Diesmal spricht Laura mit der Kulturwissenschaftlerin, Geschlechterforscherin, Autorin und Podcasterin Beatrice Frasl über mentale Gesundheit im Patriarchat. Ob jemand psychisch erkrankt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Darunter auch das Geschlecht und die finanzielle Situation bzw. Klasse. Diese systemischen Faktoren finden aber noch zu wenig Beachtung.
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Historisch gesehen sind Frausein und Weiblichkeit eng mit psychischen Erkrankungen verwoben. In ihrem Buch „Patriarchale Belastungssstörung”, das 2022 erschienen ist, schreibt Beatrice Frasl: „Frauen und Verrückte bewohnen dieselbe patriarchale Bedeutungsinsel.” Ist Patriarchat nicht so etwas wie ein kollektives oder transgenerationales Trauma? Was macht uns aktuell krank? Wie kann eine Vermögenssteuer zur psychischen Gesundheit aller beitragen? Diese und weitere Fragen besprechen Laura und Beatrice in dieser Folge.
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Wart ihr diesen Sommer schon auf einer Hochzeit eingeladen und durftet dabei sein, während anderen den vermeintlich schönsten Tag ihres Lebens feiern? Hochzeiten, so die gesellschaftliche Erzählung, sind genau dazu da: Um die Liebe zwischen zwei Menschen zu zelebrieren.
Doch die Ehe dient in vor allem einem Zweck, wie die Politikwissenschaftlerin und Autorin Emilia Roig in ihrem Buch „Das Ende der Ehe“ analysiert: Sie verfestigen gesellschaftliche Machtverhältnisse und erhalten das Patriarchat aufrecht.
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Liebe deinen Unterdrücker?
Mit ihrem Buch liefert Emilia Roig einen feministischen Rundumschlag über die ungleiche Aufteilung von Care und emotionaler Arbeit in hetero Beziehungen und die staatliche Begünstigung von Kernfamilien.
Sie erklärt, warum es wichtig ist, Geschlechterbinarität zu überwinden, beleuchtet kritisch die Ehe für alle und zeigt, welche Macht die Liebe im Patriarchat hat – und wie alternativen Formen von Liebe uns alle freier machen.
Warum nur eine feministische Perspektive auf Außenpolitik Frieden und Sicherheit für alle bringt. Kristina Lunz im Gespräch mit Laura Lucas und Katrin Rönicke.
Warum kann eine friedliche Welt ohne feministische Analyse nicht gelingen? Was können wir aus Krisen lernen? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Gewalt und Krieg und der patriarchalen Ideologie eines Staates?
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Kristina Lunz ist Gründerin des Centre for Feminist Foreign Policy und Autorin des Buches “Die Zukunft der Außenpolitik ist feministisch”. In ihrer Arbeit analysiert sie die Krisen und Konfliktlösungsansätze der ganzen Welt mit einer feministischen Brille. Dabei vernetzt sie sich mit unzähligen Feminist*innen von überall auf dem Globus. In dieser Folge spricht sie mit Laura und Katrin darüber, warum Außenpolitik den Feminismus braucht, wieso es insbesondere in Zeiten des Krieges wichtig ist, die Utopie des Friedens nicht aus den Augen zu verlieren und welche Errungenschaften feministischer Außenpolitik bereits erreicht wurden.
Insbesondere in Krisen und Kriegen sind es meistens die ohnehin schon marginalisierten und weniger privilegierten Menschen, die besonders gefährdet sind. Deswegen ist es enorm wichtig, bei ihrem Schutz schon VOR die Krise zu kommen, schon vor Krisenzeiten Recht und Gesetz so zu gestalten, dass sie auch in Situationen wie einer Pandemie oder einem Krieg nicht komplett schutzlos dastehen.
Kristina bezieht auch Stellung zur aktuellen Situation in der Ukraine.
In der heutigen Folge spricht Lena Sindermann mit der Auslandskorrespondentin und Autorin Golineh Atai über die Frauen im Iran, die in den westlichen Medien kaum gesehen werden. Die aber nicht nur besonders unter dem patriarchalen Herrschaftssystem leiden, sondern sich oft auch besonders zur Wehr setzen.
Golineh Atai selbst ist in Teheran geboren und im Alter von 5 Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen. Ihr Heimatland hat sie nie ganz hinter sich gelassen – im Gegenteil, die Geschichten ihrer Familie und die Geschehnisse des Landes begleiten sie bis heute. Umso mehr erschüttert sie, dass der Rest der Welt – besonders der Westen – die politische Lage im Iran zu ignorieren scheint. Atai beklagt, dass die westliche Politik so gerne den Märchen des iranischen Regimes Glauben schenkt und dabei die Lebensrealitäten der Menschen – besonders der Frauen – ausblendet.
Sie möchte, dass wir dort genauer hinschauen und den Menschen zuhören, die sich gegen das System auflehnen. Mit ihrem Buch tut sie genau das: Sie hat Frauen aus dem Iran über Monate begleitet, ihre Geschichten gehört und dokumentiert. Obwohl diese Frauen und ihre Beweggründe sehr unterschiedlich sind, haben sie doch etwas gemeinsam: Sie alle haben politische Kämpfe für mehr Gleichberechtigung im Land angestoßen und damit das System ins Wanken gebracht. Sie alle versuchen mutig und aufopferungsvoll den Weg für andere Frauen zu erleichtern. Sie alle haben Widerstand geleistet und die Konsequenzen direkt zu spüren bekommen. Sie alle haben verdient, dass wir hinsehen und -hören!
Prostitution – oder Sexarbeit? Selbstbestimmung oder Ausbeutung? Ein Job wie jeder oder kein anderer? Kaum ein Thema spaltet die (feministische) Debatte so wie dieses. Katrin Rönicke und Barbara Streidl diskutieren in dieser Folge über die Definition, den Kapitalismus, das nordische Modell und die Verknüpfung von Sex als Ware mit der Care-Arbeit.
„Prostitution bedeutet, dass erwachsene Menschen anderen erwachsenen Menschen sexuelle Dienstleistungen gegen Entgelt anbieten. Prostitution ist für diejenigen Menschen, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten, eine Arbeit bzw. Sexarbeit.“ (Sonja Dolinsek)
In das Gespräch fließen Statements von Antje Langethal, Sprecherin der Arbeitsgruppe Frauenhandel und Prostitution bei Terre des femmes, der Sexarbeiterin Mademoiselle Ruby und Sonja Dolinsek ein, die über „Frauenhandel, Sklaverei, Sexarbeit: Transnationale Politiken über „sexuelle Arbeit” in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ promoviert, sie ist auch Gründerin des Blogs „menschenhandel heute“.
Shirin und Sophie arbeiten in der Pflege und engagieren sich in den Arbeitsgruppen „Junge Pflege“. Auf dem Barcamp Frauen haben sie eine Session zur feministischen Auseinandersetzung mit Pflege gegeben. Für sie ist das Thema massiv durch patriarchale Strukturen geprägt, sei es, wenn es um die Bezahlung geht, aber auch wenn es darum geht, den Beruf als echte Profession anzuerkennen. Viele glauben zudem, dass Frauen eine Art „Kümmer-Gen“ hätten – alles das macht es den Menschen schwer, die in der Pflege arbeiten. Ob es helfen würde, wenn mehr Männer den Beruf ergriffen? – Sophie und Shirin sind da eher skeptisch. Das System und die Sozialisation von Jungen und Mädchen – da wollen sie ran! – Ganz urfeministische Anliegen also.
Frauenpolitisches Engagement – was ist das eigentlich? Was machen wir in Sachen Vernetzung und Solidarität – und kann eine Frau überhaupt für andere Frauen stellvertretend sprechen? Darüber und über Judith Butler geht es im Gespräch mit Julia Jäckel.
Julia Jäckel lebt in München, betreibt den Podcast Abendgrün und hat über Judith Butlers Buch „Das Ungehagen der Geschlechter“ – „Gender trouble“ zum Feminismus gefunden.
Außerdem gibt es in dieser Sendung ein Gespräch mit Johanna, sie ist Fußballtrainerin der Mädchenmannschaft FSV Hansa 07 in Berlin-Kreuzberg.
Gehen wir von der ursprünglichen Idee hinter dem Begriff „Demokratie“ aus, dann dürfen alle eines Volkes mitbestimmen über das Gemeinwohl und das, was die Gemeinschaft betrifft. Gute Idee – und völlig klar, warum Feminismus an dieser Stelle so wichtig ist: Zu diesen „allen“ müssen Frauen gehören.
Ganz unbedingt! Das war in der griechischen Antike, der sogenannten Wiege der Demokratie, anders … Frauen, Sklavinnen und Sklaven als auch Menschen ohne Bürgerstatus – das waren oft Gastarbeiter – waren keine Bürger (hier brauchen wir das maskuline Nomen!!). Sie hatten somit keine Stimme.
Über Demokratie und die Notwendigkeit des Feminismus sprechen Barbara Streidl und Katrin Rönicke, anlässlich des neuen Böll-Themenhefts „Demokratie braucht Feminismus„. Dazu passt die Gedankenwelt von Hannah Arendt, die in ihrem posthum veröffentlichten Buch „Die Freiheit, frei zu sein“, ganz klar fordert, dass öffentliches Engagement zum Menschsein – und zur Freiheit – zwingend gehört. Es geht in dieser Sendung um den Film „Female Pleasure„, der zwar erst im November in unsere Kinos kommt, aber schon Großes verspricht – Katrin hat ihn gesehen. Barbara empfiehlt den Roman „Die Gabe“ von Naomi Alderman, der ein schönes „Was wäre wenn Frauen an der Macht wären“-Bild zeigt, und daran geknüpft wird die Frage diskutiert, ob Frauen auch zu Machtmissbrauch neigen: Danach hatte eine Hörerin gefragt – und mit ihrer Frage den Finger auf ein wichtiges Thema gelegt.
Buchtipp dazu von Shannon D. Beebe, „Unsere beste Waffe ist keine Waffe“ und der versprochene Hinweis auf Agnieszka Brugger und dann noch auf Christine Buchholz, um auch eine Linke zu nennen
Was es nicht in die Sendung geschafft hat, aber dennoch spannend ist:
Universität in Tokyo verschlechtert absichtlich Prüfungsergebnisse von Frauen – und das mit der Begründung, es sei ein „notwendiges Übel“, weil die Frauen ja schwanger werden können
Nachrufe in der New York Times sind seltenst nicht männlich oder nicht weiß
Sie ist Pädagogin und Kauffrau, Gründerin einer eigenen Frauenzeitschrift, Buchautorin und Muslimin. Sineb El Masrar schiebt die Stühle, zwischen denen Frauen wie sie angeblich sitzen, einfach zusammen und kreiert etwas Eigenes: eine emanzipatorische Bildungsbewegung innerhalb des Islams. Das ist gewagt! Und bleibt nicht unwidersprochen. Aber sie findet, dass es verdammt notwendig ist.
Für sie sind Vielfalt, Emanzipation und Islam keine Widersprüche, sondern das ganz normale Leben – wie sie auch mit ihrem Debüt „Muslim Girls“, das 2010 erschien, zeigte. Darin hat sie muslimische Mädchen und Frauen und deren vielfältige Art zu leben festgehalten und gezeigt: Klischees sind immer schlecht. Mehr Realität bitte! Sie wendet sich gegen eine stereotyp-defizitäre Darstellung von Frauen im Islam. Und gleichzeitig wehrt sie sich gegen die patriarchalen Ströme in der eigenen Religion und ruft alle dazu auf, diese zu verändern und zu einem besseren Ort für Frauen wie auch Männer zu machen. Sineb zeigt, wie man mit Empathie, Geduld und Beharrlichkeit – vor allem aber mit ganz vielen hartnäckigen Fragen, eine gemeinsame Bewegung schaffen kann.
Ilan Stephani ist Sexarbeiterin gewesen. Das ist lange her. Sie hat dabei so viel gelernt, dass sie 2017 ein Buch darüber herausgebracht hat. In „Lieb und teuer“ seziert sie die Vorstellungen über Sex in unserer Gesellschaft, die Macht & (Doppel-) Moral.
Eigentlich ist sie aus einer Mischung aus Neugier und Protest in der Sexarbeit gelandet, mit all den Vorurteilen, die auch viele andere in der Gesellschaft über Prostitution, Bordelle und Freier haben. Damals lernte Ilan Stephani so viel über das Leben, unsere Geschlechterbeziehungen, die Sehnsüchte, Sex und Macht, dass es sie auch zehn Jahre später noch umgetrieben hat und schließlich hat sie ein Buch geschrieben, in dem ihre Erfahrungen nachgelesen werden können.
Katrin hat Ilan einen Besuch abgestattet und mit ihr lange, ausführlich und sehr tief über Dreidimensionalität, Sozialisation, Befreiung, Patriarchat, Gewalt, Vorurteile, Rollen und vieles mehr gesprochen.