Wie divers ist die queere Szene?

Ein Gespräch über Repräsentation und Sichtbarkeit im Pride Month

Es ist mal wieder Pride Month: Unternehmen rüsten sich mit Regenbogenflaggen, im Fernsehen läuft queeres Trash TV und trotz Pandemie bereiten sich alle langsam auf die Pride Paraden vor. Lena Sindermann fragt sich, wer im Pride Month eigentlich mit welchen Aktionen angesprochen oder repräsentiert wird und wessen Perspektiven – welcome to patriarchy- auch in der queeren Community oft unsichtbar gemacht werden.

Gemeinsam mit Zuher Jazmati vom BBQ Podcast und Schnieke vom The Lesbian Gaze Podcast nimmt Lena die queere Szene genauer unter die Lupe. Die drei sprechen über ihr ambivalentes Verhältnis zum Pride Month, das sich einerseits durch Freude an der vielfältigen queeren Sichtbarkeit auf den Straßen äußert und sich anderseits aus Ärger über die Profitgier von Unternehmen speist, die aus queerem Leben Kapital schlagen und sich darüber hinaus nicht für LGBTIQ Rechte Interessieren.

Neben allgemeiner Kritik an der Kommerzialisierung des Christopher Street Days, wird es in dieser Folge aber auch wieder sehr persönlich. Zuher erzählt beispielsweise von seinen Erfahrungen als nicht-weiße queere Person in Deutschland und wieso es in der queeren Szene teilweise nicht nur an Empathie, sondern auch an knallharter antirassistischer Aufklärung fehlt.

Links und Hintergründe

Zuher Jazmati vom BBQ Podcast

Instagram: @bbq.podcast
Folge „Dein Pride auch mein Pride?“

Schnieke vom The Lesbian Gaze Podcast 

Instagram: @thelesbiangaze.pod
Folge „Radical Pride – Queere Kämpfe, queeres Feiern“

Historie des Christopher Street Days:

TAZ Artikel: „Christopher Street Day – Hauptsache, Heten haben Spaß“
TAZ Artikel: „50 Jahre Stonewall-Unruhen – Die vielen an der Front“
Artikel Demokratie Geschichten: „Die Legende von Stonewall“

Rassismusvorwürfe in queeren Communitys:

Tagesspiegel: Rassismus-Debatte um Dragqueen Nina QueerRassismus in der queeren Community – Sookee im Talk mit Jasmin Semken | CSD Berlin 2020

TSG: 

Zeitinterview mit Felicia Ewert: „Transsexuellengesetz: Die Message ist: Eure Existenz ist nicht genug wert“

Unterstützt den Lila Podcast:

Vielen Dank!

Rassismus und Transfeindlichkeit: Wenn sich Idole wie Arschlöcher verhalten

Wie reagieren, wenn sich Personen des öffentlichen Lebens sexistisch, rassistisch transfeindlich oder sonst wie diskriminierend verhalten? Shoko Bethke, Katrin Rönicke und Lena Sindermann stellen sich dieser Frage und spielen verschiedene Lösungswege durch.

Früher war Katrin großer Fan von J.K. Rowling, Shoko hat jedes Buch von Martin Sonneborn gelesen und Lena liebte die Geschichten von Pipi Langstrumpf und die TED-Talks von Chimamanda Ngozi Adichie – bis ihnen der Spaß daran verdorben wurde. Denn Rassismus, Transfeindlichkeit und kolonialistische Weltbilder sind nicht cool.

Besonders schmerzhaft ist es natürlich dann, wenn es um Personen geht, die man einmal sehr bewundert hat und die wichtige Idole waren. J.K. Rowling ist so eine Person, die wahrscheinlich von vielen Menschen für ihre Harry Potter Bücher gefeiert wird und die heute transfeindliche Äußerungen verbreitet.
Noch verflixter wird das Thema dann, wenn Personen sich einerseits für total wichtige Arbeit im Kampf gegen Diskrimierung einsetzten und andererseits bestimmte Gruppen aus ihrem Kämpfen ausschließen. Die Nigerianische Bestseller Autorin Chimamanda Ngozi Adichie leistet beispielsweise unheimlich wichtige Antirassismusarbeit, solidarisiert sich aber öffentlich mit den transexkludierenden Aussagen J.K. Rowlings.

Für Shoko, Katrin und Lena stellt sich die Frage, wie sie die richtige Balance zwischen Ambiguitätstoleranz – also der Fähigkeit, mehrdeutige Situationen und widersprüchliche Handlungsweisen zu ertragen – und gutem Allyship – also einer guten Verbündeten mit diskriminierten Personen zu sein – finden können.
Die drei erzählen davon, wie weh solche Prozesse tun können und wieso es trotzdem wichtig ist, sich damit auseinander zu setzen und genau hin zu schauen.

Links und Hintergründe

J.K. Rowling und Transfeindlichkeit

Chimamanda Ngozi Adichie und Transfeindlichkeit

Martin Sonneborn und Rassismus

Was darf Satire?

Pippi Langstrumpf und Europas Kolonialgeschichte

Cancel Culture

Ambiguitätstoleranz

Wikipedia: Ambiguitätstoleranz

Antisemitismus im Feminismus

Unterstützt den Lila Podcast:

Vielen Dank!

Was wir von den feministischen Bewegungen in Lateinamerika lernen können

Laura Vorsatz mit Sophia Boddenberg und Diana Almeida

Antikapitalismus und Feminismus – diese Kombination findet sich bei uns meistens nur in besonders linken Szenen und Subkulturen. Der feministische Mainstream in Deutschland kümmert sich eher um Quoten, Vorstände, Equal Pay und Mental Load.
In Lateinamerika ist das anders.

Quoten, Vorstände, Equal Pay und Mental Load sind wichtige Themen – keine Frage – aber es sind alles Themen, die zeigen, dass wir vor allem versuchen, IM Kapitalismus zu Gleichberechtigung zu finden und nicht viel darüber nachdenken, das System SELBST zu ändern. Das Problem ist nur: Der Kapitalismus ist nicht an Gleichberechtigung interessiert.

Viele feministische Bewegungen in Lateinamerika haben das längst erkannt. Der globale Süden wird schließlich ausgebeutet, damit der Konsum im globalen Norden erst möglich ist. Prekäre Arbeitsverhältnisse, Diskriminierung und unbezahlte Carearbeit sind die Norm.

Laura Vorsatz hat mit Chile-Korrespondentin Sophia Boddenberg über die verschiedenen feministischen Bewegungen in Lateinamerika gesprochen. Außerdem berichtet Diana Almeida vom Kollektiv Bloque Latinoamericano Berlin, wie sie in Ecuador aufgewachsen ist und welche feministischen Forderungen ihrer Heimat sich mit denen in Deutschland vereinbaren lassen.

Links und Hintergründe

Weiterführendes:

Unterstützen:

Vielen Dank!

Stefanie Stahl über Beziehungen, Feminismus, Dating und Corona

Mit Sham Jaff und Laura Lucas

Stefanie Stahl ist durch ihr Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ vermutlich eine der bekanntesten Psychologinnen Deutschlands. Laura und Sham haben sie eingeladen, um über toxische Beziehungen, Geschlechterrollen, Dating in Zeiten von Corona und vieles, vieles mehr zu sprechen.

Beziehungen prägen unseren Alltag und dass sie auch ein feministisches Thema sind, das ist uns manchmal gar nicht so bewusst. Im Gespräch mit Laura und Sham erzählt die Psychologin Stefanie Stahl, wie Menschen in Beziehungen mal mehr, mal weniger Probleme haben und wie traditionelle Geschlechterrollen die Fähigkeiten der Partner*innen zu Beziehung auch beeinflussen können.

Stefanie Stahl zeigt: Am Ende geht es – unabhängig vom Geschlecht – um ein gesundes Gleichgewicht zwischen Bindung und Autonomie. Manchmal aber kommt es zur Schieflage, ob auf die eine oder andere Seite, und die Natur ist daran vielleicht nicht ganz unschuldig…
Gemeinsam erkunden die drei, welche feministischen Aspekte das Thema Beziehungen außerdem hat und wie sich Beziehungen und Dating während der Corona-Pandemie verändern.

Links und Hintergründe

Unterstützen:

Vielen Dank!

Rechter Frauenhass: Wie Rechtsextremismus und Misogynie zusammenhängen

Mit Lena Sindermann und Shoko Bethke

*Triggerwarnung: In dieser Sendung werden rassistische und misogyne Gewalt beschrieben. Falls euch das Thema triggern sollte, hört sie euch lieber später oder gar nicht an.*

Vor ziemlich genau einem Jahr ereignete sich in Hanau ein schrecklicher rechtsextremer Anschlag, bei dem 11 Menschen ums Leben gekommen sind. Shoko Bethke und Lena Sindermann blicken zurück und erinnern sich auch an den rechtsextremen Anschlag in Halle aus dem Jahr 2019. Neben den tief rassistischen Motiven der Täter fällt auf, dass sie auch starke frauenfeindliche und antifeministische Ideologien verfolgten.

Shoko und Lena gehen der Frage nach, wie Rechtextremismus mit Misogynie zusammenhängt und wie das Ganze in antisemitische Verschwörungsmythen eingebettet ist.

Viele rechtsextreme Täter radikalisieren sich im Netz und festigen dort ihre rassistischen und frauenverachtenden Ansichten. In Onlineforen, in denen beispielsweise die sog. Incels (unfreiwillig im Zölibat Lebende) unterwegs sind, wird Frau nicht nur die Schuld am persönlichen Unglück gegeben, sondern auch am Untergang der „westlichen Nationen“. Der Feminismus wird hier als Feindbild von Männern und als Verrat am eigenen Land konstruiert, was häufig auch konservative Kreise übernehmen, wenn sie von „Genderwahn“ oder Political Correctness als Kampfbegriff sprechen. Shoko und Lena versuchen in dieser Folge zu verstehen, wie diese Feindbilder entstehen und wieso Frauenhass oft der Einstieg in den Rechtsextremismus ist.

Die NSU 2.0 Morddrohungen sind dabei tragische und aktuelle Beispiele die zeigen, wie bedroht insbesondere Frauen sind, die sich für gesellschaftliche Vielfalt und die Arbeit gegen Rechts stark machen.
Außerdem nehmen Shoko und Lena auch die AFD in die Verantwortung und sprechen darüber, wieso diese Partei als politischer Arm des Rechtsextremismus bezeichnet werden kann und daher eine Mitverantwortung für rechten Terror hat.

 

Links und Hintergründe

Infos zu den Anschlägen in Halle und Hanau:

Infos zu Frauenhass im Rechtsextremismus:

Eine Sendung von Shoko Bethke und Lena Sindermann.
Die Redaktion machte Susanne Klingner.

Unterstützen:

Vielen Dank!

10 Frauen aus aller Welt, die ihr kennen solltet

Mit Shoko Bethke, Laura Vorsatz, Sham Jaff, Laura Lucas und Lena Sindermann

Nachtrag: Leider ist uns in dieser Folge ein Fehler passiert! Trista McGovern hat Skoliose und nicht Muskelatrophie, wie von uns in ihrem Portrait gesagt. Wir hatten die falsche Information aus dem unten auch verlinkten Enorm Magazin übernommen, das wir bei unserer Recherche als einzige deutschsprachige Quelle gefunden hatten. (Die Information ist auch dort mittlerweile korrigiert und die Redaktion ist in Kontakt mit McGovern.) Trista McGovern hat uns selbst auf diesen Fehler hingewiesen und wir entschuldigen uns von Herzen dafür, dass wir ihr eine falsche Diagnose zugeschrieben haben!

Diese Folge des Lila Podcasts beginnt in Asien und führt euch von arabischen Staaten zum afrikanischen Kontinent bis nach Südamerika und schließlich über den großen Teich in die USA. Euch erwarten eine Reihe großartiger und diverser Frauen, die mit Sicherheit nicht nur uns begeistern, sondern auch euch zum Staunen bringen. Es wird politisch, es wird brutal, es wird emotional.

Shoko, Laura, Sham, Laura und Lena nehmen euch einmal um die ganze Welt mit und reisen von einem Gefühlschaos ins nächste: Während Shoko vor allem um die Hongkonger Aktivistin Agnes Chow bangt, die nach Protesten gegen das Regime erst kürzlich zu einer langen Haftstrafe verurteilt wurde, erzählt Laura Lucas die rührende Geschichte Saalumarada Thimmakkas, die sich in Indien für Klimaschutz einsetzt und als kinderlose Frau lange von der Gesellschaft ausgestoßen wurde.

Sham und Laura Vorsatz berichten von Aktivist:innen, die sich mit viel Mut und Ausdauer für mehr Rechte von Frauen einsetzen und dafür ihr eigenes Leben riskieren. Ludschain al-Hathulul kämpfte darum, dass Frauen in Saudi-Arabien Auto fahren dürfen und sitzt dafür nun im Gefängnis. Die Anwältin Nasrin Sotoudeh hat sich besonders für die LGBTQIA-Community im Iran stark gemacht und muss ebenfalls eine lange Haftstrafe verbüßen. Lena lenkt den Blick auf die queere Aktivistin Trista McGovern, die mit einer spinalen Muskelatrophie als Model arbeitet und damit mehrere Tabuthemen gleichzeitig aufbricht.

Insgesamt warten also zehn spannende Frauenportraits darauf gehört zu werden. Es sind Frauen, die wahnsinnig wichtige Arbeit leisten, aber in der breiten Öffentlichkeit oft (noch) nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient hätten. Ein dickes Shout-out an dieser Stelle für alle, die sich vehement für mehr Gerechtigkeit und Frauenempowerment in dieser Welt einsetzen!

 

Links und Hintergründe:

Agnes Chow

Saalumarada Thimmakka

Ludschain al-Hathlul

Nasrin Sotoudeh

Leyla Güven

Vanessa Nakate

Caroline Bowah

Marielle Franco

Trista McGovern

Yayoi Kusama

Eine Sendung von Shoko Bethke, Laura Vorsatz, Sham Jaff, Laura Lucas und Lena Sindermann. Die Redaktion machte Susanne Klingner, Schnitt und Sound Design Carina Schröder.

Lila Podcast Unterstützen:

Vielen Dank!

Schönheitsideale und Selbstwertgefühl in den Sozialen Medien – mit Maria Popov

Von Sham Jaff und Laura Lucas

Heutzutage gibt es wenige junge Menschen, die nicht auf den sozialen Medien aktiv sind. Egal, welches Geschlecht, Alter und Hautfarbe – alle teilen Fotos, Videos und Gedanken und hoffen, im Gegenzug ein “Gefällt mir” von Freund:innen und, nicht selten, von wildfremden Menschen zu ergattern. Das Wettrennen um die sogenannten Likes kann für viele junge Menschen real sein. Integrierte Filter auf sozialen Medien wie TikTok oder Instagram und kostenlose Bildbearbeitungs-Apps machen es uns einfach, sich jederzeit in beliebige Versionen unserer Selbst zu verwandeln.

Für die meisten sind diese neuen Tools eine harmlose Spielerei. Aber nicht für alle. Immer mehr Menschen, vor allem junge Frauen, wünschen sich, offline so auszusehen wie online. Denn die bearbeiteten Bilder in den sozialen Medien verändern weltweit, wie wir Schönheit wahrnehmen, das schreiben Dermatologinnen der Boston University in ihrer Studie «Selfies – Living in the Era of Filtered Photographs». Nicht selten würden gefilterte und retouchierte Bilder immer öfter als Vorlage für Schönheits-OPs herangezogen werden.

Aber haben wirklich die sozialen Medien Schuld daran? In dieser Episode sprechen Sham und Laura L. über Schönheitsideale und das Selbstwertgefühl in Zeiten der sozialen Medien. Inwiefern beeinflussen soziale Netzwerke wie Instagram und TikTok unser Selbstwertgefühl und wie können wir das Internet für uns – und nicht gegen uns – arbeiten lassen? Können wir das überhaupt?

Zu Gast in dieser Sendung ist Maria Popov, Redaktionsleiterin von „Auf Klo“, dem feministischen Talkformat auf YouTube von funk. Maria berichtet nicht nur von eigenen persönlichen Erfahrungen im Netz. Sie gibt auch Tipps, wie man gekonnt das Internet so austrickst, damit toxische Schönheitsideale gar nicht erst auf deine „Für Dich“-Startseite von TikTok gelangen können. Im Gespräch geht es unter anderem um Perfektionismus, um sogenannte gute und schlechte „challenges“ auf den sozialen Medien und wie wir unsund die nächste Generation vor den letzteren am besten warnen und schützen können. Continue reading „Schönheitsideale und Selbstwertgefühl in den Sozialen Medien – mit Maria Popov“

Männerwelten 2.0 – die Dauerausstellung geht weiter

Eine Sendung mit intersektionalen Perspektiven auf das Thema sexualisierte Gewalt

Die Museen sind zu, doch die Dauerausstellung „Männerwelten“ geht weiter. Ursprünglich führte Sophie Passmann in 15 Minuten auf ProSieben durch eine virtuelle Ausstellung, die sich mit sexualisierter Gewalt an Frauen beschäftigte. Im Zentrum standen neben Penisbildern und Hassnachrichten auch andere Exponate, die grausame Geschichten über sexualisierte Gewalt an Frauen zeigten. Triggernd, erschreckend, gruselig – die Ausstellung hat auch Laura und Lena aufgewühlt. Aber wirklich überraschend war das, was hier gezeigt wurde, nicht. Geschichten wie diese gehören zum Alltag fast aller Frauen.

Nachdem das Kurzvideo „Männerwelten“ gesendet war, meldeten sich direkt die ersten kritischen Stimmen: Wichtiges Thema, ja! Und toll, dass es in der Primetime auf ProSieben gezeigt wurde. Aber wo ist die Diversität in den Erzählungen? Wieso wird das Problem sexualisierter Gewalt auf die Erfahrungen von weißen, normschönen, cis Frauen reduziert, wo doch gerade die Menschen prozentual häufiger von Gewalt betroffen sind, die unter Mehrfachdiskriminierungen leiden?

Die LGBTQIA-Aktivistin Phenix Kühnert erzählt im Interview, wieso sie sich in der Ausstellung nicht repräsentiert gefühlt hat und was sie sich bei der Umsetzung des Beitrags gewünscht hätte. Laura und Lena greifen diese Kritik in der heutigen Folge auf und nutzen sie, um die Ausstellung weiter zu spinnen. Im Zentrum der weiterführenden Ausstellung „Männerwelten 2.0“ stehen daher auditive Exponate, die verschiedene Erfahrungen sexualisierter Gewalt künstlerisch aufarbeiten.

Die Aktivistin Chiara Seidl wird euch mit ihrem Lied „How it feels“ garantiert einen Ohrwurm verpassen. Darin erzählt sie von dem Schmerz, wenn Überlebenden von sexualisierter Gewalt nicht geglaubt wird. Die Kabarettistin und Autorin Dr. Michaela Dudley kreiert Wortspiele und Reime, die sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken anregen. Sie bringt auf den Punkt, wieso wir endlich anfangen müssen, sexualisierte Gewalt als strukturelles Problem anzupacken. Dazu ruft auch das Kollektiv „Las Tesis“ auf, deren Performance „Und violador en tu camino“ Anfang des Jahres überall auf der Welt nachgeahmt wurde.

Neben wunderbaren Frauen sind in dieser Ausstellung auch Männer zu hören: Der Youtuber Thieß Grotrian thematisiert in seinem Poetry Slam zum Beispiel den gewaltvollen Prozess seiner Transition. Eine Perspektive, die in feministischen Debatten um Gewalt häufig vergessen wird. Außerdem wollen Laura und Lena den Diskurs auch mal von der anderen Seite betrachten und den Fokus auf die Täter legen. Wie kann es sein, dass jede*r Frauen kennt, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, aber die dazugehörigen Täter in der Versenkung verschwinden? Wie lange müssen es noch die Überlebenden sein, die von ihren traumatisierenden Erfahrungen berichten, ehe Männer anfangen sich zu ihren Taten zu positionieren. Der Männerforscher Christoph May gehört zu den Wenigen, die diesen Schritt gehen und dazu aufrufen, das Thema sexualisierte Gewalt auf die Agenda von Männern zu setzen.

 

Links und Hintergründe

Sexualisierte Gewalt im Krieg und in modernen Gesellschaften: Japans “Trostfrauen”

Frauen und ihre Körper wurden im Zweiten Weltkrieg als „Belohnung“ für japanische Soldaten zwangsprostituiert, doch Japan tut sich schwer mit der Verantwortung für diese Geschichte.

Geschätzt 100.000 bis 300.000 Frauen und Mädchen wurden im Zweiten Weltkrieg als sogenannte „Trostfrauen“ in japanischen Bordellen zwangsprostituiert. Eine Statue in Berlin wollte an dieses Kriegsverbrechen erinnern, soll nun aber, nach Druck aus Tokio, wieder verschwinden. Warum?

Shoko und Laura haben sich in dieser Folge die Vergangenheit und die Aufarbeitung der „Trostfrauen“ vorgenommen: Mit Nataly Jung-Hwa Han vom Korea-Verband und Frau Yamashita vom WAM Museum (Women’s active museum on war and peace) sprechen sie über die Schwierigkeit, Gerechtigkeit für die Mädchen und Frauen zu erreichen – und sei es nur in Form einer offiziellen Entschuldigung durch die japanische Regierung. Und dann dadurch, dass für die eigene Geschichte Verantwortung übernommen wird und sie zum Beispiel auch in Schulbüchern gelehrt wird.

Doch: Das Thema ist in Japan nicht gern gesehen. Wer als Feministin darüber spricht, wird als japanfeindlich gebrandmarkt. Frau Yamashita erzählt, wie das damit zusammenhängt, dass sexuelle Gewalt in Japan in vielen Fällen von den Gerichten nicht als solche verurteilt wird. Von Vergewaltigung, so die „Logik“, könne man nur dann sprechen, wenn sich eine Frau gewehrt habe und um ihr Leben gekämpft. Der Umgang mit der eigenen Geschichte spiegelt sich also auch im Umgang der Gesellschaft mit den heutigen Frauen wider. Eine von ihnen ist Shiori Itō. Sie hat ihre Geschichte erzählt, doch der Täter wurde nicht dafür verurteilt, stattdessen musste sie das Land verlassen.

Dass eine Berliner Statue wegen des Drucks durch die japanische Regierung verhindert werden konnte, ist ungeheuerlich. Ihr könnt den Korea-Verband dabei unterstützen, dass die Friedensstatue bleiben darf:

 

Links und Hintergründe

Unterstützen:

Vielen Dank!

Feministisches Glotzen

Wir haben einen bundesweiten Lockdown im November und das Team des Lila Podcasts sitzt vor dem Bildschirm. Diesmal aber nicht nur, um fleißig für euch zu recherchieren, interviewen oder Töne zu schneiden, sondern um Serien- und Filme zu schauen.
Laura Vorsatz, Sham, Lena und Shoko sprechen über ihre Glotz-Empfehlungen:

Laura spricht über Fleabag, eine britische Tragikomödie mit nur zwei Staffeln, weil die Drehbuchautorin und Schauspielerin Phoebe Waller-Bridge die Serie beendete, als sie am Besten war. Waller-Bridge spielt eine junge, in London ansässige Frau, die frei und sexuell aktiv ist, aber auch viel Wut mit sich herumträgt. Die Protagonistin kommuniziert regelrecht mit dem Publikum, indem sie die „vierte Wand“ bricht, sodass wir als Zuschauer*innen das Gefühl bekommen, als beste*r Freund*in einen Blick in ihr Leben zu gewinnen.

Sham ist von der japanischen Animationsserie Aggretsuko (Aggressive Retsuko) begeistert. Die 25 Jährige Pandafrau Retsuko lebt als gewöhnliche OL (Office Lady) in Tokyo und ist dem Machtmissbrauch ihres Vorgesetzten ausgesetzt. Ständig kommandiert er sie herum, sie solle ihm Tee einschenken, seinen Tisch wischen oder mehr Arbeit erledigen. Den aufgebauten Stress lässt Retsuko in einer Einzelkabine ihrer Stammkaraokebar aus – in Form von Heavy Metal. Da sie aber eine zurückhaltende, ruhige Persönlichkeit nach Außen ausstrahlt, darf niemand von ihrem Geheimnis erfahren.

Lena stellt Pose vor, eine Serie, die sich mit der Ballroom Culture aus den Jahren 1987 und 1988 beschäftigt. Die trans Frau und Hauptdarstellerin Blanca Rodriguez, die selbst in der Ballromm Culture aktiv ist, tritt regelmäßig bei Tanzwettbewerben gegen andere an und kämpft außerdem gegen die tägliche Diskriminierung von trans Menschen oder People of Colour. Im Unterschied zu anderen Produktionen werden die Rollen der trans Personen an tatsächliche trans Schauspieler*innen vergeben, und auch hinter der Kamera wirkt eine breite Gemeinschaft von trans Menschen mit. Die Serie ist der Hit für alle Fans von Voguing, Musik und Glamour und trifft mit ihren gesellschaftskritischen Themen mitten ins Herz.

Shoko, die weniger Serien schaut, aber ein großer Fan von Filmen ist, stellt die koreanisch-amerikanische Produktion von Bong Joon-ho namens Okja vor. Der Film behandelt die Geschichte der 14 Jährigen Mija und ihrer besten Freundin und Familienmitglied Okja. Okja ist ein sogenanntes Superschwein, das zehn Jahre bei Mija auf einem koreanischen Berg wohnen durfte und wieder zurück nach Amerika geschleppt wird, um zu Fleisch verarbeitet zu werden. Entsetzt darüber, macht sich Mija auf die weite Reise, um Okja wieder zurück zu bringen.

 

Links und Hintergründe:

Unterstützen:

Vielen Dank!