Ich bin Feministin, aber…

Was, wenn man am eigenen Anspruch scheitert?

Laura Lucas, Shoko Bethke und Lena Sindermann erzählen in dieser Folge von ihren ganz persönlichen Struggles als Feministinnen: Ab wann ist man eigentlich eine richtig gute Feministin? Und wieso ärgern sich die drei so richtig über sich selbst, wenn sie ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden?

In dieser Folge fragen sich Laura, Shoko und Lena was sie in ihrer Auseinandersetzung mit Feminismen gelernt haben und welche Widersprüche bei diesem Prozess begegnen. Eins wird schnell klar: Auch das Wissen über patriarchale Strukturen und Diskriminierung bedeutet noch lange nicht, dass man sich im Alltag immer dagegen wehren kann. Einige Verhaltensweisen, Rollenstereotype und Glaubenssätze sind so verinnerlicht, dass es unheimlich schwer ist, sich davon zu befreien.

Wieso setzen sich gesellschaftliche Schönheitsideale über „weibliche“ und „männliche Körper“ beispielsweise immer noch durch und wieso ist es oft auch als bekennende Feministin total schwer sich gänzlich davon zu lösen? Wieso wird Care-Arbeit als „weiblich“ konnotierte Aufgabe oft ganz automatisch abgewertet? Fragen über Fragen, bei denen es um Körper, Mutterschaft, Kindheitserfahrungen und Sprachlosigkeit geht.

Die drei packen aber nicht nur eine ganze Bandbreite an Themen auf den Tisch, sondern versuchen ihre Alltagserfahrungen auch immer mit auf die gesellschaftliche Ebene zu heben: Was Sprachlosigkeit mit dem Hochstapler-Syndrom zu tun hat und wieso man mit sich selbst häufig viel strenger als mit anderen ist (#Perfektionismus), erfahrt ihr beim Einschalten.

10 thoughts on “Ich bin Feministin, aber…”

  1. Eine schöne Folge zum Jahresende, vielen Dank. Mich freut es sehr dass es jetzt zwischen den „härteren“ Themen nun öfter wieder ein paar entspannte Laberfolgen gibt. Die tun manchmal einfach gut. Zum Thema mit unrasierten Beinen in die Öffentlichkeit gehen, kann ich nur sagen dass es einfacher wird, sobald man einmal den Sprung gewagt hat. Hier habe ich dazu vor ein paar Wochen einen kleinen Erfahrungsbericht nach mehr als zwei Jahren mit Beinfrisur geschrieben: https://www.instagram.com/p/CXTc2LcM7Fv/ . Auch was den Erziehungsauftrag angeht scheint es langsam zu wirken. Nachdem mir meine mittlerweile 8 Jährige Tochter immer wieder gesagt hat, dass ich Beine habe, wie ein Mann und mich doch mal rasieren soll, zeichnet sie jetzt öfter mal Frauenfiguren mit Schenkeflausch. Ich denke mal da ist ein gutes Zeichen.
    Liebe Grüße an euer ganzes Team und einen guten Start ins neue Jahr

    1. Oah, wie toll! Danke fürs Teilen. Das macht mir auch Mut. Liebe Grüße und dir auch einen guten Start! (Und: Yes!! 🙂 More Laberfolgen to follow ;))

  2. Hey ihr,
    habe die Folge gerade auf einer langen Zugfahrt gehört – ausgerechnet an einem Tag, an dem ich mich am liebsten verstecken würde, weil ich mich „nicht weiblich genug“ fühle – da habe ich den Eindruck jeder schaut mich an und beurteilt mich und meine Weiblichkeit. Und während ich das so denke ist mir bewusst, dass es völlig gegen meine feministische Überzeugung geht! (Ähnlich wie die Geschichte mit den unrasierten Beinen, die wohl viele auf irgendeine Art kennen..) Diese Äußerlichkeiten könnten so herrlich unwichtig sein und es ist unheimlich schwierig, sich davon freizumachen.

    Was das Heimwerken angeht, halte ich es übrigens geschlechtsunabhängig für sehr hilfreich ein paar Grundlagen zu können (Lampe anschließen, Bohren, Nagel in die Wand) – damit man nicht immer jemanden um Hilfe bitten muss. Leider bedeutet das für Frauen oft Hilfe von Männern und für Männer die Bestätigung ihrer Rolle.

    Ich bin Technikerin und Handwerkerin (und kann mit so ziemlich allem eine Bierflasche öffnen) – da darf ich mich wohl mit dem Titel des „cool girl“ schmücken. Ja, irgendwie scheint es den Coolnessfaktor zu geben. Aber (!) das öffnet sofort die nächste Klischeeschublade – du bist entweder „cool“ oder „weiblich“. Tagsüber Maschinen, nach Feierabend Sommerkleidchen bekommt kaum eine(r) in den Kopf. (Da musste ich mir schon einigen Mist anhören).
    Wenn frau dann das bisschen „cool“ überschritten hat und wahre Expertise beweist, kommt leider noch dazu, dass sich einige Männer dadurch in ihrer Position bedroht fühlen… aber das ist wohl ein anderes Kapitel.

    Mir scheint es ein unmöglicher Spagat. Frauenklischees werden belächelt (Sekt, Nagellack, Glitzer, Gefühle, Gekicher, …). Wenn frau sich davon freimacht (Bier, Baumschinen, Autos, Kampfsport) ist sie irgendwie cool, aber nicht mehr weiblich.

    Wir sollen alles sein und das ist unmöglich. Genauso, wie es unmöglich ist, die peferkte Feministin zu sein. Das bei sich selber festzustellen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Hören wir auf so perfektionistisch zu sein. Viele kleine Schritte sind auch eine Bewegung.

    <3

    1. Hi LiLaLiSa,

      danke für dein Kommentar! Ich habe ihn unglaublich gerne gelesen und kann sehr mitfühlen. Dass es Rollen gibt wie entweder „cool“ oder „weiblich“ habe ich auch schon beobachtet. Am liebsten bin ich beides gleichzeitig, habe aber auch schon bemerkt, dass ich mit einem Sommerkleid ganz anders wahrgenommen werde als mit Beanie und Hoodie – obwohl ich als Person gleich bleibe.

      Ich bin aber zuversichtlich, dass wir es irgendwann schaffen werden, Männer- und Frauenklischees als oldschool abzuschminken und jede:r so sein kann, wie sie:er will. Und dass das Unperfekt-sein irgendwann akzeptierter ist. <3

      Herzliche Grüße, Shoko

  3. Hallo Liebe Laura, Liebe Shoko und Liebe Lena

    Ich habe eure Folge „ich bin Feministin, aber…“ gehört und mir sind viele Gedanken in den Kopf geschossen, die euch mitgeben möchte.
    Das ich mich als Feministin sehe ist wohl klar. Ich kann vieles Emotional sehr gut nachempfinden was im Podcast angesprochen wird. Nur mit einem Thema tue ich mich schwer.

    Ich möchte nicht, weil ich eine Feministin bin, darauf verzichten Hilfe anzunehmen. Und ich möchte nicht, dass sich Frauen, die das tun sich deshalb weniger als Feministinnen betrachten.
    Auch wenn es sich dabei um eine von uns wahrgenommene „typisch männliche“ Sache geht, bei der ich von einer männlichen Person Unterstützung erhalten könnte.

    Ich frage, mich, wo das Gefühl herkommt, man müsse gerade weil man eine Feministin ist, die Lampe allein aufhängen können. Und wenn Hilfe, dann bitte nur von einer weiblichen Person.

    Vielleicht hängt es mit dem perfektionistischen Anspruch zusammen, denn man an sich selbst hat. Aber gerade Frauen müssen nicht alles alleine schaffen. Nach Hilfe zu fragen ist etwas Gutes und sollte uns doch eigentlich leicht fallen.

    Noch dazu ist es doch okay, Menschen zu fragen, die sogar eine Freude daran haben uns zu helfen. Sich Kompetenzen anderer von Nutzen zu machen ist nichts schlimmes und unfeministisch (zumindest ist da meine Auffassung von Feminismus).
    Mein Onkel, 69 Jahre hat jahrelang in einem Ingenieursberufsberuf gearbeitet. Meine Tante war Lehrerin. Natürlich ist mir klar, dass beide heteronorme Stereotypen verkörpern, von denen ich mir ebenfalls wünsche, dass sich dies in Zukunft ändert. Muss ich deswegen aber als Feministin darauf verzichten, meinen Onkel beim Lampenaufhängen um Hilfe zu bitten und wenn ja, darf ich dann meine Tante dann auch nicht danach Fragen wie die Hose umgenäht wird?

    Mein Onkel hilft mir jedenfalls weiterhin beim Lampen aufhängen, und er macht dass sehr gerne. Mittlerweile hab ich verstanden auf was man beim Anschluss achten muss und traue es mir auch alleine zu. Ich nutze seine Kompetenz um meine auszubauen.
    Meine Mutter hingegen frage ich nicht mehr , ob sie mit bei einer Naht hilft. Sie hat das Nähen lernen müssen aber nie Spaß dabei gehabt. Gut, dass sie das mittlerweile äußern kann und sich nicht mehr verpflichtet fühlt, nähen zu müssen, nur weil sie eine Frau ist.

    Und genauso werde ich meinen Bruder weiterhin nach seinen Kochrezepten fragen und meine Schwägerin wird mir bei der Steuererklärung helfen.
    Denn ich glaube wir alle können viel voneinander lernen, vor allem dann, wenn wir uns von Stereotypen befreien. Wir müssen uns nicht abmühen um alles allein zu schaffen. Denn wir schaffen doch schon ganz viel, oder nicht?

    Ich selbst bin Hebamme und arbeite im Kreißsaal. Ich weiß wie viel Kraft Frauen haben und freue mich das jeden Tag aufs Neue zu erfahren. Mein Freund ist Vater von drei Kindern, die bei ihm wohnen. Daher weiß ich auch, wie gut Männer ebenfalls in Care-Arbeit seien können. Wir leben als Patchworkfamilie zusammen und mein Partner und ich sehen uns beide als Feminist*innen. Trotzdem streiten wir uns oft über Sexismus, Stereotypen und feministische Ansichten. Aber diese Diskurse sind gut und wir versuchen sie den Kindern nahe zu bringen. Genauso wie ihr versucht euren Höre*innen den Feminismus weiter zu geben. Vielen Dank an der Stelle an eure Arbeit.

    Liebe Grüße
    Marie

    1. Hallo Marie,

      was für eine schöne Nachricht! Vielen Dank fürs Teilen.
      Natürlich ist Hilfe annehmen normal, das machen wir ja alle im Alltag, und zwar andauernd. Wir haben auch nicht dazu appelliert, nicht nach Hilfe zu fragen. Mir ging es in meinem Beispiel nur darum, dass ich genderstereotypische Aufgaben nicht grundlos an Männer abgeben will – sondern mich selbst erstmal damit auseinandersetzen und schauen will, ob ich es auch alleine schaffe. Wenn nicht, dann nicht. Wenn’s klappt – hurra 😉

      Liebe Grüße!
      Shoko

    2. Liebe Marie,

      auch von mir vielen Dank für deinen Kommentar. Das was du beschreibst, ist im Grunde genau der Punkt, den wir machen wollten. Emanzipation ist nicht gleich Unabhängigkeit um jeden Preis. Das macht die Belastungen und den Mental Load ja nur noch größer.

      Bis bald in der nächsten Sendung!
      Laura

  4. Fröhliches neues Jahr ihr 3.

    Ich höre euren Podcast sehr gern, er hilft mir meine antrainieren Denkmuster zu hinterfragen.
    Macht aufmerksam auf Problem von den ich nicht mal im entferntesten dran gedacht habe das sie existieren könnten.

    Bei dieser Folge konnte ich das erste mal wirklich mitfühlen.
    Ich bin ein Mann der durchaus sehr offen und unkonventionelle erzogen wurde, Mama Karriere Papa zuhause Kinder erziehen.
    Trotzdem struggle ich auch damit mich nicht Geschlechter gerecht zu verhalten.
    Eure „Haare an den Beinen“ sind bei mir z.B. Nagellack.
    Ich habe das mal für eine „Challenge “ ausprobiert und meine erste Reaktion war so „pah klar mach ich das, kein Thema“ aber als wir dann fertig waren wollte ich auch erst kneifen und nicht raus gehe wegen den Reaktionen….
    Ich mag Nagellack eigentlich und mach es jetzt deshalb immer mal wieder.
    Der struggle wird weniger ja, aber so richtig weg ist das nach 1 Jahr auch immer noch nicht.
    Trotz durchweg positiver Reaktionen…

    Ich sag mir in diesen Situationen immer „sei ein gutes Vorbild“

    Ich glaube wir müssen alle jeden Tag für unsere ganz persönliche Freiheit kämpfen.

    Und euer Podcast hilft mir zu verstehen wo ich als Mann unbewusst für eine Person der Feind bin.
    Keep up the amazing work

    1. Hallo Flo,

      vielen Dank für dein Feedback! Ich freue mich riesig über die Nachricht, dass du zum ersten Mal mitfühlen konntest.
      Das mit der Challenge kann ich auch gut nachempfinden. Im Kopf läuft alles so geschmeidig und alles ist empowerned. Sobald ich aber mit der Challenge aus der Tür treten soll, bekomme ich dann doch kalte Füße.

      Ich liebe es jedenfalls, dass du deine eigene Challenge mit den lackierten Nägeln lebst und Genderstereotype brichst.

      Liebe Grüße,
      Shoko

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