher so, dass ihr wenn überhaupt bloß mit einer pflegeperson über menschen mit behinderung redet, stimmt der eindruck so?) und auch an dem wie ihr über themen sprecht merke ich, dass ableismus nicht wirklich mitgedacht wird. ich würde euch noch lieber zuhören, wenn ihr daran noch was ändert. denn leider ist das keine seltenheit, dass ableismus ausgeblendet wird, wenn über verschiedene diskriminierungsrealitäten gesprochen wird. und es tut mir weh. ich werde selbst schwerbehindert und pflege meine:n pflegebedürftige:n partner:in. wir sind, obwohl wir es gern wären, kein teil einer queeren gemeinschaft, weil wir nirgends mitgedacht werden.

    vlt könnt ihr euch ja vorstellen, daran zu arbeiten? oder hab ich den falschen eindruck bekommen?

    ich hör gerne mehr von euch.
    liebe grüße
    lale

    1. Hallo Lale,
      danke für deine Hinweise auf unsere Lücken in Sachen Intersektionaler Perspektive und Ableismus. Ich denke, ich spreche für das gesamte Team, wenn ich sage: Wir sind in einem stetigen Lernprozess und sehr dankbar für genau solche Hinweise, da sie uns helfen, inklusiver zu werden und diese Diskriminierungsrealität mitzudenken.
      Wir können uns nicht nur vorstellen, wir wollen daran arbeiten.
      Ich bitte aber auch um ein wenig Geduld, denn manchmal brauchen wir ein bisschen, um Altes zu verlernen (und sei es nur eine eingeengte Perspektive).
      Und ich hoffe, dass du unserem Podcast gewogen bleibst 🙂

      Viele liebe Grüße
      Katrin

  5. Hallo zusammen,

    ich bin erst dieses Jahr auf den Lila Podcast gestoßen und bin unglaublich begeistert – vielen Dank für eure Arbeit!

    In meiner ungetrübten Kinderwelt (ich bin 1992 geboren) hab ich mir Pipi Langstrumpfs Vater immer als dunkelhäutig vorgestellt. Ohne das Verständnis von Kolonialismus und hatte ich überhaupt nie die Idee, dass auf dem afrikanischen Kontinent Weiße leben könnten. Bis zu der Folge ist mir nicht klar gewesen, wie ich mir als Kind – ohne eben die Zusammenhänge zu verstehen – die Welt gemacht hab, wie sie mir gefällt.

    Ganz liebe Grüße
    Cathy

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