Wo es Macht gibt, gibt es Menschen, die ihre Macht ausnutzen und sie missbrauchen. Der deutsche Wissenschafts- und Hochschulbetrieb ist von solchen Hierarchien durchzogen: das Ungleichgewicht zwischen beispielsweise Studierenden und Professor*innen oder auch zwischen Professor*innen und Doktorand*innen ist extrem und beruht auf einseitigen Abhängigkeitsverhältnissen.
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Medien berichten in diesem Kontext immer wieder von Grenzüberschreitungen, übergriffigem Verhalten und sexualisierter Gewalt von Vorgesetzten: Dozierende, die anzügliche Bemerkungen während des Seminars machen, Professor*innen, die ihre Mitarbeitenden Nachtclubs einladen, Professor*innen, die ihre Doktorand*innen auf den Mund küssen.
Übergriffe benennen und verhindern
Lena bespricht in dieser Episode, was Hochschulen an sich haben, das Machtmissbrauch begünstigt und woran es liegt, dass Betroffene sich so schlecht dagegen zur Wehr setzen können.
Rechtsanwältin Martina Lörsch berichtet dazu von ihren Erfahrungen als Verteidigerin von Betroffenen sexualisierter Gewalt. Sie erklärt, warum Grenzüberschreitungen häufig erst spät als solche erkannt werden und warum Betroffene sich dann – zB aufgrund von Scham – keine Hilfe suchen.
Wissenschaftlerin Dr. Heike Pantelmann ergänzt dazu, dass es eben sehr schwer ist, sich gegen die Person zu wenden, von der „alles abhängt”. Alles meint in dem Kontext das Fortkommen auf der Karriereleiter, die Fertigstellung der Promotion oder das Publizieren in renommierten Fachzeitschriften.
Was Hochschulen tun müssen, wird deutlich: hinschauen, ernst nehmen, Umgangsstrategien entwickeln, Anlaufstellen einrichten UND aufhören, das Thema zu tabuisieren.
Wälty, T., Knorr, L., & Pantelmann, H. (2023). Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt an deutschen Hochschulen – begünstigende Strukturen und passive Institutionen. Femina Politica – Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 32(1), 135-139. https://doi.org/10.3224/feminapolitica.v32i1.16
Lipinsky, Anke/Schredl, Claudia/Baumann, Horst/Humbert, Anne Laure/Tanwar, Jagriti, 2022: Gender-based violence and its consequences in European Academia. Summary results from the UniSAFE survey. Internet: https://unisafe-gbv.eu/wp-content/uploads/2022/11/UniSAFE-survey_ prevalence-results_2022.pdf (25.01.2023)
Investigative Recherchen von Correctiv und der SZ haben gezeigt: partnerschaftliche Gewalt im Profifußball ist kein Einzelfall. Wie laufen solche Recherchen ab?
Achtung, Triggerwarnung: In dieser Folge geht es um partnerschaftliche Gewalt. Hört sie euch nur an, wenn ihr euch dazu bereit fühlt und schaut, dass ihr nicht alleine seid.
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Lange haben Gabriela Keller und Maike Backhaus recherchiert, bis sie im Oktober und im November ihre zweiteilige Recherche zu partnerschaftlicher Gewalt im Profifußball veröffentlichten. Der Aufschrei blieb aus – einzig der tragische Fall von Kasia Lehnhardt bekam medial einige Aufmerksamkeit. Die ehemalige Partnerin von JérômeBoateng nahm sich 15 Tage, nachdem der Fußballer sie mit Gewalt dazu gedrängt haben soll, eine Verschwiegenheitserklärung zu unterzeichnen, das Leben.
Boateng ist kein Einzelfall
Boateng, der bereits wegen Körperverletzung einer anderen Partnerin verurteilt wurde, ist kein Einzelfall, wie Gabriela Keller und Maike Bachhaus zeigen konnten. Im Profifußball wird enormer Druck auf die Partnerinnen der Spieler ausgeübt. Außerdem werden sie mit Verschwiegenheitserklärungen mundtot gemacht.
Wie erzählt man Geschichten von Betroffenen, die vertraglich zugesichert haben, nie öffentlich über ihre Beziehungen zu sprechen? Und wie legal sind solche Knebelverträge? Darüber sprechen Gabriela Keller und Maike Backhaus in dieser Podcastfolge mit Susanne.
Du bist selbst von häuslicher Gewalt betroffen?
Du bist nicht allein! Hier findest du Hilfe, auch anonym:
Wir haben wieder einige eurer Mails, Tweets und Kommentare aufgegriffen, um über all die Dinge zu sprechen, die euch im Moment beschäftigen.
So hat Anne mal ausgerechnet, wie schlimm es eigentlich um ihre Finanzen steht seitdem sie für ihr Kind im Beruf ausgesetzt hat – und hat darüber gleich einen Artikel veröffentlicht, mit Zahlen und Kurven zur Veranschaulichung. Barbara spricht mit Hörerin und Hebamme Mirjam über ihren Podcast „Geschichten über Geburten“. Anja fragt, was sie mit ihrem Mitbewohner machen soll, der sich von Feminismus und #meToo angegriffen fühlt. Und wir haben ein Hashtag für unser Vorhaben, 2019 richtig viele tolle Frauen zu promoten – gemeinsam mit euch: #dieseFrau.
Caroline Rosales hat ein Buch über die sexuelle Verfügbarkeit von Frauen geschrieben – die tatsächliche oder vermeintliche, und der Klappentext ihres Buches bringt es ganz schön auf den Punkt: „Caroline Rosales erzählt nah an ihrer eigenen Geschichte, wie bereits kleine Mädchen darauf konditioniert werden, lieb und höflich zu sein und dem Onkel doch ein Küsschen zu geben. Und wie aus diesen Mädchen Frauen werden, die mehr auf das Gegenüber achten als auf sich selber.“
Katrin hat Caroline ausgefragt, warum wir genauer hinschauen müssen, wie Mädchen und Frauen überhaupt anerzogen wird, eigene Grenzen zu verteidigen, oder ob genau das in unserer Gesellschaft immer noch verpasst wird – und wie man es ändern kann.
Im Juli wurde der Theatermacher Frank Castorf gefragt, warum es unter „seiner Intendanz so wenige Regisseurinnen gegeben habe. Castorf hat das mit Fußball verglichen – und zusammengefasst, er hätte selten erlebt, dass eine Frau besser sei als ein Mann.
Was schon ein gewaltiger Hammer ist.
Im Rahmen von #metoo ist in den letzten Monaten viel auch über das Machtverhältnis von Frauen und Männern am Theater diskutiet worden. Einige Initiativen sind bekannt geworden, etwa die über „Mehr Solidarität am Theater“ oder das erste Treffen der Theatermacherinnen in Bonn. Frauen am Theater – Menschen am Theater – darüber hat Barbara Streidl mit Stefanie Beckmann gesprochen. Beckmann hat als Dramaturgin gearbeitet und berät heute Kunst- und Kulturschaffende.
Nina Brochmann, Ellen Stokken Dahl: Viva la Vagina! Alles über das weibliche Geschlecht. S. Fischer, 2018.
Dazu passt der schöne Kunstband „Vibration Highway“ von Andrea Éva Györi, erschienen in der Edition Taube, 2018.
Hat es nicht mehr in die Sendung geschafft, passt aber gut zum Thema:
Die Studie, die Maria Furtwängler mit ihrer MaLisa-Stiftung im Juli 2017 präsentiert hat: Frauen sind deutlich unterrepräsentiert im Fernsehen und im Kino, als Expertinnen, bei Informationssendungen und vor allem jenseits der 30. Die Studie hat sie im ZDF Heute Journal präsentiert, Moderator Claus Kleber wurde für seine Haltung gegenüber Furtwängler mit dem Negativ-Preis „Saure Gurke“ ausgezeichnet
Kritiker_innen der #metoo-Debatte bemängeln, dass ein Hashtag doch nichts ändern würde. Stimmt das? Zusammen mit Aoibhinn Ní Shúilleabháin betrachten wir die Abstimmung über das Recht auf Abtreibung in Irland und wie die Macht der Geschichten dort wirkte!
Zu Beginn dieser Sendung greifen wir noch einmal die Diskussion zwischen Svenja Flaßpöhler und Margarete Stokowski auf – auch ihr habt uns viele Kommentare dazu geschrieben. Wie kam die Debatte bei euch an und was haben wir durch sie gelernt? Kann ein „Hashtag-Feminismus“ die Welt verändern? Oder belässt die Frauen in der Opferrolle? Welche Rolle spielt die Macht der Geschichten bei #metoo? Was hat sie bewirkt? Wo ist Machtmissbrauch möglich?
Was Svenja Flaßpöhler vielleicht unterschätzt, ist wie wirkmächtig das Erzählen von Geschichten sein kann – deswegen haben wir einen Blick nach Irland geworfen. Dort hat die Bevölkerung in einer Volksabstimmung am 25. Mai entschieden, dass auch irische Frauen ein Recht auf Abtreibung haben sollen. Die Kampagne der Kirche und der konservativen Kräfte dagegen war hart und mächtig – doch noch mächtiger waren die persönlichen Geschichten der Frauen, die unter der bisherigen Gesetzgebung zu leiden hatten. Aoibhinn Ní Shúilleabháin erzählt uns, wie es war, an der „Yes“-Kampagne beteiligt zu sein und als „Mörderin“ beschimpft zu werden und wie dennoch die Iren, die bis heute zu über 70 Prozent katholisch sind, sich entschieden haben, das Abtreibungsverbot aus ihrer Verfassung zu streichen. Entscheidend – sagt Aoibhinn – waren die Geschichten.
In dieser Folge geht es erst um feministische Ideen, die gerade ein mögliches Update erfahren: die Rückkehr des Körpers – vor allem des weiblichen Körpers. War der nicht – wie auch das Geschlecht – eine Konstruktion? Danach diskutieren Susanne Klingner und Barbara Streidl einmal mehr über #metoo, besonders über den Umgang mit Kunstwerken von sogenannten Tätern.
Ist es heuchlerisch, die US-amerikanische Initiative Time’s up zu unterstützen, die Geld sammelt, um Frauen den nötigen Rückhalt für Strafverfahren wegen sexualisierter Gewalt zu geben, und gleichzeitig in einem Woody-Allen-Film zu spielen? Heuchelei wirft nämlich Allens Adoptivtochter, Dylan Farrow, Justin Timberlake vor.
Zum Schluss gibt es noch die Buchempfehlung für Mary Beard, „Women and Power“, und den Hinweis auf Susanne Klingners neuen Podcast bei Haus eins, den sie für „Plan W“ macht. Mehr Infos weiter unten.
Infos und Links:
Heide Oestreich fragt in der taz, ob der Körper im Feminismus wieder eine Rolle spielt
Eine Art Einführung in die Ideen von Judith Butler
Christina Thürmer-Rohr: „Es ist trügerisch zu meinen, Frauen führten mehr oder weniger und vielleicht sogar zunehmen ein unabhängiges Eigenleben parallel zu den patriarchalen Taten, sozusagen an einem anderen Ort.“ (aus: Vagabundinnen, ein Erzählband von Thürmer-Rohr)
Über den Umgang mit Kunstwerken von Tätern spricht Judy Blume bei NPR
Was #metoo in Sachen Leadership ändern könnte und was nichtj, behandelt dieser Kommentar aus Norwegen: „Aggressive, obstinate men are more likely to seek power and are often preferred as leaders. The #metoo revolution is pushing to change the way managers behave, but research shows that power changes people — and not always for the best.“
Buchtipp: „Women and Power. A Manifesto“ von Mary Beard; auf Deutsch heißt das Buch „Frauen und Macht“
Video mit zentralen Thesen bei Vortrag von Mary Beard im British Museum
Teaser auf den Plan-W-Podcast, den Susanne Klingner macht
Radiosendung von Barbara Streidl im BR zu #metoo: „Das Ende vom Schweigen der Lämmer: Was hat sich nach einem halben Jahr #metoo in Kultur und Medien verändert?“
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In der 100. Sendung dürft ihr uns alles fragen: „Ask me anything“ ist das Motto. Schickt uns eure Fragen – zu Themen, Problemen, Ärgernissen, über Mikrofone, Kaffeesorten, Bücher, Filme usw. bis zum 10.5.2018 (danach machen wir uns ans Beantworten). Wir freuen uns auf eure Fragen!
Katrin und Susanne nehmen noch mal Debatten aus den letzten zwei Sendungen auf und besprechen einen Text, der ihnen als Lektüre empfohlen wurde, und alles dreht sich um: Sex. Weiblichen Sex und männlichen Sex und was wir dabei in der ganzen #MeToo-Debatte gerade gewinnen; welche blinden Flecken es noch gibt und was hoffnungsvoll macht.
Diese Sendung dreht sich um das neue Sexualstrafrecht in Schweden, um mutige Frauen im Iran, um Frauen auf der ganzen Welt, die ihr Schweigen brechen, um Hillary Clinton, und um eine Frau und ihren Vergewaltiger, die gemeinsam ein Buch geschrieben haben.
Das Lesbenfrühlingstreffen findet vom 18. bis 21. Mai in Göttingen statt. Alle Infos und Anmeldung unter www.lft2018.eu
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Vorsätze, Wünsche und Ideen für 2018: Darüber sprechen Barbara Streidl und Susanne Klingner in diesem Podcast und kommentieren dann noch die tollen Wünsche der Hörerinnen und Hörer.
Eine Sendung über die Frage, wie man feministische Söhne großzieht, mehr Beispiele aus dem Alltagsfeminismus und beim Thema #metoo dranbleiben. Frauen in Konferenzen zuhören und auf die Lila-Podcast-Geburtstagsparty kommen – alles ist möglich auf der Wunschliste.
Dazwischen geht es noch um die Idee, Schillers „Ode an die Freude“ mit der Zeile „Alle Menschen werden Schwestern“ geschlechtergerecht zu machen, Barbara empfiehlt Bücher von Elif Batuman und Marc-Uwe Kling und Susanne einen Filmabend zu „Suffragetten“.
Der Fall Harvey Weinstein hat nicht nur Hollywood aufgerüttelt, sondern Frauen in der ganzen Welt ermuntert, ihre Geschichte zu erzählen, so auch Barbara. Es ist ein Beitrag dazu, zu “ verstehen, das ist nicht in Ordnung gewesen, was mir passiert ist und das ist nicht individuell sondern, das ist strukturell“. Was sind das für Strukturen und was muss jetzt geschehen, damit #metoo nicht bloß ein weiterer Hype in den Medien und im Netz gewesen ist, sondern vielleicht irgendetwas ändert? Christian Gesellmann hat es mit seinem sehr offenen Text über verinnerlichte männliche „Normalitäten“ schön auf den Punkt gebracht: Es stimmt etwas ganz gewaltig nicht! Ein „weiter so“ geht nicht mehr, das Wegsehen muss ein Ende haben.
ok, also nochmal: sex-vorwürfe kann man z. b. machen, wenn der partner währenddessen einschläft. das hier sind belästigungsvorwürfe. https://t.co/sWCSoSD24j